Pasing:Lücke im Informationsfluss

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An die hundert anerkannte Flüchtlinge werden in der Unterkunft im Pasinger Süden leben, bezugsfertig soll das Haus im November sein. (Foto: Stefan Rumpf)

Bei einer Versammlung zur geplanten Unterkunft für Flüchtlingsfamilien am Pasinger Haidelweg räumt die Stadt Versäumnisse ein und stellt sich den Fragen der Nachbarn

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Markus Heigenhauser, diesen Namen dürfte sich so mancher Anwohner der geplanten Unterkunft für anerkannte Flüchtlingsfamilien am Pasinger Haidelweg mittlerweile notiert haben. Heigenhauser wird Hausverwalter der Einrichtung, in der von November an 102 wohnungslose Menschen ein vorübergehendes Zuhause finden sollen. Bei einem Infoabend Anfang der Woche in der Turnhalle der Anne-Frank-Realschule bekamen die Pasinger nun ein Gesicht zum Namen präsentiert. Rudolf Stummvoll, Leiter des städtischen Amtes für Wohnen und Migration, hatte neben Heigenhauser noch Vertreter aus dem eigenen Haus und dem Baureferat mitgebracht. Derlei Veranstaltungen sind Standard, wenn in einem Stadtbezirk Unterkünfte geplant sind. Diesmal aber musste Stummvoll rhetorisch die weiße Fahne hissen, denn im Vorfeld war einiges schief gelaufen in der Kommunikation zwischen Stadt und betroffenen Bürgern: Vom Projekt am Haidelweg hatte die Nachbarschaft erst erfahren, als Mitte Juni die Bauarbeiter anrückten.

"Ich kann mich nur entschuldigen, ihre Kritik ist zurecht, hier hat es ein Loch gegeben", formulierte Stummvoll sein "mea culpa" und übernahm die Verantwortung für die mangelnde Transparenz. So ganz erschloss sich den etwa 100 Zuhörern in der Turnhalle zwar nicht, an welcher Stelle genau im Zusammenspiel der städtischen Referate sich diese Lücke im Informationsfluss aufgetan hatte, Folgendes aber lässt sich aus den Schilderungen Stummvolls rekonstruieren: Ein städtisches Grundstück an der Planegger Straße neben einer bestehenden Unterkunft für Wohnungslose war ursprünglich für einen weiteren Standort vorgesehen. Hier spreizte sich dann aber das Referat für Arbeit und Wirtschaft ein, weil es sich dort um eine vorgesehene Gewerbevorbehaltsfläche handelt. So fiel als Alternativstandort die Wahl auf das östlich sich anschließende Areal am Haidelweg.

Hatte es in der Sitzung des Bezirksausschusses vor eineinhalb Wochen von Bürgerseite noch emotionale Wortbeiträge zum Thema gegeben, verlief dieser von der Stadt organisierte Infoabend weitgehend sachlich, man war in die Zukunft gerichtet. Auf grünen Zetteln konnten die Leute schriftlich ihre Fragen einreichen, die dann alle abgearbeitet wurden. Von Hausverwalter Heigenhauser kamen diese Informationen: "Es wird an 365 Tagen jemand rund um die Uhr in der Unterkunft sein." Er selbst von Montag bis Freitag tagsüber zusammen mit einem Hausmeister, der sich um die technischen Belange kümmert. Außerhalb von Heigenhausers Arbeitszeiten beziehungsweise an den Wochenenden ist das Team eines städtischen Sicherheitsdienstes bis 24 Uhr präsent, von Mitternacht bis 7 Uhr kommt eine externe Firma. "Für die Anwohner gibt es eine Telefonnummer, über die durchgehend jemand erreichbar ist", sagte der Hausverwalter. Die Bewohner würden angehalten, sich nach den die Ruhezeiten von 22 bis 6 Uhr zu richten.

Anja Probst wird für die Betreuung von Flüchtlingsfamilien in städtischen Unterkünften zuständig sein und kann auf einen Pool von Fachkräften zurückgreifen: Am Haidelweg werden sich ein Sozialpädagoge und ein Erzieher eine Stelle teilen. Deren Aufgabe ist es, die Menschen, vor allem auch die Kinder, bei der Integration umfassend zu unterstützen. Hauptziel sei es, so Probst, für die Leute eine Wohnung zu finden - was dem Erfahrungswert nach im Moment ein bis eineinhalb Jahre dauern könne. Teilziele seien Deutschkurse und Jobvermittlung. Bei der Infoveranstaltung deutete sich in den Fragen an, dass auch eine ganze Reihe Ehrenamtlicher sich einbringen werde. Auch die "Helferinitiative 21" steht bereit. Ein Tag der offenen Tür ist bereits fest ins Auge gefasst.

Menschen aus Syrien, Afghanistan, Nigeria und Irak haben derzeit die größten Chancen, dass ihr Antrag auf Asyl in Deutschland anerkannt wird. Rudolf Stummvoll geht deshalb davon aus, dass auch die Familien am Haidelweg aus diesen Ländern kommen werden. Man werde bei der Zusammensetzung der Hausgemeinschaft darauf achten, dass die Bewohner auch kulturell zusammenpassen. In dem zweistöckigen Gebäude in Holzbauweise werden sie jeweils in Zweibettzimmern auf 14 Quadratmetern untergebaut, kombinierbar auch mit Dreibettzimmern. Es gibt Gemeinschaftsküchen,-sanitär und -waschräume. Um die Unterkunft wird ein 1,80 Meter hoher, begrünter Zaun errichtet, damit das Gelände, auf dem auch Spielflächen geplant sind, von außen nicht einsehbar ist.

Die Genehmigung für den Betrieb der Unterkunft auf dem Areal am Haidelweg läuft bis Ende 2020. Dann, so erfuhren die Anwohner, wird das Gelände zurückgebaut, denn auch dort kann die Stadt irgendwann Gewerbe ansiedeln.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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