Planegg:Überraschender Rückzieher

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Gemeinderäte vertagen Entscheidung zur Verkehrsberuhigung der Pasinger Straße. Zur Begründung machen sie grundsätzliche Bedenken gegen eine Verengung der Fahrbahn geltend

Von Rainer Rutz, Planegg

Nach der Germeringer Straße will die Gemeinde Planegg jetzt im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten auch die stark frequentierte Pasinger Straße "langsamer" und damit sicherer machen. Geplant ist neben der Einführung eines Tempo-30-Limits im Bereich zwischen der Kreuzung mit der Germeringer Straße und dem Rathaus, vor allem ein kompletter Umbau der Einmündung der Richard-Wagner-Straße.

Völlig überraschend hat der Bauausschuss jetzt die Pläne des Ingenieurbüros Haas erst einmal auf Eis gelegt. Nicht weil sie schlecht wären, wie etliche Gemeinderäte ausdrücklich betonten, sondern weil man plötzlich ganz grundsätzliche Bedenken gegen eine Verengung der Pasinger Straße und den Ausbau eines vier Meter breiten Geh- und Radwegs auf der Seite zum Gewerbegebiet hin hat. Der Preis für diese Maßnahmen, rund eine Million Euro, erschien vielen Gemeinderäten auch nicht als angemessen. Jetzt will man noch einmal beraten und außerdem die Anwohner befragen.

Seit mehr als einem Jahrzehnt gibt es Überlegungen, die Kreuzung mit der Richard-Wagner-Straße auszubauen, seit neun Jahren wird nun schon konkret geplant. Bislang kann man nur nach rechts in die Pasinger Straße hin einbiegen, wer nach links will, muss große Umwege durch Wohngebiete in Kauf nehmen. Die jetzt vorgestellte Planung sieht eine neue Ampelanlage vor, ferner eine kleine Insel, um die herum nach links abgebogen werden kann, dazu eine komplett neue Radwegeführung. Es gab bereits Sicherheitsaudits mit dem Radclub ADFC, der Polizei, dem zuständigen Landratsamt und der Polizei. Der ADFC wünscht sich auf beiden Seiten der Pasinger Straße einen Radweg. Das geht aus Platzgründen nicht, sagte in der Sitzung Andreas Löbe vom Bauamt. Dafür wird der östliche Radweg erheblich verbreitert - bis auf vier Meter, die Fahrbahn dagegen auf sieben Meter verschmälert. Ob der Radweg in beide Richtungen nutzbar sein soll und noch dazu die Fußgänger aufnehmen wird, ist noch ungeklärt - da hat das Landratsamt München das letzte Wort.

Doch ausgerechnet am Radweg schieden sich die Geister. Michael Book (CSU) und Max Gum-Bauer (FW) bezweifelten die Notwendigkeit eines Radwegs an dieser Stelle überhaupt. "Da fahren kaum Radler", sagten beide und verwiesen auf den schon fast idyllisch gelegenen durchgehenden Radweg direkt an der Würm nur wenige Meter von der Pasinger Straße entfernt. Ungenügend sei die bisherige Ausschilderung des Radwegs, kritisierte Fritz Haugg (FDP). Und auch Anneliese Bradel (Gruppe 21) war vom Konzept nicht überzeugt. Gum-Bauer sieht außerdem eine Straßenbreite von nur noch sieben Meter problematisch und verwies auf den starken Lkw- und Busverkehr zum Gewerbegebiet. Michael Book meinte: "Da kommt kaum ein Auto am Bus vorbei." Auf der Gegenseite mahnte Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD): "Natürlich ist das nicht unbedingt das Ei des Kolumbus. Aber wir planen jetzt seit neun Jahren und müssen zu einem Ergebnis kommen." Monika Schulz (SPD) warnte vor einem "Rückschritt: Wir reden seit 15 Jahren über diese Kreuzung."

Auf Vorschlag von Philipp von Hirsch (CSU) wurde das Thema vertagt. Jetzt sollen die Anwohner zu Wort kommen und, so hofft es Bürgermeister Hofmann, "vielleicht überlegt sich der eine oder andere von Ihnen noch einmal seine Haltung."

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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