Pasing:Schick auf die Barrikaden

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Ein Herz für Superreiche: Das wird der Verein "Karl" mit einer Jubeldemo am Samstag auf dem Pasinger Bahnhofsplatz fordern. (Foto: privat)

Verein ruft zur Jubeldemo gegen Gentrifizierung

"Ein Lebensstil ist in Gefahr. Niemand wird so verfolgt wie der kleine Millionär!" Um auf die Situation dieses bedrohten Teils der Münchner Stadtbevölkerung aufmerksam zu machen, dem in diesen Tagen auch noch die Steueroasen ausgetrocknet werden, gehen am Samstag, 23. April, auf dem Pasinger Bahnhofsplatz (Südausgang) Sympathisanten auf die "Barrikaden". Bei der Demo, die um exakt 13.12 Uhr beginnt, ist der Dresscode elegante Abendgarderobe, denn: Nur angemessen gekleidet kann man glaubwürdig ein "Recht auf Luxus" einfordern. Es wird also nicht das übliche Skandieren von Parolen geben, auch werden keine Bierseidel geschwenkt. Es gibt Prosecco. Und kein stumpfes Bumbum aus Boxen, sondern extravagante Musik. Obendrein bietet die Demo ihren Teilnehmern eine Tombola - und als Höhepunkt eine Bergpredigt.

Der Pasinger Bahnhofsplatz war schon Austragungsort für einige Protestformen, unter anderem ein spontaner DJ-Auftritt gegen eine Neonazi-Kundgebung. Nun kommt eine weitere Variante hinzu: Angekündigt ist eine "Jubeldemo", bei der Satire das Mittel der Stunde ist. Wie seinerzeit im Februar 2012 am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz, als die "Antikapitalistische Linke Olching" mit einem uralten Mitsubishi samt Tarnnetz und Rüsselkanone dem Militarismus huldigte. Hinter der Aktion am Pasinger Bahnhof steckt "Karl" (Konsum + Arbeit = Reales Leben) - ein Verein, den das Team des ehemaligen Pasinger Velo-Cafés zusammen mit Freunden gegründet hat. Das Café war ein Zwischennutzungsprojekt in dem Pförtnerhaus der Pasinger Kuvertfabrik (Kupa). Die Radlwerkstatt samt Kulturraum kam besonders bei jungen Leuten gut an. Das Velo aber musste ebenso die Kupa verlassen wie die Künstler nebenan im alten Industriebau, in dem nun unter anderem Loftwohnung entstehen sollen.

Das Velo-Café hat bislang keine neue Bleibe gefunden, der Versuch, im Zwischennutzungsprojekt in der Pasinger Pappschachtel unterzukommen, scheiterte ebenfalls. Ein Sprecher von "Karl", der nicht mit seinem eigenen Namen, sondern als "Karla von Poellnitz" zitiert werden will, erklärt: Mit der Jubeldemo wolle die Gruppe auf die Situation junger Kreativer in München aufmerksam machen, die im allgemeinen Gentrifizierungsprozess an den Rand gedrückt würden. Karl, so kündigt Karla an, werde deshalb seine Aktionen in den Stadtraum verlegen.

© SZ vom 21.04.2016 / czg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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