Früher einmal fand sich an der Herrenchiemseestraße 6c der Milchladen der Ramersdorfer Mustersiedlung - und damit ein echter Kommunikationspunkt. Ein Ort, an dem es um Neues und ein wenig Klatsch ging, Tipps ausgetauscht wurden und man sich gegenseitig von Freud und Leid erzählte. Und genau einen solchen Ort will der Verein "Budenzauber" aus dem Ladengeschäft wieder machen. Der Verein, der in Ramersdorf bereits eine integrative Krippe und einen integrativen Kindergarten betreibt, hat Bedarf gesehen für einen solchen Treff, für "echte Begegnung an einem echten Ort in digitalen Zeiten", wie Peter Obermaier-van Deun aus dem Vorstand es formuliert. Auch seine Vorstandskollegen Ulrike Selmair, Olivia Rinz und Sabine van Deun wollen alle einladen - die Eltern und Freunde der beiden Kindertagesstätten, aber auch alle Ramersdorfer in sämtlichen Phasen des Familienlebens, von Schwangerschaft und Stillzeit bis Pubertät oder Opa werden. Konsequenterweise heißt der neue Treff daher "einLaden". Und einladend ist er geworden.
Mit Herzblut und Leidenschaft, ehrenamtlich und aus eigener Tasche: Die Budenzauber-Leute trauen sich was. Genau wie bei der Gründung des Kindergartens 1998, beim Erwerb der Immobilie für den Kindergarten an der Thierseestra- ße 27 und der Gründung der Krippe am Hötzlring gehen sie das Risiko ein, denn ihr Credo lautet: "Eine gute Idee trägt - und unser Miteinander macht es uns leicht." Sie hoffen natürlich auf Zuschüsse der Stadt; doch dafür wollen sie ein bereits konkret laufendes Projekt präsentieren, nicht nur ein Konzept auf Papier.
Klar, sie hätten auch eine weitere Kita-Gruppe aufmachen können, denn die Wartelisten sind lang. Viele Eltern wünschen sich für ihr Kind diesen pädagogischen Ansatz, der auf den Konzepten von Maria Montessori, Emmi Pikler oder Jesper Juul basiert. Jedes Kind wird ernst genommen, beim Erkunden der Welt und Ausprobieren neuer Fertigkeiten unterstützt, ob es behindert ist oder nicht.
Doch das Budenzauber-Team wollte lieber überschaubar bleiben und seine spezielle Qualität erhalten statt zu expandieren. Aber die erfahrenen Vereinsvorstände, einige mit Sozialpädagogik-Studium, wollen in Kursen ihr Wissen weitergeben, an die Eltern, an andere Fachkräfte. Die Eltern der Kinder brauchen einen Raum, um mal einfach Kaffee zu trinken, nachdem sie die Kleinen abgegeben haben. Die Einrichtung benötigt eine schöne Umgebung für intensive Beratungsgespräche und Therapieangebote. Und alle wollen sich öffnen für ihren Stadtteil, sei es nun die Strickrunde oder der Schachkreis, sei es eine Ausstellung oder ein kleines Konzert. Das alles soll gegen geringe Gebühr möglich sein. Sie denken, dass nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene gemäß der Idee von Maria Montessori eine sinnvoll und gut "vorbereitete Umgebung" brauchen, um sich entfalten zu können.
Die letzten Spuren des Pizzaservice, der zuletzt im Laden drin war, sind getilgt. Ulrike Selmair und Olivia Rinz, beide derzeit in Elternzeit, haben die Renovierung beaufsichtigt und die flexible, ökologische Einrichtung mit schlichten Bänken und Einbauschränken ausgeklügelt, die sich allen Aktivitäten in dem hellen Raum mit der keinen Küchennische unkompliziert anpassen soll. Ihre Kinder Rino und Margarete krabbeln auf dem neuen Holzboden, fühlen sich sichtlich wohl. Im kommenden Sommer werden sie dann schon in dem Minigarten gleich hinterm Haus spielen können.
Richtig glücklich legen die Aktiven letzte Hand an. Gemäß ihrem Konzept, nach dem eines jeden Bedürfnisse geachtet werden sollen, haben sie sich Zeit gelassen und keine allzu große Hektik aufkommen lassen. Bald ist alles bereit für die große Einweihungs-Woche.
"einLaden": Ramersdorf, Herrenchiemseestra- ße 6c, Eröffnungswoche von 13. bis 19. Februar. Weitere Infos im Internet: www.budenzauber.de