Pasing:Leben oder arbeiten

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Am städtischen Grund entlang der Planegger Straße entbrennt die Diskussion über fehlende Gewerbegebiete neu

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Die Stadt braucht Wohnraum, freie Grundstücke sind mittlerweile ein absurd hoch gehandeltes Gut. Für kleine und mittelständische Betriebe, die sich in München ansiedeln wollen, bleibt oft nur der Weg in einen der bislang acht Gewerbehöfe, die jedoch nahezu ausgelastet sind. "Wohnen oder Gewerbe?" - auf diese Frage spitzt sich nun eine Diskussion im Bezirksausschuss (BA) Pasing-Obermenzing zu, die seit einigen Monaten die Mitglieder beschäftigt.

Es geht um städtischen Grund an der Planegger Straße an der Grenze zu Gräfelfing. Die SPD-Fraktion hat die Umwandlung dieses im Flächennutzungsplan der Stadt als Gewerbegebiet eingetragenen Areals in Mischgebiet beantragt. Von der CSU kamen grundsätzliche Bedenken, die Situation mittelständischer Betriebe sei schon angespannt genug. Winfried Kaum (CSU) sprach von 330 unerfüllten Anfragen von Gewerbetreibenden an die Stadt, die sich in München niederlassen wollten, ohne geeignete oder bezahlbare Flächen zu finden. "Wir müssen Gewerbegebiete erhalten", forderte CSU-Fraktionssprecher Frieder Vogelsgesang.

Dass der städtische Grund am Pasinger Ortsrand in den Fokus des Gremiums geraten ist, hat eine Vorgeschichte. Im vergangenen Sommer hatte die Stadt dort mit dem Bau einer Unterkunft für Wohnungslose begonnen - weder die Anwohner noch der Bezirksausschuss fanden sich rechtzeitig und hinreichend informiert. Um das Versäumte nachzuholen und die Wogen zu glätten, gab es von Vertretern der an der Planung beteiligten Referate eine nachgereichte Informationsoffensive. Bei einer Anwohnerversammlung kam dann die auch für manch langjähriges BA-Mitglied überraschende Nachricht: Ursprünglich sollte die neue Unterkunft nicht am Haidelweg, sondern auf einem städtischen Grundstück an der Planegger Straße neben einer bereits bestehenden Unterkunft für Wohnungslose entstehen. Doch kam dazu das Veto aus dem Referat für Arbeit und Wirtschaft - es handelte sich um Gewerbevorbehaltsflächen.

Das Areal liegt westlich des Haidelweges/Am Hackelangers, an seiner Südseite verläuft die Stadtgrenze zu Gräfelfing, östlich die Planegger Straße; im Norden finden sich das Gelände des Belichtungsmesserhersteller Betram, eine Kindertagesstätte und ein Mehrparteienhaus. Aus Sicht der SPD ist dieses Areal in mehrfacher Hinsicht als Gewerbestandort problematisch. Zu einen sei das Gebiet relativ klein, zum anderen sei die Verkehrsanbindung für Gewerbe ungünstig - die Planegger Straße ist nach SPD-Einschätzung schon heute extrem belastet, der Haidelweg als Alternative mit seinen kleinteiligen Wohngebieten ungeeignet. Mit der Umwandlung der Gewerbevorbehaltsfläche in ein Mischgebiet, argumentierte SPD-Fraktionssprecherin Constanze Söller-Schaar, sei kleinteiliges Gewerbe noch immer möglich.

Eine Entscheidung über den Antrag war im vergangenen Dezember vom BA vertagt worden. Im Unterausschuss Planung, der Anfang Januar tagte, wurden von den Mitgliedern verschiedene Varianten durchgespielt. Die Grünen etwa hätten sich vorstellen können, noch weitere angrenzende Gewerbefläche in die Umwandlung einzubeziehen. Die CSU wiederum hätte sich eine Kompromisslösung vorstellen können, das vorhandene Mischgebiet am Haidelweg nach Süden auszudehnen. Womit wiederum auch die SPD hätte leben können, wenn es bei der Abstimmung Spitz auf Knopf zugegangen wäre.

Doch sowohl im Unterausschuss als auch anschließend im Bezirksausschuss gab es gegen die Stimmen der CSU eine Mehrheit für den ursprünglichen Antrag.

© SZ vom 24.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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