Planegg:Viele Köche retten den Brei

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Streitpunkt: Das Restaurant "Mi casa su casa" in Planegg. (Foto: Robert Haas)

Das Lokal "Mi casa su casa" könnte im Frühjahr öffnen, falls der Planegger Gemeinderat einem Vergleich zustimmt

Von Rainer Rutz, Planegg

Der lange Kampf um das Planegger Restaurant "Mi casa su casa" ist beendet - falls der Planegger Gemeinderat in seiner Sitzung am 24. November dem jetzt vor dem Münchner Landgericht geschlossenen Vergleich zustimmt. Danach verzichtet die Kommune auf den größten Teil der bis heute aufgelaufenen Pachtzahlungen in Höhe von mehr als 300 000 Euro und erhält dafür eine Einmalzahlung von 60 000 Euro durch den früheren Pächter Andre Bahlo, die sich um 50 Prozent verringert, sollte Bahlo den Betrag noch dieses Jahr zahlen. Der Pächter erhält auch seine Mietkaution in Höhe von 18 000 Euro nicht mehr zurück.

Auf viel Geld verzichtet auch der neue Eigentümer, der Münchner Großgastronom Karl Rieder. Rieder, dem Bahlo seit zwei Jahren wegen der gerichtlichen Auseinandersetzungen die Herausgabe des Schlüssels zum Lokal verweigert, verzichtet auf entgangene Pachtzahlungen in Höhe von 220 000 Euro, wenn Bahlo ihm den Schlüssel, die Namensrechte und das Inventar zur Verfügung stellt.

An der Verhandlung vor dem Landgericht München I nahmen die Planegger Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) und Peter Heizer (Freie Wähler), Gastronom Rieder und die Anwälte teil. Zunächst sah es nicht nach einer Einigung aus. Zwar betonten alle Seiten immer wieder, an einer Beendigung des Rechtsstreits um entgangenen Pachtzahlungen interessiert zu sein, doch die Positionen lagen noch weit auseinander.

Richterin Eva Steinberger, die den Fall erst vor einigen Monaten übernommen hatte, konzentrierte sich darauf, die Parteien zu einem Vergleich zu bewegen. Sie schlug zunächst vor, die Gemeinde solle auf ein Drittel ihrer Forderungen verzichten, Bahlo hätte demnach nur noch 240 000 Euro an die Kommune zahlen müssen; dies lehnte Bahlos Anwalt Vlad Sandulache ab. Seiner Ansicht nach hätte man auf finanzielle Forderungen ganz verzichten und das "Misu" dafür an den neuen Eigentümer Rieder übergeben sollen. Dies wiederum lehnten die Gemeinde und ihre Anwälte ab. Jetzt griff Richterin Steinberger ein und erinnerte die streitenden Parteien daran, dass der Prozessmarathon "noch über Jahre" gehen könne.

Auf Bitten von Bürgermeister Hofmann wurde die Sitzung unterbrochen, nach Absprache mit den Anwälten der Gemeinde legte er ein neues Vergleichsangebot vor. Die Verhandlungen wurden dadurch erleichtert, dass Besitzer Rieder auf seine Räumungsklage und die entgangenen Pachtzahlungen verzichtete, sollte er sofort den Schlüssel erhalten. Dies wird geschehen, falls der Gemeinderat dem Vergleich zustimmt. Dann erhält Rieder am 5. Dezember den Schlüssel. Er könnte somit sein Lokal im Frühjahr eröffnen.

Hofmann zeigte sich erleichtert: "Zwar hätten wir eine Fortführung des Prozesses sicher durchgestanden, ob wir aber jemals mehr Geld gesehen hätten, als jetzt ausgehandelt, ist sehr fraglich. Angesichts der inzwischen aufgelaufenen sechsstelligen Forderungen drohte die Insolvenz der Mi casa su casa GmbH." Die Wiedereröffnung des Lokals sei "ein dringender Wunsch der Bevölkerung", sagte Hofmann, "und damit wird die Bahnhofstraße wieder deutlich an Attraktivität gewinnen".

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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