Rathaus:München spart an Schulen

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In der Bazeillesschule ist die Garderobe im Klassenzimmern, in neuen Schulen wird es eigene Räume geben. (Foto: Alessandra Schellnegger)

CSU und SPD zwingen das Bildungsreferat dazu, weniger Geld auszugeben.

Von Dominik Hutter und Melanie Staudinger, München

Neue Schulgebäude in München sollen künftig weniger luxuriös ausfallen. CSU und SPD wollen das erst im Frühjahr beschlossene Standard-Raumprogramm überarbeiten und an möglichst vielen Stellen abspecken. Vor allem neue Gymnasien sollen dem Vorschlag zufolge deutlich kleiner ausfallen als bisher geplant.

"Angesichts der Milliardensumme, die wir für die Schulbauoffensive ausgeben, bedeutet jeder nicht gebaute Quadratmeter eine gewaltige Kostensenkung", erklärt die stellvertretende SPD-Fraktionschefin und designierte Bildungsreferentin Beatrix Zurek. Das Ganztagskonzept und andere pädagogische Vorgaben stehen dabei nicht zur Debatte. "Aber es merkt doch kein Mensch, ob irgendein Gang ein paar Quadratmeter weniger hat."

"Vielleicht war das damals zu großzügig"

Die aktuellen Standards für Münchner Schulen gehen aus pädagogischen Gründen in vielen Details über die Vorgaben des Freistaats hinaus - was die Stadt teuer kommt, da das Ministerium die Zuschüsse nach den eigenen Richtlinien berechnet. Die Differenz muss aus dem Kommunalhaushalt kommen. Kämmerer Ernst Wolowicz hatte daher schon im Frühjahr angemahnt, doch ein wenig kürzer zu treten. Dies will das schwarz-rote Bündnis unter dem Eindruck knapper werdenden Geldes nun nachholen.

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"Vielleicht waren wir damals zu großzügig", räumt Zurek ein. Man dürfe sich aber jetzt einer solchen Diskussion nicht verschließen. Zumal luxuriös dimensionierte Schulen auch entsprechend hohe Betriebskosten aufweisen. Ähnlich argumentiert Beatrix Burkhardt, schulpolitische Sprecherin der CSU. Man müsse einen guten Kompromiss zwischen der Finanzlage der Stadt und einer angemessenen Pädagogik finden, sagt sie.

Wenn der Stadtrat dem Antrag zustimmt, muss Stadtschulrat Rainer Schweppe sein Programm in weiten Teilen neu verfassen. So finden CSU und SPD, dass die 60 Quadratmeter großen EDV-Räume in Grundschulen aus einer anderen Zeit stammen - Computer würden inzwischen ganz selbstverständlich in den normalen Unterricht integriert.

Durch die Umplanung soll sich nichts verzögern

Aber auch diverse Verwaltungs-, Abstell- und Nebenräume, die Flure sowie die zentralen Aufenthaltsbereiche in den "Lernhäusern" sollen künftig ein paar Nummern kleiner ausfallen. Überprüft werden sollen die Größe der Klassenzimmer in Gymnasien sowie die Ausstattung der Mensen. Nicht zur Debatte stehen hingegen die Inklusionsräume, die eine Eingliederung von Schülern mit Beeinträchtigungen in den Unterricht an allen Schularten ermöglichen sollen.

Wenn es möglich sei, bei der Umsetzung der neun Milliarden Euro teuren Bildungsoffensive auch nur fünf Prozent einzusparen, blieben stolze 450 Millionen in der Kasse, so Zurek. Allerdings dürfe sich durch die Umplanungen nichts verzögern, bereits fortgeschrittene Planungen sollen vom Rotstift verschont bleiben. Nach Angaben von Schweppe prüft die Stadtverwaltung gerade jedes einzelne Projekt - viel Zeit haben die Mitarbeiter allerdings nicht.

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Schon im Februar will der Stadtschulrat dem Stadtrat einen ersten Bauprogrammbeschluss mit konkreten Projekten zur Entscheidung vorlegen. "Ich bin überzeugt davon, dass die beispielhaften Münchner Standards beibehalten werden können", sagt Schweppe. Er begrüße es, dass die pädagogische Raumgestaltung erhalten bleiben soll. "Selbstverständlich kann man aber noch einmal über die Einsparung bei bestimmten Flächen sprechen", erklärt er.

Doch nicht nur CSU und SPD haben sich Gedanken gemacht, wie die Schulbauoffensive günstiger werden kann. Mitte Dezember haben die Grünen bereits ein ganzes Vorschlagspaket unter dem Motto "Die fetten Jahre sind vorbei" eingebracht. Die Stadträte erwägen darin etwa die Gründung einer Schulbaugesellschaft, die alle Bauaktivitäten bündeln könnte. Auch die Grünen setzen auf eine Einsparung der Flächen: Schulen sollen höher gebaut, auf den Dächern Sport- und Pausenanlagen untergebracht werden.

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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