Ramersdorf:Unsere Höfe sollen schöner werden

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Anschauungsunterricht: Landschaftsarchitektin Heide-Marie Eitner erläutert die geplante Neugestaltung der Innenhöfe der Gewofag-Siedlung. (Foto: Lukas Barth)

Die Wohnungsbaugesellschaft Gewofag will ihre Siedlung am Karl-Preis-Platz zusammen mit den Bewohnern attraktiver machen

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Manchmal scheint es nötig zu sein, sich erst einmal den Frust von der Seele zu reden. Diesen Eindruck konnten Beobachter am Donnerstagabend bei dem "Quartiersspaziergang" gewinnen, zu dem die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag geladen hatte. Deren Vertreter, insbesondere Stefan Feller, sowie die Landschaftsarchitektin Heide-Marie Eitner und ihr Team wollten gemeinsam mit Bewohnern der Siedlung nördlich und südlich des Karl-Preis-Platzes diskutieren, wie die sechs Innenhöfe attraktiver werden könnten. Grundlage dafür war das Konzept, das Eitner erarbeitet hat und an dem Abend vorstellte.

Doch wie gesagt: Zunächst schimpften einige der rund 20 Anwohner, die am Rundgang teilnahmen, recht unverblümt auf das, was ihnen derzeit besonders stinkt - zum Beispiel die Hinterlassenschaften der Hunde in den Wiesen und auf den Spielplätzen. "Der Trend geht inzwischen ja zum Dritthund", sagte eine Frau ironisch und meinte das keineswegs lustig. "Nachts ist hier immer Remmidemmi", klagte eine andere Anwohnerin über das Treiben in ihrem Hof. Der Lärm der Jugendlichen, die Fußball spielen, oder derjenigen, die dort Party machen, sei oft bis spät in ihrer Wohnung zu hören und lasse die Kinder nicht schlafen. Ein älterer, gehbehinderter Mann wiederum vermisste genügend geeignete Rastplätze in der Anlage, auf die er etwa auf dem Weg zum Einkaufen angewiesen sei.

So war von den Gewofag-Leuten und Landschaftsarchitektin Eitner, denen immer wieder solche kleineren und größeren Missstände geschildert wurden, zunächst einmal Geduld gefordert. Andererseits war es genau dieser Input der Bewohner, den man sich bei der Gewofag erhofft hatte. Möglichst viele ihrer Vorschläge wolle man aufgreifen, versicherte Stefan Feller.

Dabei hat eine erste "Ideensammlung" bereits stattgefunden: Rund 1200 Fragebögen hatte die Gewofag an die Mieter der Siedlung geschickt, um zu eruieren, was bezüglich der Innenhöfe kritisiert beziehungsweise gefordert wird. 237 Fragebögen kamen ausgefüllt zurück und wurden von Eitner und ihrem Team ausgewertet.

Vier Schlagworte und damit verbundene Probleme tauchten demnach immer wieder auf: Hunde, Müll, Fahrräder und Spielplätze. Davon ausgehend entwickelten Eitner und ihre Mitarbeiter unter anderem die Idee, die Spielplätze nicht länger für alle Altersgruppen auszustatten. Stattdessen soll künftig in dem einen Innenhof eine Anlage für Kleinkinder, in dem anderen für die etwas Größeren entstehen und so fort. Aber auch Jugendliche und Erwachsene sollen eigene Betätigungsfelder finden. Außerdem will Eitner - gerade für ältere Mieter - Ruhezonen mit Sitzgelegenheiten schaffen. Selbstverständlich soll der beeindruckende Baumbestand in den Innenhöfen erhalten und geschützt werden. Zugleich möchte man die Artenvielfalt fördern. So lautet ein Vorschlag, Rasenflächen in ganzjährig blühende Magerwiesen umzuwandeln. Nicht zuletzt will man bei der Neugestaltung der Innenhöfe die Bewohner der Siedlung mit ins Boot holen.

Neben der grundsätzlichen Möglichkeit zur Mitbestimmung schweben Eitner auch Patenschaften für einzelne Anpflanzungen, Geräte oder Projekte vor. Ermöglicht wird die Sanierung der Innenhöfe durch Zuschüsse des Förderprogramms "Soziale Stadt" von Bund, Land und Kommune. Die Gewofag will im Herbst beginnen, die Fertigstellung ist bis Mitte 2017 geplant.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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