Schädlinge in München:Kampf gegen gefährliche Krabbler

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Im Umland sind ihm schon Hunderte Bäume zum Opfer gefallen - bald könnte er auch in die Stadt vordringen. Der Asiatische Laubholzbockkäfer wird weltweit als gefährlicher Baumschädling angesehen. Befallene Bäume müssen sofort gefällt werden.

Von Stefan Mühleisen, Neubiberg/München

Ein aggressiver Schädling, dem schon Hunderte Bäume im Umland zum Opfer gefallen sind, könnte bald in die Stadt vordringen. Behörden haben am Donnerstag bestätigt, dass der Asiatische Laubholzbockkäfer in Neubiberg, unweit der Münchner Stadtgrenze, 14 Bäume befallen hat. "Wir sind in großer Sorge, dass der Käfer auch in der Stadt festgestellt wird", sagte Martina Dietl vom Direktorium.

Zur Bekämpfung des Laubholzbockkäfers gibt es rigide Vorschriften, er wird weltweit als gefährlicher Baumschädling angesehen. Das 3,5 Zentimeter große Insekt bohrt sich bevorzugt in Ahorn, Weide, Pappel, Rosskastanie oder Birke und legt dort Eier ab; die Larven fressen dicke Gänge in den Stamm, befallene Bäume sterben ab.

Das Problem: An die Larven im Stamm kommt man mit Insektiziden nicht heran; werden sogenannte Ausbohrlöcher festgestellt - wie jetzt in Neubiberg -, ist es schon zu spät. Gemäß EU- und Bundesvorschriften müssen befallene Bäume unverzüglich gefällt werden, auch potenzielle Wirtsbäume in hundert Metern Umkreis werden rigoros abgeholzt.

"Es ist eine Katastrophe für uns"

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat im Radius von 2,2 Kilometern eine Quarantänezone eingerichtet. Sie gilt für vier Jahre und umfasst Teile Wald- und Neuperlachs sowie Putzbrunns, Ottobrunns und Hohenbrunns. Befallene Bäume in diesem Gebiet werden gefällt, gehäckselt und in Containern zu einer Verbrennungsanlage gebracht. "Es ist eine Katastrophe für uns", sagte Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland.

Unterdessen wollte Direktoriumsmitarbeiterin Dietl nicht ausschließen, dass der Schädling schon bald Bäume in innerstädtischen Grünzügen oder sogar im Englischen Garten befällt. "Die Angst der Fachleute ist da." Solange keine Quarantänezone ausgewiesen sei, wird die Staatsbehörde nach Dietls Worten jedoch keine Maßnahmen ergreifen.

"Wir halten die Augen offen", beschreibt sie die derzeitige Strategie. So würden Baumpfleger darin geschult, Befall zu erkennen, ebenso Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde. Zudem stehe man in Kontakt mit den Bezirksausschüssen Trudering-Riem und Ramersdorf-Perlach sowie den betroffenen Kommunen im Landkreis.

700 Bäume abgeholzt

Der Laubholzbockkäfer ist im Münchner Einzugsbereich bisher in Salmdorf (Gemeinde Haar) und Feldkirchen festgestellt worden. Auch dort gibt es nun Quarantänezonen. Seit Juli 2013 wurden dort nach LfL-Angaben 700 Bäume abgeholzt, Gewächse in den Waldgebieten nicht miteingerechnet. Eine Zone reicht in den Riemer Park, hier wurden "Verdachtsbäume" gefällt, wie das Direktorium bestätigt.

Das Ziel ist laut LfL-Koordinatorin Carolin Bögel nicht die Eindämmung sondern die Ausrottung der Käferpopulation. Von ihrer Behörde sind 15 Mitarbeiter in der Quarantänezone im Einsatz; sie untersuchen auch Bäume auf Privatgrundstücken. Dazu kommen sechs Mitarbeiter vom Forstamt für die Waldgebiete. "Es ist ein langfristiger Kampf", sagt Bögel. In der österreichischen Gemeinde Braunau habe der Kampf gegen den Laubholzbockkäfer ganze zehn Jahre gedauert.

© SZ vom 19.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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