Prozess:Messerstecherei auf der Wiesn: Jens Lehmann im Zeugenstand

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  • Der Ex-Torwart der Nationalmannschaft war an dem Abend mit auf der Wiesn, als die Verlobte eines Hamburger Millionärs einen Mann niedersticht.
  • Doch sein Auftritt vor Gericht dauert nur wenige Minuten.

Von Andreas Salch

Auch Jens Lehmann, ehemaliger Torwart der Fußballnationalmannschaft während des "Sommermärchens" 2006, war am ersten Wiesnsamstag im vergangenen Jahr im Käfer-Zelt Gast eines Hamburger Multimillionärs. Dessen Verlobte muss sich seit dieser Woche vor dem Landgericht München I wegen einer Messerattacke auf einen Lkw-Fahrer verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht von versuchtem Mord aus.

Da auch Lehmann am Abend jenes 19. Septembers 2015 in dem Promitreff auf der Wiesn mit von der Partie war und am Tisch der Angeklagten saß, blieb es auch ihm nicht erspart, als Zeuge in dem Prozess vor der 2. Strafkammer auszusagen. Bei seiner Vernehmung gab sich der 46-Jährige ziemlich schmallippig. Nach seiner Belehrung nannte er seinen Namen und sein Alter. Die Anschrift verschwieg er, damit sie die Zuschauer im Saal nicht erfahren. Und bei der Frage nach seinem Beruf geriet der 46-Jährige ins Stottern. "Medien, Medien". Also er sei "Fußball-Experte im Fernsehen", meinte Lehmann schließlich.

Zu den Vorwürfen aus der Anklage konnte er so gut wie gar nichts sagen. Dass ein Lkw-Fahrer seinen ehemaligen Mannschafts-Kollegen, Patrick Owomoyela, wegen dessen Hautfarbe massiv rassistisch beleidigte, hatte er nicht mitbekommen. "Ich bin gegen 22.30 Uhr gegangen", berichtete der Ex-Nationaltorwart Richter Norbert Riedmann. Die mutmaßliche Tat geschah gegen 1 Uhr.

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"Ich dachte, der bringt mich um", sagt Melanie M. aus. Sie habe sich bedroht gefühlt - und nur den Ex-Nationalspieler Patrick Owomoyela verteidigt.

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Wie viel Alkohol die Angeklagte Melanie M. während des Abends getrunken habe wisse er nicht, sagte Lehmann. Dass die 34-Jährige etwas getrunken habe, hätte man ihr jedoch angehört. "Die Stimme war nicht mehr ganz klar", so der Fußball-Experte. Das war dann auch schon. Inklusive Belehrung über seine Pflicht als Zeuge vor Gericht wahrheitsgemäß und vollständig aussagen zu müssen, dauerte der Auftritt des Ex-Nationaltorwarts gerade mal fünf Minuten.

Die anderen Gäste des Hamburger Multimillionärs, die bislang von den Richtern vernommen wurden, sagten, dass es im Käfer-Zelt zu keiner Auseinandersetzung zwischen dem Freund des Lkw-Fahrers und Patrick Owomoyela gekommen sei. Die Staatsanwaltschaft aber geht hiervon aus. Melanie M. soll sich dabei bereits eingemischt haben.

Die 34-Jährige bestreitet dies. Rechtsanwalt Steffen Ufer, der mit seinen Kollegen Annette Voges und Gerhard Strate, die Verteidigung von Melanie M. übernommen hat, nennt den Vorwurf des versuchten Mordes der gegen seine Mandantin erhoben wird, "grotesk". Der Lkw-Fahrer und Melanie M. hätten sich vor dem Käfer-Zelt gegenübergestanden und angeschrien. "Da bin ich nicht arglos", so Ufer am Rande des Prozesses. Melanie M. habe somit nicht heimtückisch gehandelt, wie es ihr die Staatsanwaltschaft zur Last legt. Sie habe Angst gehabt, so Ufer.

Eine Zeugin berichtete an diesem Mittwoch, dass sich die an dem Streit vor dem Käfer-Zelt beteiligten Personen geradezu "animalisch" angebrüllt hätten. Seine Mandantin, so Ufer, sei von dem Lkw-Fahrer mit dem Tode bedroht worden. Sie sei Mutter von drei Kindern, welches Motiv, außer sich zu wehren, soll sie gehabt haben, frage er sich. Die Angeklagte sei erschreckt und verängstigt gewesen. Wer in diesem Zustand die Grenze der Notwehr überschreite, werde laut Paragraf 33 Strafgesetzbuch nicht bestraft, so Ufer. Der Prozess wird fortgesetzt.

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