Prinzregentenplatz:Baustelle legt einen ganzen Bahnhof lahm

Neue Rolltreppen am Prinzregentenplatz in Bogenhausen: Da gäbe es für Fahrgäste viel zu staunen - würden die Züge nicht durchfahren.

Von Marco Völklein

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wer dieser Tage auf der U-Bahn-Linie U 4 unterwegs ist und durch die Station unter dem Prinzregentenplatz rollt, der fühlt sich wie in einem Geisterbahnhof. Der Bahnsteig ist zwar hell erleuchtet, doch Menschen sind dort kaum zu sehen. Ein- und Aussteigen kann auch niemand - die Züge fahren mit Tempo 30 ohne Halt einfach durch den Bahnhof durch. Dass aber dennoch ein bisschen Leben herrschen muss am Bahnsteig, sieht man an den großen Bauteilen, die an einem Tag noch auf dem Bahnsteig liegen, am nächsten aber schon verschwunden sind.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Seit mittlerweile knapp zwei Wochen lassen hier die Stadtwerke München (SWM) zwei Rolltreppen austauschen, die noch aus der Bauzeit der Station in den Achtzigerjahren stammen. Seitdem ist der Halt für den Fahrgastbetrieb dicht. An den Treppenabgängen im Zwischengeschoss direkt unter dem Prinzregentenplatz versperren massive Gittertore den Zutritt, für die Fahrgäste wurde ein Pendelbus vom und zum Max-Weber-Platz eingerichtet. Wer dieser Tage auf der Baustelle vorbeischaut, der sieht, dass eine der beiden Rolltreppen bereits ausgebaut wurde. "Die zweite gehen die Arbeiter in den nächsten Nächten an", sagt Stadtwerke-Projektleiter Stefan Buchrot.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Eine Rolltreppe im Untergrund auszutauschen, das klingt einfacher, als es ist. Schließlich steht den Monteuren nur ein begrenzter Platz zur Verfügung. Die Treppen werden zunächst in drei jeweils sieben bis acht Meter lange Einzelblöcke zerlegt - und anschließend mit elektrisch betriebenen Kettenzügen und etwas Muskelkraft auf dem Bahnsteig herumrangiert. "Das ist Arbeiten auf engstem Raum", sagt Buchrot. Nachts kommt dann ein Transportzug aus dem U-Bahn-Depot in Fröttmaning und fährt die einzelnen Teile einmal quer durch das U-Bahn-Netz ins Freie.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Einbau der neuen Anlagen funktioniert ähnlich. Der Bauzug bringt die Teile, die Monteure quetschen sie in die dafür vorgesehenen Öffnungen im Betonbauwerk des Bahnhofs und schrauben alles zusammen. Aktuell haben die Arbeiter in etwa die Hälfte geschafft, sagt Buchrot. "Wir sind gut im Zeitplan." Aber noch bis 5. September ist der U-Bahnhof gesperrt.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Warum aber wird einen Bahnhof komplett vom Netz abgehängt, obwohl doch nur zwei Rolltreppen ausgewechselt werden müssen? Das hängt mit dem Brandschutz zusammen. Sollte es zu einem Notfall, etwa zu einem Brand kommen, müsste der Bahnhof nach den Vorgaben internationaler Normen innerhalb von 14 Minuten geräumt werden, erklärt der Brandschutzbeauftragte Markus Niedermeier. "Dabei gehen wir vom Worst-Case aus", also dem schlimmstmöglichen Fall.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Und der sieht vor, dass zwei voll besetzte U-Bahnen auf den beiden Gleisen des Bahnhofs einfahren und sich auch noch Menschen auf dem Bahnsteig aufhalten - alles in allem etwa 2500 Personen. Diese müssten dann möglichst rasch an die Oberfläche flüchten können. Unter dem Prinzregentenplatz ist dies aber nur über ein Aufgangsbauwerk in der Mitte des Bahnsteigs möglich. Von der nördlichen Hälfte des Bahnsteigs führen eine Roll- und eine Festtreppe nach oben; von der südlichen Hälfte aus stehen zwei Rolltreppen zur Verfügung.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Genau diese beiden werden aber derzeit ausgetauscht. "Es stehen also nicht ausreichend Flucht- und Rettungswege zur Verfügung", sagt Niedermeier, somit dürfe der Bahnsteig nicht für den regulären Betrieb genutzt werden. Nach seinen Berechnungen würde man etwa 20 Minuten benötigen, um den Bahnhof zu evakuieren. "Und das reicht nicht aus." Immerhin einen positiven Nebeneffekt hat die Sperrung: Der ganze Umbau geht schneller. Weil die Monteure fast den ganzen Bahnsteig nutzen können, benötigen sie für den Tausch der Fahrtreppen nur fünf Wochen. Projektleiter Buchrot sagt: "Andernfalls hätten wir sieben bis acht Wochen benötigt."

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