Raumnot an der Technischen Universität:Büffeln im Bürgersaal

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Weil in der TU nicht genügend Platz ist, hat die Universität den Garchinger Bürgersaal für Lehrveranstaltungen angemietet. Studenten und Dozenten sind davon gar nicht begeistert.

Inga Rahmsdorf

Im Bürgersaal steht ungewohnter Besuch an. Während des Wintersemesters, das kommende Woche beginnt, wird die TU dort jeden Montag Vorlesungen halten. So zumindest ist es geplant. Allerdings zeigen sich Studierende und Dozenten bisher nicht sehr angetan davon, für eine Vorlesung nach Garching zu fahren.

Wegen Raummangels hat Christian Kredler, der Sonderbeauftragte des TU-Präsidenten, den Garchinger Bürgersaal montags zwischen acht und 16 Uhr gemietet, "und bereits bezahlt", wie Kredler hinzufügt. Studierende und Dozenten seien aber nicht begeistert, für eine Vorlesung das Forschungsgelände zu verlassen. "Sie ziehen es vor, die Veranstaltung auf die Abende oder den Freitagnachmittag zu verschieben und so auf dem Campus zu bleiben, anstatt zu attraktiveren Zeiten zum Bürgersaal zu fahren", sagt Kredler.

Ansturm des doppelten Abiturjahrgangs erwartet Mit der Anmietung will der Sonderbeauftragte auch testen, wie gut es funktioniert, Veranstaltungen in Räume außerhalb des Campus zu verlagern. Denn die TU rechnet wegen des doppelten Abiturjahrgangs 2011 mit einem Anstieg der Studierendenzahlen um 40 Prozent. Darauf müsse die Universität gut vorbereitet sein, sagt Kredler. Die räumlichen Kapazitäten seien jetzt schon voll ausgelastet und es werde immer unwahrscheinlicher, dass das Projekt "Neue Mitte" auf dem Campus bis 2011 fertig gestellt werde. Der Bau des Gebäudekomplexes, in dem unter anderem auch ein Hörsaal entstehen soll, hat noch nicht begonnen.

Welche Vorlesungen im Garchinger Bürgersaal gehalten werden, ist noch unklar und wird sich erst in der kommenden Woche entscheiden. In Frage kommen Vorlesungen aus der Mathematik, Informatik und dem Maschinenwesen. Die anderen Fachbereiche sind auf Labore und Ausstattungen auf dem Campus angewiesen. Eine Vorlesung zur linearen Algebra war bereits im Bürgersaal eingeplant, doch dann zog es der Dozent vor, auf dem Campus zu unterrichten. "Wenn erst einmal der Bann gebrochen ist und die Studierenden und Dozenten Vorlesungen im Bürgersaal besuchen, werden sie feststellen, dass es gar nicht so schlimm ist, eine Station mit der U-Bahn oder mit dem Auto zu fahren", zeigt sich Kredler optimistisch.

Wolfgang Windisch, Kulturreferent der Stadt Garching, ist erfreut über den neuen Mieter. Die TU kenne das Haus bereits, habe aber bisher den Saal nur für einzelne Veranstaltungen wie Konferenzen oder als kurzfristige Ausweichmöglichkeit genutzt. Vorlesungen im Bürgersaal, wenn es denn welche gibt, sollen auch interessierten Besuchern offenstehen.

© SZ vom 15.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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