Regionale Lebensmittel:Der Öko-Esel kommt in Tritt

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Packen und Ausliefern macht viel Arbeit: Hannes Schmidt und Katharina Deininger in ihrem Lebensmittelladen und -lager. (Foto: Catherina Hess)

Neuhausens neuer Mitglieder-Lieferservice hat sich nach der mühsamen Gründungsphase gut eingeführt. Nun wollen die Initiatoren mit einer Crowdfunding-Kampagne die Auswahl und die Öffnungszeiten verbessern

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Eine Weile trat er ziemlich auf der Stelle, der "Öko-Esel", den Johannes Schmidt und Konstantin Deininger im Herbst 2016 mit viel Idealismus ins Leben gerufen hatten: Eine Nahversorgung mit biologischen, regionalen Lebensmitteln wollten die beiden damals 26-jährigen Freunde aufbauen, so preisgünstig wie möglich, auf der Basis eines Mitgliederladens, der sich der Anonymität und den starren Marktmechanismen eines Supermarkts ein Stück weit entzieht.

Anfangs gab es keinen Laden, nur einen Lagerraum an der Lachnerstraße 33 in Neuhausen, dort packten die beiden Studenten einmal wöchentlich die übers Internet bestellten Waren in Kisten und lieferten sie mit Fahrrad und Anhänger aus. Aber dieser Service entsprach nicht den Bedürfnissen aller Kunden: "Da gab es ein paar Damen, die machten schnell klar, dass sie lieber zum Einkaufen zu uns kommen würden." Also öffneten sie im Frühjahr 2017 ihr Lebensmittellager freitags zum Direkt-Einkauf für Öko-Esel-Mitglieder. Und seit im Juni der Montag als zweiter Öffnungstag dazu gekommen ist, "geht's rapide hoch", erzählt Schmidt erfreut. 100 Mitglieder aus Neuhausen, aber auch aus Laim, Giesing, Schwabing oder der Maxvorstadt hat der Öko-Esel mittlerweile. Die stellen mit ihren 15 Euro Monatsbeitrag sicher, dass die Waren fast ohne Aufschlag weitergegeben werden können. Das Team hat sich um Konstantins Schwester Katharina Deininger vergrößert, die ihr auf Biohöfen in Südafrika gesammeltes Wissen einbringt. Und der Kellerraum nahe dem Rotkreuzplatz, anfangs spartanisch mit nur einem Regal eingerichtet, wird zu eng. Höchste Zeit, finden die drei, eine flottere Gangart anzuschlagen: mehr Fläche und Auswahl, häufigere Öffnungszeiten, Kühlregale, eine Käsetheke. Und ein anständiges, stabiles Lastenrad.

Um das alles zu finanzieren, haben sie eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, angesetzt sind 10 000 Euro bis Ende Februar. Bisher sind nur 3000 Euro eingegangen, aber das entmutigt die Öko-Eselstreiber nicht. "Crowdfunding ist eine unserer Sache angemessene Form der Finanzierung, wir sind ja nicht profitorientiert", finden sie. Sollte nicht genug Geld zusammenkommen, werden sie es über "kleine Kredite von Mitgliedern, Genussscheine oder ähnliches" probieren. Sogar einen größeren Verkaufsraum haben sie schon in Aussicht, im selben Viertel - mehr darüber will Schmidt lieber nicht verraten, noch ist es nicht spruchreif: "Wenn das klappt, wär' es perfekt." Dann könnten sie ihren Laden auch als kleinen Nachbarschaftstreff führen, wo man noch einen Kaffee trinkt und ein bisschen ratscht - Kommunikation ist neben dem ebenso verbraucherorientierten wie produzentenfreundlichen Handel eines ihrer selbst gesteckten Ziele.

Dass das anfangs so vor sich hin dümpelnde Mitgliederladen-Modell sich im Angebot von Bioläden, Verkauf ab Hof oder anderen Ökokisten-Lieferungen ins Haus zunehmend behaupten kann, bestärkt das Öko-Esel-Trio, weiterzumachen - obwohl doch viel mehr Arbeit drinstecke, als sie sich in ihrer Begeisterung vorgestellt haben, räumt Schmidt ein. Vor allem das Zusammenstellen der Kisten und das Ausliefern sei zeitaufwendiger, als sie dachten, deshalb haben sie ihre Kalkulation ein bisschen nachjustiert, sprich: die Liefergebühr erhöht und eine Packgebühr von fünf Prozent des Einkaufswertes eingeführt. "Ein bisschen bleibt sogar für unsere Arbeit übrig", sagt Schmidt - er macht seinen Master in Soziologie, der Betriebswirtschaftler Konstantin Deininger schließt gerade ein Masterstudium an der Hochschule für Philosophie ab. "Aber es ist noch weit entfernt von einem fairen Stundenlohn."

Informationen zu Mitgliedschaft und Warenangebot unter www.oekoesel.de

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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