Pasing:Umstrittene Adresse

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Gebrauchtes für Gebrauchtes: die Halle an der Peter-Anders-Strasse. (Foto: Rumpf)

Anfang September wird die "Halle 2" des Abfallwirtschaftsbetriebes an die Peter-Anders-Straße in Pasing umziehen. Im Bezirksausschuss werden mangelnde Kommunikation und die Sorge vor zunehmendem Verkehr beklagt

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Liebe auf den zweiten Blick" heißt es auf dem orangefarbenen Herzerl, das ein etwas derangierter Teddybär im Schoß hält. So wirbt der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) auf seiner Website für das Gebrauchtwarenkaufhaus "Halle 2", derzeit noch an der Giesinger Sachsenstraße 29. Auffallend oft war AWM-Werksleiter Helmut Schmidt in jüngster Zeit in Pasing unterwegs - erst auf der Bürgerversammlung, dann im Bezirksausschuss. Denn die "Halle 2" wird an die Peter-Anders-Straße ins künftige Siedlungsgebiet "Paul-Gerhardt-Allee" umziehen und dort Anfang September eröffnen. Dafür muss Schmidt nun offenbar Werbung machen, denn: Es gibt im Viertel Befürchtungen, dass der 800 Quadratmeter große, städtische Second-Hand-Verkauf zusätzlichen Verkehr in die Wohnstraßen der Umgebung ziehen wird. Unmut gab es auch im Bezirksausschuss, der über die Verlegung der Halle nach Pasing erst aus der Zeitung erfahren hatte.

Die Verantwortlichen beim Abfallwirtschaftsbetrieb hatten sich auf die Suche nach einem neuen Stadtort für die Halle 2 machen müssen, weil die alte Remise in Giesing laut Schmidt weder isolier- noch beheizbar ist und deshalb nicht der Arbeitsstättenverordnung entspricht; zudem gebe es an der Sachsenstraße statische Probleme. Das Gebäude dort sei nur eine "Übergangslösung", hatte Schmidt den Zuhörern bei der Pasinger Bürgerversammlung erklärt. Alternative Standorte - ein Haus an der Preysingstraße in der Nähe des Kraftwerks Süd und eine Halle am Frankfurter Ring - seien geprüft worden, jedoch ausgeschieden. Das leer stehende Schuhhaus an der Peter-Anders-Straße erschien schließlich ideal, die Halle 2 werde künftig auf 800 anstatt derzeit 500 Quadratmetern noch Brauchbares, das an den Wertstoffhöfen abgegeben wird, günstig verkaufen können.

Rund 400 000 Artikel sind das laut Schmidt im Jahr, die auf diesem Weg einen neuen Besitzer finden und nicht im Sperrmüllschredder landen. Selbst in Spitzenzeiten werde man in der Halle nicht mehr als 200 Kunden pro Tag haben. "Der größte Ansturm ist meistens am Vormittag in den ersten Stunden nach Öffnung, dann flaut es ab", erklärte er den Mitgliedern des Bezirksausschusses. Auch würden, anders als früher, keine Elektrogeräte mehr verkauft. Er geht davon aus, dass die Kunden überwiegend mit dem Auto kommen, allenfalls mit Kleintransportern, aber auch mit dem Fahrrad. Pro Tag müsse man von drei bis vier Lkw-Fahrten von Anlieferern ausgehen.

Im Bezirksausschuss gibt es nun jene, die die Verlegung des Gebrauchtwarenkaufhauses ausdrücklich begrüßen wie Ingrid Standl von den Grünen und Constanze Söllner-Schaar von der SPD. Deren Fraktionskollege Willy Schneider wiederum hat mit dem Projekt sehr große Probleme. Er sei irritiert darüber, dass sich nun neues Gewerbe im künftigen Wohngebiet ansiedeln dürfe, da der Altbestand doch gerade abgesiedelt werde. Christian Müller, ebenfalls SPD, korrigierte diese Einschätzung: In einem Teilgebiet des Quartiers werde sehr wohl Gewerbe bleiben, da sich nicht alle Grundstückseigentümer am Bebauungsplanverfahren beteiligt hätten: "Schließlich brauchen wir dort auch Geschäfte." Die CSU-Fraktion kritisierte, dass der Abfallwirtschaftsbetrieb noch nicht einmal das Planungsreferat von seinen Standortplänen in Pasing informiert habe, geschweige denn den Bezirkausschuss. Das lasse "Fingerspitzengefühl" vermissen, sagte Frieder Vogelsgesang (CSU), zumal das Thema Verkehrsbelastung im Baugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee ein hochsensibles Thema sei.

Helmut Schmidt wies diese Einwände zurück, der Bezirksausschuss habe seines Wissens in diesem Fall wohl kein Anhörungsrecht gehabt. Zudem habe der Besitzer für die Halle eine Genehmigung als Verkaufsfläche. "Es hätte dort also auch ein Outlet reinkommen können", sagte Schmidt.

© SZ vom 19.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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