Pasing:Verparkt

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Löchriger Wegweiser: Die Entwässerungsrinne am Pasinger Bahnhof ist Teil des Blindenleitsystems, was man aber nicht sofort erkennt. (Foto: Catherina Hess)

Autos behindern das Blindenleitsystem am Pasinger Bahnhof

Wer am Pasinger Bahnhof von den Zügen zu den Bushaltestellen am Bahnhofsplatz möchte, der hat ein Problem - zumindest wenn er blind ist. Eigentlich weist ein in den Boden eingelassenes Blindenleitsystem den Weg - doch wenn sich Sehbehinderte an den geriffelten oder genoppten Platten mit ihrem Stock orientieren, kann es schon einmal passieren, dass sie dabei gegen ein Auto prallen. Denn immer wieder werde ein Teil der Leitstreifen von Fahrzeugen zugeparkt, hat Franziska Miroschnikoff (CSU), Behindertenbeauftragte des Bezirksausschusses (BA) Pasing-Obermenzing, beobachtet. Das Verzwickte an der Sache: "Eine Entwässerungsrinne ist Teil des Leitsystems", erklärt die Lokalpolitikerin. Diese verläuft von der östlichen Unterführung der Gleise am Bahnhofsgebäude entlang, bis nach rund 70 Metern wieder die gewohnten weißen Platten den Leitstreifen fortführen. Die Rinne sei zwar vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund akzeptiert, doch leider sei sie "nicht eindeutig als Teil des Blindenleitsystems erkennbar", sagt Miroschnikoff. Darum seien auf eben jenem Abschnitt regelmäßig Autos abgestellt.

Dass an dieser Beobachtung etwas dran ist, beweist schon ein schneller Blick in die Luftbildfunktion des Online-Kartendienstes Google Maps. Wer den Pasinger Bahnhofsplatz über den Browser aufruft, kann deutlich drei Polizeiautos erkennen, die über der Entwässerungsrinne parken. Doch auch Handwerker und Mitarbeiter der Deutschen Bahn (DB) seien unter den Leitsystemblockierern, sagt Miroschnikoff.

Auch von anderer Seite ist die Problematik dem Pasing-Obermenzinger BA inzwischen bekannt. Die SPD-Fraktion monierte in der jüngsten Sitzung die zunehmende "Verparkung" des Platzes: "Der Vorplatz wird von der DB absolut missbraucht als Abstellort für ihre Fahrzeuge", empörte sich Fraktionssprecherin Constanze Söllner-Schaar. Einstimmig beschlossen die Stadtviertelvertreter, die Bahn aufzufordern, dies mit Verweis auf das Blindenleitsystem zu unterlassen.

Der DB selbst sollte es leicht fallen, die Forderung umzusetzen - ist das Unternehmen doch Eigentümer des Platzes. Auf SZ-Nachfrage erklärt ein Bahnsprecher, eine Blockierung des Leitsystems - und damit auch des Teilstücks Entwässerungsrinne - "kann und soll nicht sein". Das zuständige Bahnhofsmanagement werde der Sache nachgehen. Text: johi, Foto: Catherina Hess

© SZ vom 23.02.2017 / johi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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