Planegg:Kalte Schulter für die Eisdiele

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Landratsamt und Bauausschuss gegen den Ersatz-Standort

Von Rainer Rutz, Planegg

Tausend Unterschriften für den Erhalt der Planegger Eisdiele "Purogelato" an der Poststraße hat ein zehnjähriger Planegger Bub im Rathaus übergeben. Der beliebte Treffpunkt muss zum Jahresende seinen Kiosk schließen, nach langem Streit mit dem Vermieter, der sich über Lärm und Parkprobleme beklagte. Seit drei Monaten suchen die Betreiber Evelin de Filippo und Andrea Fieno einen neuen Platz. Jetzt glaubten sie, fündig geworden zu sein: Direkt neben ihrem Kiosk schließt ein Schuhgeschäft. Mit dem Eigentümer hatte man sich geeinigt, doch jetzt hat der Gemeinderat ein Veto eingelegt. Überraschend ist das, weil die Rathaus-Verwaltung und sogar Wirtschaftsreferentin Bärbel Zeller das Vorhaben der beiden Italiener ausdrücklich unterstützen.

Rund 140 Quadratmeter an Fläche stünden in dem Schuhgeschäft zur Verfügung, berichtete Zeller den Mitgliedern des Bauausschusses - viel mehr als im derzeitigen Kiosk. Das würde auch bedeuten, so Zeller, dass sich der ganze Betrieb mehr nach innen, weg von der Straße verlegen ließe. Es entstünde eine Art Eiscafé. Die fünf Stellplätze für Autos hält die Verwaltung für ausreichend und überhaupt findet Zeller ganz grundsätzlich: "Es geht auch um die Wiederbelebung der Bahnhofstraße." Seit der Schließung des "Mi casa su casa" beklagten sich die Einzelhändler der Bahnhofstraße, dass ein Kundenmagnet fehle.

Allerdings scheint das Planegger Rathaus die Rechnung ohne die Anlieger, das zuständige Landratsamt München und nun auch die meisten Gemeinderäte gemacht zu haben. Anwohner sammelten Unterschriften gegen das Vorhaben, rund 40 Namen kamen zusammen. Man fürchtet "Park-Chaos und Lärm", immerhin soll die Eisdiele sieben Tage die Woche bis 22 Uhr geöffnet haben. Auch das Landratsamt meldete nun schwere Bedenken an: Eine Ausweisung als Gaststätte, die nötig wäre, könnte dazu führen, dass hier später einmal ein reguläres Wirtshaus seine Pforten öffnete, mitten im Wohngebiet. Etliche Gemeinderäte griffen diese Bedenken auf. Fritz Haugg (FDP) sprach vom "berechtigtem Ruhebedürfnis der Anwohner", Herbert Stepp (Gruppe 21) findet es besonders "kritisch, dass bis 22 Uhr geöffnet ist". Philipp von Hirsch (CSU) hält den Platz für "nicht gerade optimal" und Max Gum-Bauer (FW) sieht als Voraussetzung für eine gemeindliche Zustimmung ein Plazet des Landratsamts. Monika Schulz (SPD) sprach von "zwei Seelen in meiner Brust": Sie zeigte Verständnis für die Anwohner und für die Eisdielen-Betreiber. Mit sieben gegen zwei Stimmen wurde die Bauvoranfrage abgelehnt - die Suche geht weiter.

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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