Ramersdorf:Klare Ansage

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Der Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach lehnt die derzeitigen Planungen an der Ständlerstraße ab

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Fragen über Fragen wirft das Umbauprojekt an der Ständlerstraße 45 auf. Zumindest ist der Bezirksausschuss (BA) Ramersdorf-Perlach dieser Meinung und hat es deshalb mehrheitlich abgelehnt. Beantragt ist der Neuaufbau des Rück- und Zwischengebäudes sowie eine Nutzungsänderung des Rückgebäudes - aus den bisherigen Büros soll ein Boardinghouse werden. Dieses Vorhaben aber gibt den Lokalpolitikern einige Rätsel auf. "Weshalb gerade im vorderen Bereich, also unmittelbar angrenzend an die lärmintensive Ständlerstraße, Wohnnutzung und im hinteren Bereich die Nutzung als Boardinghouse vorgesehen ist, kann nicht nachvollzogen werden", schreiben sie in ihrer Stellungnahme. Umgekehrt wäre sinnvoller.

Darüber hinaus sei nicht klar, welche konkrete Nutzung im hinteren Bereich erfolgen solle. Der Begriff "Boardinghouse" werde derzeit für eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzungstypen gebraucht, die von einem Hotelbetrieb über die Unterkunftsanlage für Flüchtlinge und Wohnungslose bis hin zum Bordellbetrieb und zum Wohnheim reichen. "Der Begriff ,Boardinghouse' bietet den Vorteil, nicht genau definieren zu müssen, welche konkrete Nutzungsabsicht vorliegt", argwöhnen die Mitglieder des Bezirksausschusses. Deshalb müsse in diesen Fällen eine detaillierte, aussagekräftige Betriebsbeschreibung gefordert werden, die hier - gemeint ist das Projekt an der Ständlerstraße - nicht in ausreichender Form vorhanden sei.

Sofern eine Wohnraumnutzung beabsichtigt ist, dürfte eine solche Form der Planung aufgrund des gewerblichen Charakters der umgebenden Grundstücke unzulässig sein; ein Stellplatznachweis liege ebenfalls nicht vor. Jede Nutzung als gewerbliche Unterkunft würde aber einen erheblichen Stellplatzbedarf auslösen, glauben die BA-Mitglieder. Da die Auto-Stellplätze entlang der Ständlerstraße im fraglichen Bereich ohnehin äußerst knapp sind, müsste hier auf die Realisierung einer ausreichenden Stellplatzzahl besonders geachtet werden.

Soweit gingen die Lokalpolitiker in der Einschätzung des Vorhabens konform. Ein Passus aber, den der Unterausschuss Bauvorhaben, Stadtplanung und Bürgerbeteiligung in seiner Beschlussempfehlung vorbereitet hatte, entzweite die Gemüter: "Eine weitere Unterkunftsanlage für Wohnungslose und Flüchtlinge ist in Anbetracht der gleichartigen Einrichtungen in der unmittelbaren Umgebung nicht sinnvoll und würde eine unerwünschte Gettobildung fördern." So kritisierte Markus Guinand (SPD), dass hier unterschwellig der Eindruck erweckt werde, dass die Unterbringung von Flüchtlingen zwangsläufig zur Gettoisierung führt.

Markus Guinand forderte daher, den entsprechenden Passus zu streichen. Mit 22 zu 21 Stimmen wurde der entsprechende Antrag aber denkbar knapp abgelehnt, die Formulierung blieb Teil des Beschlusstextes.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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