Planegg:Überraschende Kehrtwende

Lesezeit: 1 min

Der Gemeinderat Planegg kippt den Seniorentreff

Von Rainer Rutz, Planegg

Vor gerade mal drei Monaten brachte der Planegger Gemeinderat ein attraktives Projekt für Senioren auf den Weg: In der Mathildenstraße, im ehemaligen Bioladen, sollte unter gemeindlicher Leitung ein Seniorentreff mit zwölf Tagespflegeplätzen entstehen, geführt von der Arbeiterwohlfahrt. Jetzt, da die Kosten feststehen, hat der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause einen Teil des Projektes gekippt. Zwar sollen Tagespflegeplätze entstehen, einen Seniorentreff hält nun allerdings eine Mehrheit für zu teuer und letztlich an dieser Stelle auch für überflüssig. Tenor quer durch alle Parteien: In Planegg und Martinsried gibt es genügend Alternativen für Seniorentreffs.

Angeregt wurde auch, erst einmal die Bebauung am Bahnhofsplatz abzuwarten, auf dem es möglicherweise Platz für eine derartige Einrichtung gibt. Die Entscheidung gegen einen Seniorentreff fiel, obwohl es keinen Zweifel daran gab, dass es an derartigen Einrichtungen im Würmtal mangelt; so gibt es eine Tagespflege nur im Maria-Gunst-Haus in Lochham. Im Konzept des Landkreises zur Seniorenpolitik wird ein Bedarf von 34 zusätzlichen Plätzen bis zum Jahre 2019 genannt.

Die Verwaltung hatte errechnet, dass ein Projekt an der Mathildenstraße rund 500 000 Euro alleine an Umbaukosten für die Pflegeplätze und einen Seniorentreff erfordern würde. Dieses Geld wäre schlecht angelegt, fanden einige Gemeinderäte, denn das Haus gehört einem Privatmann, die Gemeinde tritt nur als Mieter auf. Um das Projekt auf eine möglich breite Basis zu stellen, hat die Gemeinde bei den Nachbarn Gräfelfing und Krailling nachgefragt, ob ein Interesse an einer gemeinsamen Finanzierung und Belegung besteht. Beide Gemeinden aber, berichtete Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD), haben abgelehnt. Gerhard Schleburg (CSU) fragte deshalb: "Warum muss eigentlich immer Planegg ein Vorreiter derart teurer Projekte sein?" Den anvisierten Probebetrieb über drei Jahre nannte er "sinnlos". Hermann Nafziger (CSU) beklagte, dass man "die Immobilie eines fremden Eigentümers" saniere. Herbert Stepp (Grüne Gruppe 21) sieht "Alternativen für Seniorentreffs in Planegg" und Michael Book (CSU) sprach von "explodierenden Kosten". Auf der anderen Seite plädierten Monika Schulz und Roman Brugger (beide SPD) für die Einrichtung: "Tagespflege ist wichtig für unsere Zukunft", meinte Schulz. Und Brugger betonte, man habe lange "Millionen für die Jugend und Kinder" investiert, jetzt seien mal die Alten dran. Nach langer Diskussion bestand Einigkeit darin, zwar den Seniorentreff sterben zu lassen, nicht aber die Tagespflege.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: