Ramersdorf:Neuer Standort für griechische Schule

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Das Lyzeum für die Jahrgangsstufen zehn bis zwölf zieht vom Truderinger Schatzbogen an die Ständlerstraße

Von Renate Winkler-Schlang, Ramersdorf

Griechische Schüler ziehen nach Ramersdorf. Dieses Gerücht hatte bei Mitgliedern des Berg am Laimer Bezirksausschusses bereits zu verhaltener Euphorie geführt - war dies das Ende im Kampf um das Grundstück für die Griechische Schule an der Hachinger-Bach-Straße? Und in der Tat: Der Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach stimmte in seiner Sitzung am Donnerstagabend der Ansiedlung einer griechischen Privatschule in den oberen Stockwerken eines geplanten Neubaus der Firma S 36 Verwertungs GmbH und Co KG an der Ständlerstraße 38 zu. Dort hätten zunächst Büros und Werkstätten entstehen sollen.

Das Gremium erhob keine Einwände gegen den nun angestrebten Bau von Klassenzimmern. Lediglich die Freiflächen müssten neu geplant werden, damit Schulbusse oder die Autos von Eltern optimal an- und abfahren sowie parken können. Sonst bestehe die Gefahr von Schleichwegverkehr in den angrenzenden Anwohnerstraßen wie der Traunreuter Straße oder der Puechbergerstraße, so Planungsausschuss-Sprecher Wolfgang Thalmeir (CSU). Dafür, welche griechische Schule genau nun dort einziehe, hatte sich der Bezirksausschuss nicht näher interessiert.

Enttäuschend für die Berg am Laimer: Es handelt sich nicht um die griechischen Grund- und Teilhauptschüler, für die die Hachinger-Bach-Straße vorgesehen war, sondern um das griechische Lyzeum, das seinen bisherigen Standort am Truderinger Schatzbogen 29 aus Platzgründen aufgeben muss. Das erklärt der dortige Rektor Stavros Eleftheriadis auf SZ-Anfrage: Ende des Schuljahres werde für die etwa 300 Schüler der Jahrgangsstufen zehn bis zwölf (griechische Kinder lernen bis zur neunten Klasse gemeinsam, daher beginnt das Lyzeum erst in der zehnten Jahrgangsstufe und es dauert nur bis zur zwölften) in Trudering Schluss sein.

Bleibt die Frage, was aus der Bauruine der griechischen Grund- und Teilhauptschule in Berg am Laim geworden ist. Die Stadt hat das Grundstück zurückgefordert, weil die Republik Griechenland sämtliche vertraglich vereinbarten Fristen zur Vollendung der Lehranstalt versäumt hatte. Doch obwohl die Fläche nun laut Grundbuch wieder der Stadt gehört, darf diese sie nicht betreten oder nutzen, denn nun gibt es einen Juristen-Streit darüber, ob das Grundstück griechisches Hoheitsgebiet sei und ein Betreten einem feindlichen Einmarsch gleichkomme. Der Fall hatte hohe Wellen geschlagen bis hin zum damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

Georgios Vlachopoulos, griechischer Anwalt in München und steter Kämpfer für diese griechische Schule, erklärt, das Rechtsgutachten liege nun vor und stärke seine Position. Die Stadt habe es nun also zu verantworten, dass die Baustelle der griechischen Schule monatelang brach lag, dass der Zahn der Zeit an dem unvollendeten Bauwerk nagte. Da werde Griechenland wohl über Entschädigungsforderungen nachdenken müssen, ehe man weiterbaue.

Aber er habe ja immer gesagt, dass es bei einem solchen Streit nur Verlierer geben könne, der größte Verlierer sei im Übrigen die griechisch-bayerische Freundschaft. Griechische Politiker aber hätten nun immerhin den Eindruck, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wolle einlenken. Er frage sich zwar, wie Reiter das könne ohne seinen Stadtrat, der sich ja stur gestellt habe, ergänzt Vlachopoulos süffisant, doch nun gehe es nur um diese Schule: "Wir brauchen sie", sagt der Rechtsanwalt. Und: "Es tut mir leid, recht zu haben."

Die Stadt jedoch hat eine andere Version der Geschichte: Kommunalreferent Axel Markwardt lässt seinen Sprecher Bernd Plank ausrichten, das von der Stadt bestellte Gutachten "von einem renommierten Professor" liege vor und enthalte "klar eine Aussage zu Gunsten der Stadt". Wie diese nun weiter verfahren werde, könne er derzeit nicht prognostizieren. Vlachopoulos erklärt, dieses städtische Gutachten kenne er nicht, er wisse nicht, von welchen Prämissen der von der Stadt bestellte Gutachter ausgegangen sei. Das Gutachten Griechenlands jedenfalls sei "von unabhängigen Juristen" erstellt worden, sagt er. Ihm sei es angesichts dieser Entwicklung lieber, dass die Politik entscheide und der gesunde Menschenverstand, als ein Gericht wie etwa der Europäische Gerichtshof.

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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