Planegg:"Ausgewogen und grundsolide"

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Die Gemeinde Planegg verabschiedet den bislang höchsten Haushalt gegen die Stimmen der freien Demokraten

Von Rainer Rutz, Planegg

Einmal im Jahr verwandelt er sich vom nüchternen Zahlen-Jongleur in einen Philosophen: Peter Vogel, Planeggs Kämmerer und im Nebenberuf Kinderbuchautor, gibt dann anlässlich der Verabschiedung des jährlichen Haushalts der Gemeinde seine Gedanken zur Weltlage im Allgemeinen und ihrem Bezug zur Gemeindepolitik wieder. Vogels humorvolle Betrachtungen gehören mittlerweile zur Tradition der Planegger Haushaltssitzungen und werden stets mit Spannung erwartet. So auch jetzt, als sich der Kämmerer über die "ewige Zahlenrechnerei" lustig machte, die ihn und andere möglicherweise "etwas wirr im Kopf gemacht" habe.

Vogel stellte fest, dass die meisten Menschen auf das Thema Geld mit Stress reagieren, dagegen helfe nur Entspannung und Ablenkung. Man solle sich einmal vorstellen, "dass die Europäische Zentralbank warnen würde, die Geldvorräte seien bis 2030 erschöpft. Ganz klar, das ist albern." Der Planegger Kämmerer hatte seine Gründe, sich Gedanken über Geld und Zeit zu machen, denn: Die FDP im Gemeinderat hatte wieder einmal angekündigt, dass sie gegen den Haushalt stimmen werde, weil Peter Vogel, wie es seine Pflicht ist, darauf hingewiesen hatte, dass bei einer bestimmten Entwicklung vom Jahre 2019 an erstmalig seit 28 Jahren mit einer Schuldenaufnahme Planeggs zu rechnen sei. Es nutzte auch nichts, dass von allen Seiten darauf hingewiesen wurde, dass dies eine rein hypothetische Feststellung ist. Denn wie sich in den letzten Jahren gezeigt habe, hatte die Einnahmeseite stets dazu geführt, dass die Kommune schuldenfrei bleibt. Dies werde wohl auch künftig so sein, suggerierte Vogel und lobte seinen Haushalt als "ausgewogen und grundsolide" - auch was die Finanzplanung für die kommenden Jahre betrifft.

Immerhin stellt Planegg mit 53,6 Millionen Euro den bislang größten Etat seiner Geschichte auf und investiert bis 2020 mit 45,8 Millionen Euro so viel wie nie zuvor. Einer der größten Brocken ist die Sanierung der Grundschule in Planegg, die mehr als zehn Millionen Euro verschlingen wird. Sprecher von CSU, Grünen und FW lobten Vogels Etat, Felix Kempf (SPD) nannte ihn "vor allem zukunftssicher". Herbert Stepp (Grüne Gruppe 21) schloss sich an: "Wir investieren in die Zukunft unserer Kinder." Für Max Gum-Bauer (FW) ist das Zahlenwerk "durch und durch plausibel". Michael Book (CSU) findet den Etat "besser als den letzten", behielt sich aber vor, über bestimmte Projekte von Fall zu Fall noch diskutieren zu wollen. Bürgermeister Hofmann (SPD) prognostizierte schließlich "Schuldenfreiheit über 2020 hinaus".

Nur die FDP war, wie auch in den vergangenen Jahren, unzufrieden. Bemängelt wurden von Fritz Haugg unter anderem die Planungen für einen neuen Bauhof: "So wird aus dem Märchenbuch und Wunschzettel schnell ein Minus von sechs Millionen Euro." Es bestehe dann die Gefahr, dass die Kommune, wie anderswo geschehen, ihre Schulden mit "dem Damoklesschwert einer Straßenausbausatzung" bezahlen wolle, die viele Bürger schwer belasten werde. Gegen die drei Stimmen aus der FDP-Fraktion wurde der Etat für 2017 angenommen.

© SZ vom 04.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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