Rosenheimer Straße:Autos müssen Radlern weichen

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Auf der Rosenheimer Straße will die Stadt mehr Platz für Radler schaffen. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Stadt will auf der Rosenheimer Straße zwei Fahrspuren streichen - um Platz für Fahrradwege zu schaffen und eine gefährliche Engstelle zu beseitigen. CSU und FDP fürchten lange Staus, wenn die viel befahrene Straße einspurig wird.

Von Marco Völklein

Die Stadt will in der Rosenheimer Straße zwei Autofahrspuren auflösen, um dort mehr Platz für Fahrradfahrer zu schaffen. Das sieht der Vorschlag des Planungsreferats vor, der derzeit noch mit den Verkehrsfachleuten aus dem Bau- und dem Kreisverwaltungsreferat abgestimmt werden muss.

Pro Fahrtrichtung soll den Autofahrern künftig nur noch eine "überbreite Spur" zur Verfügung stehen, sagt Karla Schilde vom Planungsreferat . Der Rest der Straße soll für zwei "abmarkierte Radfahrerspuren" genutzt werden, je eine pro Fahrtrichtung.

Wird der Vorschlag so umgesetzt, wäre der Streit um einen der umkämpftesten Lückenschlüsse im Münchner Radnetz beendet. Im Jahr 2009 bereits hatte der Stadtrat einen Grundsatzbeschluss zum Radverkehr gefasst und darin neben der Kapuzinerstraße und der Lindwurmstraße auch die Rosenheimer Straße als gefährliche Engstelle für Radler benannt - und die Verwaltung beauftragt, eine Lösung zu finden.

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Bislang allerdings ist nichts geschehen. Noch immer müssen Radfahrer von der Innenstadt kommend am Rosenheimer Platz entweder in die Balanstraße abbiegen, um weiter nach Osten zu radeln. Oder aber sie bleiben auf der Rosenheimer Straße und fädeln in den vierspurigen Abschnitt zwischen Franziskanerstraße und Orleansstraße ein - und kämpfen sich durch den Autoverkehr.

Im Jahr 2011 war an der Stelle eine Frau ums Leben gekommen, nachdem sie beim Einfädeln auf die Rosenheimer Straße von einem Lkw erfasst worden war. Aber auch in der Gegenrichtung kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Dort endet an der Kreuzung mit der Orleansstraße der von Süden kommende Radweg abrupt vor einem Laternenmast. Radler, die auf der Rosenheimer Straße stadteinwärts fahren, müssen sich vorsichtig in den fließenden Verkehr reintasten - insbesondere zu Spitzenzeiten eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit.

Mit den beiden Radstreifen links und rechts der Straße wäre dieser für Radler gefährliche Engpass beseitigt. Auch die Parkplätze entlang der Rosenheimer Straße blieben erhalten, was insbesondere den Anwohnern in Haidhausen wichtig ist. Die Frage ist aber, wie sich die Herausnahme zweier Fahrspuren auf den Autoverkehr auswirkt. CSU und FDP befürchten jedenfalls schon seit Jahren "Stau ohne Ende", sollte der nun vorgelegte Vorschlag des Planungsreferats realisiert werden.

Man habe verschiedene Varianten untersucht und sei nun zu dieser Lösung gekommen, sagt Referatssprecherin Schilde. Der Vorschlag entspreche den "neuesten Empfehlungen und Richtlinien zu Planung und Bau von Radverkehrsanlagen". Zudem hätten "Verträglichkeitsuntersuchungen" gezeigt, dass der Kfz-Verkehr auch mit zwei statt vier Spuren flüssig bleibe - "auch an den Knotenpunkten", also den Kreuzungen, die in der Regel besonders kritisch sind.

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FDP-Stadtrat Jörg Hoffmann rechnet dennoch mit Staus: "Das wird so schlimm wie in der Einsteinstraße." Dort hatten die Verkehrsplaner vor einigen Jahren ebenfalls pro Fahrtrichtung jeweils eine Autospur weggenommen und den Platz den Radlern zugeschlagen. Seither bilden sich insbesondere am Nachmittag stadtauswärts Staus; derzeit aber vor allem, weil an der Ecke zur Grillparzer Straße eine Baustelle die Straße verengt. Laut einer Zählung aus dem Jahr 2009 fahren auf der Einsteinstraße durchschnittlich 20.000 Autos am Tag, den Abschnitt zwischen Orleansstraße und Rosenheimer Platz auf der Rosenheimer Straße passieren 30.000 Fahrzeuge täglich.

Die FDP hatte daher vorgeschlagen, nur eine der vier Autospuren zu entfernen und die verbliebenen drei mit einer "Wechselverkehrsregelung" zu versehen. Über Ampeln sollte das Ganze so gesteuert werden, dass morgens, wenn der Berufsverkehr in die Stadt hineinrollt, stadteinwärts zwei Streifen zur Verfügung stehen; am Abend sollten zwei Streifen für den Verkehr stadtauswärts frei sein. Das Kreisverwaltungsreferat lehnte den Vorschlag aber als nicht praktikabel ab. Auf der Rosenheimer Straße zeichne sich "nicht einmal ansatzweise" eine Aufteilung der Autoströme nach dem von der FDP skizzierten Muster ab.

Laut Planungsreferat soll der Vorschlag im Herbst dem Stadtrat vorgelegt werden. Derzeit stimme man die Planungen noch mit den anderen Referaten ab, sagt Sprecherin Schilde. So mancher im Rathaus allerdings vermutet einen anderen Grund hinter der Verzögerung: Einige Stadtpolitiker seien derzeit daran interessiert, den Vorschlag möglichst erst nach den Wahlen im September publik werden zu lassen. "Eigentlich ist die Vorlage schon seit Langem fertig", heißt es aus einem der beteiligten Referate. "Vor den Wahlen allerdings will man keinen Aufschrei der Autofahrerlobby provozieren."

© SZ vom 07.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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