Planegg:Treffpunkt Taverne

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Die alte Schlosswirtschaft in Planegg hat eine lange Geschichte. Nun könnte das marode Gebäude wieder teilsaniert werden

Von rainer rutz, Planegg

Es ist das wohl älteste Haus in Planegg und im wahrsten Sinn des Wortes ein Schandfleck. Seit mehreren Jahrzehnten gammelt die alte Schlosswirtschaft an der Pasinger Straße 4 vor sich hin, eine stilechte Komplett-Renovierung würde wohl in die Millionen gehen. Die Familie von Hirsch als Eigentümer und das Landesamt für Denkmalschutz können sich über die Zukunft des historischen Gebäudes nicht einigen - das Denkmalschutzamt lehnt einen Abriss seit Jahren kategorisch ab. Jetzt könnte Bewegung in die verfahrene Situation kommen, denn: Philipp von Hirsch, Gutsverwalter und Gemeinderat der CSU, hat bei der Behörde einen Zuschussantrag für eine Teilsanierung gestellt, die im Grundsatz positiv beschieden wurde.

Die Geschichte der alten Schlosswirtschaft beginnt im Jahr 1410. In der Planegger Chronik heißt es: "Das Wirtshaus wurde von Herzog Wilhelm III. zusammen mit dem Schloss und den anderen Ehehaft-Gewerben Schmiede, Bader und Müller in den Jahren 1410 bis 1425 erbaut. An Stellen, an denen der Verputz abgefallen ist, kann man heute noch sehen, dass die Mauern ursprünglich mit großen Kieselsteinen erstellt worden sind." Die sogenannte Tafernwirtschaft war eine öffentliche Wirtschaft, in der nicht nur Bier ausgeschenkt wurde, sondern auch Gäste aufgenommen wurden. Die ursprüngliche Schlosswirtschaft wechselte in den Jahrhunderten mehrfach den Besitzer, ihre Zeit als Gasthaus und beliebter Treffpunkt endete mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, als direkt daneben eine neue, modernere Schlosswirtschaft entstand. "Um die alte Taverne wurde es immer stiller", heißt es in der Chronik

Damals schon wurde das alte Gebäude in die Baudenkmälerliste aufgenommen, notwendige Reparaturen aber blieben aus. Nach 1945 fanden dort viele Heimatvertriebene eine erste Bleibe in Planegg, der Bildhauer Wilhelm Müller richtete im Erdgeschoss ein Atelier ein.

Die Familie von Hirsch stellte schon vor 25 Jahren einen Abrissantrag. Doch für die Münchner Behörde ist der zweigeschossige, traufseitige Putzbau mit Krüppelwalmdach und rückwärtig angefügtem Satteldachbau als Teil des Gesamtensembles mit dem Planegger Schloss zu wertvoll. Die Wirtschaft sei als Teil des Schlosses "einerseits bauliche Fassung des die Würm begleitenden wichtigen Fahrweges als auch Teil des baulichen Gesamtzusammenhangs des Schlosses", heißt es bis heute. Dazu gehören aus Sicht der Behörde auch die Bauwerke, die "soziale und wirtschaftliche Aspekte der Schlossgeschichte repräsentieren". Vor fünf Jahren gab es dann eine Voranfrage für einen Teilumbau - freilich nicht zur Wirtschaft, sondern für Büroräume. Das Denkmalamt stimmte grundsätzlich zu.

Die Familie von Hirsch stellte einen Antrag auf Förderung aus staatlichen Mitteln, dem jetzt im Grundsatz stattgegeben wurde. Allerdings gibt es Einschränkungen: "Über den Antrag kann entschieden werden, wenn ein abstimmungsfähiges Instandsetzungskonzept vorgelegt wird." Weiter heißt es: "Der beantragte Zuschuss könnte aus Haushaltsmitteln nur zu einem geringen Prozentsatz bewilligt werden"; dazu müsste es noch eine "denkmalfachliche Abstimmung der Instandsetzungsmaßnahme geben". Ob ein weiterer Zuschussantrag aus anderen Töpfen Erfolg haben wird, ist offen.

Im Rathaus ist man froh, dass Bewegung in die Angelegenheit kommt: "Es wäre in unserem Sinne, wenn endlich eine grundsätzliche Klärung mit dem Amt für Denkmalpflege zustande käme."

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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