Petition gegen Umzug:Architekturstudenten wollen nicht ins Neubaugebiet

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  • Studenten, Dozenten und Münchner Bürger wehren sich dagegen, dass die Architekturfakultät aus dem Kunstareal in einen Neubau auf dem Hochschul-Campus an der Lothstraße umziehen soll.
  • Die Zukunft des Hauses im Bereich Karlstraße, Otto- und Barerstraße hängt schon lange in der Schwebe.
  • Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) will bei einem Treffen mit Hochschulpräsident Michael Kortstock besprechen, wie es weitergehen soll.

Von Alfred Dürr

Es ist mehr als nur eine Hülle für die Lehre und Forschung: Das Haus im Bereich Karlstraße, Otto- und Barerstraße, in dem die Fakultäten Architektur, Bauingenieurwesen und Geoinformation der Hochschule München untergebracht sind, ist eines der bedeutendsten Zeugnisse der Nachkriegsarchitektur in der Stadt. Seit Jahren hängt die Zukunft dieses Komplexes in der Schwebe. An diesem Mittwoch trifft sich Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) mit Hochschulpräsident Michael Kortstock. Auf der Tagesordnung steht auch die Frage, wie es mit der Architekturschule an der Karlstraße weitergeht.

Studenten, Dozenten, Münchner Bürger und der Freundeskreis des Baudenkmals, dem 439 Mitglieder angehören, sind schon seit längerem in Proteststimmung. Sie wehren sich unter anderem mit einer Internetpetition dagegen, dass die Architekturfakultät aus dem Kunstareal im Zentrum der Stadt in einen noch zu errichtenden Neubau auf dem Hochschul-Campus an der Lothstraße umziehen soll. Spaenle hingegen hat schon vor einiger Zeit entsprechende Pläne der Hochschule als "schlüssig und tragfähig" bezeichnet. Ein Neubau biete mit seinen modernen Räumen und Labors viel bessere Möglichkeiten als ein saniertes denkmalgeschütztes Haus.

Der bisherige Standort der Architekturschule habe wichtige Vorteile, die am neuen Platz verloren gingen, argumentiert dagegen der Freundeskreis. Neben der unmittelbaren Nachbarschaft zu den Institutionen, Bibliotheken und Sammlungen des Kunstareals in der Maxvorstadt gehöre zu den Vorteilen die Nähe zu herausragenden Zeugnissen der Architekturgeschichte in Bayern. Hier sei also eine bessere Architekturausbildung möglich als in einem Neubaugebiet. Das Gebäude in der Karlstraße sei außerdem speziell für die Belange einer Architekturschule errichtet worden und stehe für die Wiederaufbauzeit nach dem Krieg.

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Mehr als 4300 Personen haben bislang die Petition unterzeichnet. Seit Dezember bemühten sich die Initiatoren dieser Petition um einen Termin mit Kultusminister Spaenle, teilt der Freundeskreis mit. Der Minister habe ausrichten lassen, dass er keinen Termin frei hat. Studenten und Unterstützer befürchteten nun, dass auf diese Weise ein wichtiges Anliegen abgebügelt werden solle, während in der Hochschulleitung Fakten geschaffen werden.

Die Hochschule setzt bei ihren Planungen für den modernen Campus auf die unmittelbare Nachbarschaft zum sogenannten Kreativquartier entlang der Dachauer Straße, sie hofft auf Synergieeffekte. Hochschule und Kulturszene könnten sich also gut ergänzen. In der Innenstadt dürften dafür allerdings keine "geistigen Wüsten" hinterlassen werden, hatten prominente Vertreter der Architektenszene schon vor Jahren gefordert.

Wie geht es mit dem Gebäude weiter?

Es zeigt sich noch ein weiteres Problem. Die Architekturfakultät der Hochschule München geht zurück auf die Staatsbauschule und auf die königliche Baugewerksschule. Von 1954 an entstand auf dem Areal an der Karlstraße nach den Plänen der Architektengemeinschaft Adolf Peter Seifert, Rolf ter Haerst und Franz Ruf in zwei Bauabschnitten die "Staatsbauschule München Akademie für Bautechnik" - ein Bauwerk, das sich bewusst von den Nazi-Monumentalbauten in der Nachbarschaft absetzte und damit auch einen Neubeginn symbolisierte. Doch längst ist das Baudenkmal einem schleichenden Verfallsprozess ausgesetzt. Es müsste also dringend saniert werden. Die Kosten dafür wären hoch.

Es steht nicht nur die Frage im Raum, wie es mit den Studenten und den Dozenten weitergeht, sondern auch mit dem Gebäude selbst. Der schlimmste Fall wäre für viele ein Abriss und Neubau. Statt der traditionellen Architekturschule ein seelenloser Bürokomplex aus Stahl und Glas? Das können sich die Befürworter "der Karlstraße" nicht vorstellen. Der Freistaat wird nun auch darüber entscheiden müssen, wie er mit seinem bedeutenden Grundstück weiter verfährt.

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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