Perlach:Nachbarn sehen Rot

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Kritik an Expansion der Bordelle im Gewerbegebiet Perlach-Süd

Von Hubert Grundner, Perlach

Fast jede größere Stadt hat die eine oder andere Schmuddelecke. Im Stadtbezirk 16 findet man sie am ehesten im Gewerbegebiet Perlach-Süd, an der Hofer Straße. Hier hat sich eine Rotlichtszene fest etabliert, die inzwischen eine beachtliche Eigendynamik entwickelt: Nachdem bereits im Anwesen 19b Münchens mutmaßlich größtes Bordell entsteht, hat der Expansionstrieb offenbar auch die Betreiber der Etablissements im gegenüber liegenden Haus Hofer Straße 22 erfasst.

Sie haben für das ursprüngliche Wohnhaus mit Spenglerwerkstatt einen Antrag auf Nutzungsänderung in einen FKK-Club (bordellähnlicher Betrieb) plus außenliegender Sauna gestellt. Dieses Vorhaben lehnt der Bezirksausschuss (BA) Ramersdorf-Perlach in der von ihm geforderten Stellungnahme "mit allem Nachdruck" ab. Notfalls müsse die Stadt bereit sein, deshalb auch ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht zu führen.

Die Gründe dafür erläuterte Wolfgang Thalmeir (CSU), der Vorsitzende des Unterausschusses Bauvorhaben, Stadtplanung und Bürgerbeteiligung. Diesem Gremium hat die zuständige Lokalbaukommission offenbar signalisiert, dass sie die Nutzungsänderung genehmigen wird, weil angeblich "die Größe des Bordellbetriebes" nicht die Dimension der bisher abgelehnten Bordelleinrichtungen erreiche.

Die Lokalpolitiker weisen jedoch darauf hin, dass der beantragte FKK-Club über ein weitläufiges Freigelände mit Saunen, Pools und Freiterrassen verfüge. "Es ist deshalb geradezu weltfremd und blauäugig anzunehmen, dass der Bordellbetrieb sich auf nur wenige Zimmer beschränken werde", monieren sie. In der Nachbarschaft befinden sich eine Schule und ein Kindergarten. Durch die Genehmigung einer weiteren Bordelleinrichtung werde der bereits im Umfeld erkennbare, negative Trading-Down-Effekt für das ganze Gebiet weiter verstärkt - unabhängig davon, wie viele Zimmer der Betrieb habe.

Das gesamte Gewerbegebiet leidet nach Ansicht des Bezirksausschusses schon heute unter einem hohen "Rotlichtdruck", da dessen dringend notwendige verkehrliche Erschließung trotz entsprechender Vorschläge des BA bis zum heutigen Tage nicht realisiert wurde. Weshalb wiederum die Ansiedlung von Gewerbebetrieben sehr schwierig sei. Falls sich also die Geschäfte rund um den käuflichen Sex noch mehr ausbreiten, werde das eine weitere sinnvolle Entwicklung des Gebietes erschweren und das Abrutschen in ein Rotlichtviertel beschleunigen.

Gleichzeitig nutzte der BA seine Stellungnahme zum Änderungsantrag dazu, bei Lokalbaukommission und Planungsreferat nachzufragen, wie denn bezüglich der Erschließung des Gewerbegebietes der Planungsstand sei.

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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