Messestadt Riem:Wie kann man den Buga-See sicherer machen?

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Bojen? Zäune? Oder ein neuer Standort für die Rettungsstation der Wasserwacht? Nach zwei tödlichen Badeunfällen überlegt die Messestadt Riem, wie der See besser gesichert werden kann.

Von Renate Winkler-Schlang, Messestadt Riem

Schockiert von zwei tödlichen Unfällen in diesem Jahr und insgesamt zehn Badetoten seit Bestehen des Sees hat sich der Bezirksausschuss (BA) viele Gedanken darüber gemacht, ob der Riemer Badesee besonders gefährlich und was zur Verbesserung der Sicherheit zu tun ist. Diese gingen von Warn- und Infotafeln in mehreren Sprachen bis zu umwälzenden Vorschlägen - eine neue Wasserwachtstation am Gronsdorfer Ufer, die Veränderung des Gefälles im See oder einen Teil mit einem Zaun zu einer abgetrennten Badeanstalt zu machen. Mit den Eintrittsgeldern ließe sich ein Bademeister fest anstellen. Doch einen Ortstermin, um solche grundlegenden Veränderungen zu diskutieren, kann es wohl erst nach der Badesaison im September geben. Dass das nötig ist, haben die Grünen auch in einer Stadtratsanfrage deutlich gemacht.

Viel Kritik an der ursprünglichen Planung von Seeprofil und Wasserwacht-Platzierung schwingt mit bei dieser Diskussion. Und es stimmt: Die Wasserwacht selbst hatte in der Planungsphase schon darauf gedrungen, dass ihr Haus auf die Südseite des Sees kommt. Gebaut wurde es aber am nordöstlichen Zipfel, von wo aus die Retter wegen eines Knicks im See nicht alles im Blick haben. Doch Parkplaner Gilles Vexlard setzte sich seinerzeit durch.

Wasserwacht-Sprecher Heinz Effenberger erinnerte zwar an diese Historie, gab aber im selben Atemzug zu bedenken, dass die ehrenamtlichen Helfer angesichts von manchmal 6000 Badegästen auch bei besserer Ausgangslage keine Garantie gegen Unfälle geben könnten. Die Riemer Wasserwacht habe Fahrräder und ein Boot, um das Standort-Manko auszugleichen. Doch natürlich müsse der Radler oder Bootsführer zunächst darauf achten, nicht selbst einen Unfall zu verursachen.

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Auch Überwachungskameras werden diskutiert

Helmut Aschl, Geschäftsführer der Messestadt Riem Gesellschaft (MRG), die die Infrastruktur im Stadtteil baut, hält einen Wasserwacht-Umzug für unrealistisch: Das Südufer sei nicht erschlossen, nur zu Fuß und mit dem Rad erreichen Badegäste hier den See. Die CSU im BA allerdings will die Diskussion eröffnen: Aus der jetzigen Station könne man dann eine familienfreundliche Gastronomie machen. Die werde ohnehin schon lange vermisst.

Kontrovers wird auch das Gefälle im bis zu 18 Meter tiefen See diskutiert. An der breiten Seite im Osten ist es kindgerecht, doch vor allem an den Schmalseiten fällt der Boden nach einer kurzen seichten Zone schnell steil ab. Dort Kies aufzuschütten, hält Helmut Aschl, nach eigenen Worten einst Bayerns jüngster Rettungsschwimmer, für technisch unmöglich - das Material würde abrutschen. Er verweist aber wie auch die Wasserwacht auf die Eigenverantwortung der Schwimmer. Die Freibad-Idee werde sich ebenfalls nicht umsetzen lassen, urteilt Wasserwacht-Sprecher Heinz Effenberger: "Da könnte man mit dem Feldmochinger See und der Isar gleich weitermachen."

Bleiben also aller Voraussicht nach die kleinen Dinge, die man ändern könnte: Bojen oder schwimmende Schnüre könnten zwar helfen, vielleicht aber auch manche Schwimmer zu Mutproben animieren, meint Aschl. Effenberger denkt an Schilder mit Piktogrammen, die von allen verstanden werden. Er beklagt den Vandalismus, der schuld sei, dass nicht einmal alle Rettungstelefone und -ringe rund ums Ufer intakt seien. Doch der Stadt wolle er keinen Vorwurf machen.

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Im Bezirksausschuss ist noch die Rede von Überwachungskameras, von Aufklärungsfilmen am Kiosk, von "Baden-auf-eigene-Gefahr"-Schildern, Aussichtstürmen für die Wasserwacht. Diese kurzfristig umsetzbaren Ideen solle die Verwaltung sofort prüfen. Erfreut zeigte sich der BA, dass Vexlard nun immerhin weitere Bäume zulasse: Die Stadt habe ihn überzeugen können, wie wichtig Schatten sei. So würden sich vielleicht weniger stark erhitzte Menschen ins kalte Wasser stürzen.

Der BA muss aber auch die Aussage von Martin Stadler von der Riemer Wasserwacht zur Kenntnis nehmen, dass die Station nur an schönen Wochenenden und Feiertagen zuverlässig besetzt sei, während der Woche könne man froh sein, wenn Kollegen nach Feierabend noch Dienst tun. Effenberger warb um Nachwuchs: Jeder sei herzlich eingeladen, die umfangreiche Retterausbildung zu absolvieren. Und im Übrigen, so Effenberger, komme es auf jeden an: Eltern müssen auf ihre Kinder schauen, Badegäste auf die Menschen neben sich. Und schwimmen lernen sollten alle.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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