Planegg:Gegen weiteren Kiesabbau und neue Wohngebiete

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Der neu gegründete Ortsverband der Grünen übt sich in Fundamentalopposition zum Gemeinderat

Von Rainer Rutz, Planegg

Unter spektakulären Umständen haben sich vor knapp einem Jahr in Planegg die Grünen selbst wiederbelebt - durch eine Neugründung des Ortsverbands Planegg mit tatkräftiger Unterstützung des Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen. Außen vor gelassen wurde allerdings die Grüne Gruppe 21, die seit fast 20 Jahren in Planegg mehr oder weniger Grünen-Politik macht. Eine vom Kreisverband der Grünen verordnete professionelle Mediation brachte keine Annäherung. Jetzt hat sich der neue Ortsverband erstmals öffentlich getroffen - und Zeichen gesetzt, wo's künftig lang gehen soll.

Rund 25 Interessierte - der OV hat zur Zeit zwölf Mitglieder - trafen sich im "Bräustüberl". Die zweistündige Diskussion zeigte, dass die neuen Grünen in Richtung Fundamentalopposition gehen, was die wichtigsten Vorhaben des derzeitigen Gemeinderats betrifft: Der geplante Flächennutzungsplan und die weitere Zukunft der neuen Ortsmitte von Martinsried. Nahezu alle Redner des Abends betonten ihre Naturverbundenheit und kritisierten heftig die geplanten Neuausweisungen von Wohnungsflächen östlich des Gemeindegebiets Am Grund oder in Martinsried Auf dem Wall und nahe dem Campus. Es gebe "eine Tendenz zum Zubauen", hieß es; in Martinsried sei ein "Betondesaster" entstanden, so eine der beiden OV-Sprecherinnen, Sabine Haugg. "Wir brauchen einen Wachstumsstopp", argumentierte Astrid Pfeiffer, Tochter des Altbürgermeisters Alfred Pfeiffer. Matthias Markert aus Martinsried stellte in Frage, "ob wir überhaupt mehr und neue Wohnungen brauchen?". Der jetzige Wohnungsbestand reiche aus. Gefordert wurden "intelligente Wege aus der Wohnungsnot". Klaus Wehners Idee: "Nur durch Wertschöpfung". Investoren müssten verpflichtet werden, mindestens 30 Prozent der Neubauten für soziale Zwecke zu errichten.

Ein weiteres Schwerpunktthema war der Kiesabbau in Planegg und Gräfelfing. Der Nachbargemeinde und dem Landkreis München wurde der Vorwurf gemacht, den Kiesabbau seit 50 Jahren zu fördern: "Lärm, Schmutz und Lkw-Verkehr" seien die tägliche Folge, so Grünen-Sprecherin Judith Grimm. Man müsse "die Gräfelfinger anschieben und mehr gemeindeübergreifend handeln", forderte Matthias Markert, und auch mit Landrat Christoph Göbel, der ja in Gräfelfing lebt, reden. Gefordert wurde eine Messstation für Feinstaub durch Kies und eine Unterschriftensammlung - möglicherweise mit dem Ziel eines Bürgerbegehrens gegen Kies und neue Wohngebiete.

Über die Zukunft gemeinsamer grüner Politik in der Gemeinde wurde nur am Rande gesprochen. Astrid Pfeiffer regte an, mit den Gemeinderäten der Gruppe 21 zu sprechen "und alle Kräfte zu bündeln." Peter von Schall-Riaucour - er ist Mitglied der FDP-Fraktion im Gemeinderat - hielt nicht viel davon: "Die Gruppe 21 habe ich oft als Steigbügelhalter der SPD empfunden." Von Schall und Pfeiffer waren es auch, die den Gegnern von Wohngebietsausweisungen rieten, "es auszuhalten, wenn wir deshalb als unsozial beschimpft werden: Wir können nicht bis in alle Ewigkeit wachsen". Sabine Haugg mahnte angesichts der gelegentlich ausufernden Diskussion: "Wir sind keine Bürgerinitiative, sondern eine Partei, die für alle da sein muss."

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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