Pasing:Posen mit PS

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Klagen über Autorennen im Pasinger Zentrum

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Abends ist das eine private Rennstrecke von Posern mit überdimensionierten Autos" - Winfried Kaum beschreibt hier nicht die Maximilian- oder Leopoldstraße, wo die Mediokren seit jeher ihre Egos mittels Pferdestärken aufplustern. Der Jurist meint die Bäcker- und Gleichmannstraße im Pasinger Zentrum, wo sich seit geraumer Zeit Beschwerden von Anwohnern und Passanten über Raser und aufheulende Motoren häufen. Vor allem in den Abend- und Nachtstunden fänden dort regelrechte Autorennen statt. Im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing kam das Treiben in der Tempo-20-Zone jetzt zur Sprache. Kaum, Mitglied der CSU-Fraktion, forderte per Antrag, Geschwindigkeitskontrollen einzuführen.

Unterstützung bekam der CSU-Antrag, der an das Kreisverwaltungsreferat gerichtet ist, von SPD-Seite. Stadtrat Christian Müller nannte die Entwicklung "unglaublich". Die Poser träfen sich mit ihren Riesenkisten bei der Ladezone des Asado-Steakhauses an der Ecke Gleichmannstraße/Bahnhofsplatz, die Verkehrsbeschilderung lasse sie unbeeindruckt. Klement Bezdeka (FDP), der in der Nähe wohnt, sprach von einer "rechtsfreien Zone". Die Polizei, deren Inspektion nur etwa 200 Meter entfernt vom Schauplatz des Geschehens liege, müsse viel öfter am Bahnhofsplatz, immerhin der viertgrößte Bayerns, Präsenz zeigen. Romanus Scholz, BA-Chef von den Grünen, sprach von "motorisierten Gangs". Rüdiger Schaar (SPD) riet Bürgern dazu, Anzeige zu erstatten und wollte von Edmund Hlawon, dem stellvertretenden Dienstellenleiter der Pasinger Polizeiinspektion, wissen, ob es ausreiche, Tempoverstöße mit der Handykamera zu dokumentieren.

Edmund Hlawon musste das entschieden verneinen: Bei der Beweisführung einer Geschwindigkeitsübertretung vor Gericht seien nur geeichte Lasergeräte zugelassen, die von eigens geschulten Beamten bedient werden müssten. Handyvideos oder bloße Schätzungen eines Tempoverstoßes seien nicht verwertbar. Hlawon stellte auch klar, dass der Pasinger Bahnhofsbereich keinesfalls ein rechtsfreier Raum sei. Es gebe dort sehr wenige Delikte, keine nennenswerte Jugendkriminalität, keine Drogenszene. Lediglich eine Häufung von Diebstählen in den Pasing Arcaden sei zu beobachten. Hlawon versicherte, dass das Bahnhofsumfeld von Beamten in Zivil regelmäßig kontrolliert werde. So weit es die Personaldecke zulasse, werde man nun aber auch probeweise Lasermessungen vornehmen.

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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