Ramersdorf:Falscher Ansatz

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Platz da: Diese Bauten sollen den beiden Boardinghäusern weichen. (Foto: Robert Haas)

Die Lokalpolitik wehrt sich gegen den Neubau von zwei Boardinghäusern an der Ottobrunner Straße

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Boardinghäuser schießen in München geradezu aus dem Boden. Zumindest haben die Mitglieder im Bezirksausschuss (BA) Ramersdorf-Perlach den Eindruck, dass derzeit "an allen Ecken des Stadtbezirks" solche Projekte entstehen. Entsprechend reserviert zeigte sich das Gremium gegenüber dem geplanten Bau zweier Boardinghäuser an der Ottobrunner Straße 14 und 16 und lehnte das Vorhaben ab.

Wie es in der Vorlage des Unterausschusses (UA) Bauvorhaben, Stadtplanung und Bürgerbeteiligung heißt, sollen die Bestandsgebäude auf dem Grundstück abgerissen werden. An ihrer Stelle will der Investor zwei parallel zur Ottobrunner Straße angeordnete Gebäude errichten lassen und als Boardinghäuser nutzen. Die Rede ist dabei von 89 Einheiten mit ein bis zwei Zimmern und einer Größe von 25 bis 28 Quadratmetern, jeweils ausgestattet mit Doppelbett, Dusche, Toilette und Küchenzeile. Wie der UA-Vorsitzende Wolfgang Thalmeir (CSU) erläuterte, soll das an der Straße gelegene Gebäude insgesamt drei Vollgeschosse sowie ein zurückgesetztes Terrassengeschoss aufweisen; vorsehen sei ein Flachdach.

Das im rückwärtigen Grundstücksbereich geplante Gebäude wiederum weise zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss mit Satteldach auf. Hier seien Wohnungen mit einer Gesamtgröße von circa 64 Quadratmetern vorgesehen. Im Dachgeschoss des Vorderhauses sind Wohnungen mit circa 35 Quadratmetern geplant. Unterhalb beider Häuser beabsichtigt der Investor den Bau einer Tiefgarage mit 75 Stellplätzen für die insgesamt 89 Apartments. Dabei würde der komplette Bereich zwischen den Gebäuden versiegelt, monierten die Lokalpolitiker. Jedenfalls fiel ihr Urteil eindeutig aus: "Der Unterausschuss steht einer Nutzung als ,Boardinghouse' extrem kritisch gegenüber", heißt es in der Beschlussempfehlung.

Das Gremium begründete dies damit, dass diese Art der Nutzung überhand nehme. Boardinghäuser stellten zwar für die Investoren gewinnbringende Projekte dar, schaffen aber keinen nachhaltigen, qualitätsvollen Wohnraum, der im Stadtbezirk nötig ist. Dafür aber würde sich das Anwesen Ottobrunner Straße 14 und 16 "in geradezu perfekter Weise eignen". Die Wohnnutzung würde sich auch ohne Probleme in die umgebenden Nutzungen einfügen.

Womit sie sich keinesfalls abfinden wollen, das ist der verminderte Stellplatzschlüssel. Es bestehe in dem fraglichen Abschnitt der Ottobrunner Straße bereits heute "eine verschärfte Parksituation". Außerdem verursache das schon bestehende, gegenüber liegende Hotel ganz erheblichen An- und Abfahrtsverkehr. Gleiches werde durch das vorgesehene Boardinghouse verursacht. In Summe rechnen die Mitglieder des BA 16 deshalb mit erheblichen zusätzlichen Verkehrsproblemen.

Zu einer positiven Entwicklung dieses Bereichs des Stadtviertels würde aus Sicht des Gremiums mehr Wohnbebauung beitragen. Genau darüber, so lautete dessen Anregung nun, sollte mit dem Investor gesprochen werden.

Hinter dem Projekt steht die Grund-Idee Wohn- und Gewerbebau GmbH. Laut Betriebsbeschreibung will sie die auf zwei Boardinghäuser verteilten 89 Einheiten zur vorübergehenden Anmietung Geschäftsleuten und Firmen für ihre Mitarbeiter anbieten. Hierbei werde die Unterkunft auf Zeit dem Nutzer für einen Zeitraum von sechs bis 18 Monaten für Wohnzwecke überlassen. Ergänzend können noch diverse Serviceleistungen in Anspruch genommen werden, die vom regelmäßigen Wechseln der Bettwäsche und Handtücher bis hin zum Rollerverleih reichen. Das komplette Pakte bewirbt die Firma als "eine kostengünstigere Alternative zum Hotel und eine flexiblere Alternative zur Mietwohnung".

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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