Riemer See:Mit Schildern und Bojen für mehr Sicherheit

Lesezeit: 3 min

Die Aussichtsterrasse des Wasserwachthauses bietet ungehinderten Ausblick auf das seichte Ufer des Riemer Sees. (Foto: Catherina Hess)
  • Vergangenen Sommer sind zwei Menschen im Riemer See tödlich verunglückt.
  • Die Wasserwacht kann von ihrem Posten aus nicht jeden Winkel des Sees beobachten.
  • Baureferat, Politiker, Polizei und Wasserwacht wollen die Sicherheit verbessern. Doch ein Ortstermin brachte viel Ernüchterung.

Von Renate Winkler-Schlang, Messestadt Riem

Zwei tödliche Unfälle am Riemer See in diesem Sommer und eine lange Liste von Verbesserungsvorschlägen aus dem Bezirksausschuss waren Anlass genug für einen Ortstermin von Baureferat, Politikern und Polizei bei der Wasserwacht. Das Fazit vorweg: Am besten wäre es, die Wasserwachtstation neu zu bauen.

Nicht etwa, weil die alte marode wäre. Sie steht nur an der falschen Stelle, sehr weit im Nordosten des langgestreckten Sees, dessen Ufer auf dieser Seite zwei Knicke aufweist. Knicke, die verhindern, dass die Retter die gesamte Wasserfläche im Blick haben können. Und genau in diesem nicht einsehbaren Bereich kam es zu den beiden Unfällen. Drei viel bessere alternative Standorte haben die Aktiven der Wasserwacht ausgemacht - die Liegewiese drüben am Gronsdorfer Ufer, die Stelle, an der sie ihr Rettungsboot zu Wasser lassen oder dort, wo während der Bundesgartenschau die Seebühne platziert war.

Messestadt Riem
:Wie kann man den Buga-See sicherer machen?

Bojen? Zäune? Oder ein neuer Standort für die Rettungsstation der Wasserwacht? Nach zwei tödlichen Badeunfällen überlegt die Messestadt Riem, wie der See besser gesichert werden kann.

Von Renate Winkler-Schlang

Was die Verantwortlichen dazu sagen

"Das ist eine politische Entscheidung", erklärte der Leiter der Zusammenkunft, Michael Brunner aus der Gartenbauabteilung des Baureferats. Der Riemer Park sei der einzige städtische, bei dem ein Bebauungsplan von Anfang an den einzigen Bauraum festgelegt hatte, ein Neubau ginge nur per Befreiung. Er wäre auch sicher aufwendig, allein wegen der nötigen Versorgungsleitungen quer durch den Park.

Der Vorsitzende des Bezirksausschusses Trudering-Riem, Otto Steinberger (CSU), sah am Gronsdorfer Ufer ökologische Probleme aufgrund der Staudenanpflanzung, die Wasserwacht aber erklärte, von dort hätte sie den besten Überblick. Grünen-Stadtrat Herbert Danner verwies auf das Urheberrecht des gestrengen Pariser Landschaftsarchitekten Gilles Vexlard, der womöglich Einspruch erheben könnte. Doch Danner war auch der Meinung: "Am Geld sollte es nicht scheitern." Die Vertreter des BA wollen für die nächste Sitzung einen Antrag vorbereiten. Eine Nutzung für das bestehende Wachhaus böte sich an: Dem Park fehle ohnehin ein zünftiger Biergarten, der könne dann hier andocken.

Mehr und bessere Ausstattung für die Sicherheit rund um den See - zu diesem Thema war den Lokalpolitikern eine ganze Menge eingefallen. Doch die Kommentare der Verantwortlichen von Wasserwachtseite waren höchst ernüchternd. Uwe Wagner, technischer Leiter der Ortsgruppe Riem, Georg Haßelbeck, Chef der Münchner Wasserwacht, und dessen Stellvertreter Rudi Brettner haben offenbar viel negative Erfahrung mit Vandalismus gemacht - gerade an diesem See.

Sie alle wollen, dass in diesem See nie mehr jemand ertrinkt: Otto Steinberger, Georg Haßelbeck, Uwe Wagner, Rudi Brettner und Michael Brunner. (Foto: Catherina Hess)

Weitere Rettungsringe? Damit zieren offenbar die Menschen gerne ihre Partykeller. Leitern zur Rettung auf dem Eis im Winter? Die werden gerne von Einbrechern entwendet. Surfbretter am Ufer zu Rettungszwecken? "Da könnte man gleich einen Dauferauftrag ausschreiben, so oft würden die geklaut", sagte Brettner. Ein Rettungsball am Seil? "Taschenmesser - und weg ist das Ding." An den Notrufsäulen rund um den See würden immer wieder die Hörer abgerissen, oftmals dienten sie beim Kicken als Tor. Auch im Boot der Wacht turnten die Leute herum. An dem teuren Surfbrett der Wacht zerstörten Jugendliche kürzlich die Finne. Steche die Wacht in See, um die ganze Fläche im Blick zu haben, dauere es trotz aller Aufforderungen oft eine halbe Stunde, bis die Schwimmer den Weg freigeben.

Was die Rettungsschwimmer dazu sagen

Das alles macht den ehrenamtlichen Rettern das Leben schwer. Völlig ohne städtischen Zuschuss haben sie sich verpflichtet, an Wochenenden und Feiertagen hier Dienst zu tun. Nach Möglichkeit opfern sie auch nach Feierabend ihre Freizeit. Mit mindestens vier Mann ist die Station besetzt, Nachwuchs ist rar. Unter diesen Umständen noch einen Aussichts-Wachtturm am anderen Ende des Gewässers zu besetzen, das sei einfach nicht drin, sagten die Aktiven: "Wenn die Stadt so etwas will, muss sie jemanden einstellen." Überhaupt könnten sie bei bis zu 10 000 Badegästen nicht jeden im Blick haben, zumal unter denen im Zeitalter der mangelnden Schulschwimmbäder und seichten Spaßbäder immer mehr Nichtschwimmer seien.

Ein paar Lichtblicke aber brachte der Ortstermin doch: So hat das Baureferat bereits Schilder mit Piktogrammen aufgestellt, die vor dem nach einigen Metern relativ plötzlich steil abfallenden Ufer warnen. Auch Bojen an diesem Übergang seien geplant - das sei nun juristisch geprüft und gehe, ohne dass der See formal zur Badeanstalt werde und die Stadt damit stärker in die Haftung genommen werde. Den Untergrund neu zu modellieren oder mit Kies aufzuschütten, schloss Brunner aus. Er gab aber auch zu verstehen, dass künftig die Stadt die Notrufsäulen selbst warten könnte: Bisher macht das die Stiftung, die sie finanziert hat - mit einem Mann, der aus Stuttgart anreist.

Um den Überblick zu behalten, umrunden die Wasserwachtler den See immer wieder mit dem Rad. Weniger schweißtreibend soll das für sie künftig sein: Der Bezirksausschuss will ihnen aus seinem Budget zwei Pedelecs spendieren.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Sicherheit am Badesee
:Wie man Ertrinkende rettet

Mal ist es ein Krampf, mal ein Kopfsprung ins unbekannte Gewässer, mal bricht der Kreislauf zusammen: Was passiert, wenn ein Schwimmer in Not gerät? Wasserwacht-Chef Tobias Fritsch gibt Tipps.

Interview von Daniela Gorgs

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: