Prozess:Wohlhabender Rettungsassistent bestiehlt Senioren

Lesezeit: 2 min

ein Rettungssanitäter, der auch als Callboy arbeitet, hat Senioren bestohlen. (Foto: dpa-tmn)
  • Ein Rettungssanitäter muss sich vor Gericht verantworten, weil er mindestens eine Seniorin bestahl.
  • In seiner Freizeit bot er als Callboy Dienste auf einer Internetplattform für homosexuelle Kontakte an.
  • Die knapp 318 000 Euro auf seinem Konto zog das Gericht ein.

Von Andreas Salch

Peter Sch. führte ein Leben in zwei völlig gegensätzlichen Welten. In seiner Freizeit bot er als Callboy seine Dienste auf einer Internetplattform für homosexuelle Kontakte an. Seinen Beruf als Rettungsassistent und Gesundheitspfleger nutzte er dazu, um teils hochbetagte Rentner zu bestehlen.

Im Juli 2016 stahl er Senioren in München und Taufkirchen Preziosen im Wert von mindestens 7000 Euro. Am Mittwoch legte der 37-Jährige vor der 8. Strafkammer am Landgericht München I ein Geständnis ab.

Bereits im Oktober 2015 hatte das Amtsgericht München Peter Sch. zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt, weil er bei seiner Arbeit als Rettungsassistent Senioren bestohlen hatte. In zweiter Instanz wurde das Strafmaß Anfang 2016 auf zwei Jahre und neun Monate verringert.

Noch bevor das Urteil rechtskräftig wurde und Sch. die Haft antreten musste, hatte er sich erneut um eine Tätigkeit als Rettungssanitäter beworben. Bei der Johanniter-Unfall-Hilfe fand er schließlich einen neuen Job und beging die Taten, für die er nun vor Gericht steht.

Der Vertreter der Staatsanwaltschaft sagte, auf ihn wirke dies so, als habe sich der Angeklagte gedacht, "weil es so gut lief, mache ich dort weiter, wo ich aufgehört habe und vor dem Haftantritt nehme ich mit, was ich mitnehmen kann". Peter Sch. wies dies zurück und sagte, sein Job habe ihm "gut gefallen".

Einen der vier Diebstähle, die ihm zur Last gelegt werden, beging er bei einem Notrufeinsatz, als er mit seinen Kollegen eine Seniorin in deren Wohnung aufsuchte. In den anderen Fällen betrat er die Wohnungen mit einem Zweitschlüssel - wenn die Senioren nicht zu Hause waren.

"Ich sage es Ihnen ganz ehrlich, ich nehmen Ihnen das nicht ab"

Eigentlich hatte es der 37-Jährige gar nicht nötig, Senioren zu bestehlen. Denn auf seinem Konto hat er knapp 318 000 Euro. Als Rettungsassistent könne er unmöglich so viel verdient haben, hielt der Vorsitzende Richter Gilbert Wolf Sch. vor. Einen "Großteil" des Geldes, so der Angeklagte, habe er mit seinem Escort-Service in der Zeit zwischen 2011 und 2016 verdient. Auf einer Internetplattform für homosexuelle Kontakte habe er auf drei "Dating-Seiten" mit zum Teil sehr speziellen sexuellen Dienstleistungen geworben.

Bis zu 20 000 Euro habe er auf diese Weise im Jahr "erwirtschaftet". Der Rest seines Bankguthabens komme von "deutschem Sparen und der Geldanlage in Aktien", so der Angeklagte. Die Diebstähle seien "völlig unnötig gewesen." Hintergrund seien "private Unzufriedenheiten gewesen, die sich bösartig niedergeschlagen haben", räumte Sch. ein.

"Ich sage es Ihnen ganz ehrlich, ich nehmen Ihnen das nicht ab", entgegnete der Staatsanwalt. Er geht davon aus, dass das stattliche Bankguthaben ebenfalls aus Diebstählen stammt. Die Staatsanwaltschaft hat deshalb beantragt, den Betrag in Höhe von 317 920 Euro einzuziehen.

"In Wirklichkeit haben Sie keine Erklärung, woher das Geld kommt", hielt der Staatsanwalt Peter Sch. vor. Bis Ende April 2014 war der 37-Jährige beim Malteser Hilfswerk in Gräfelfing angestellt. Die Rettungsbekleidung, die ihm dort zur Verfügung gestellt wurde, gab er später nicht zurück. Stattdessen versteigerte er sie bei Ebay. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 07.06.2018 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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