Pasing:Grün statt Graffiti

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Wie Graffiti den öffentlichen Raum beleben können, hat Künstler Martin Blumöhr etwa in der Fußgängerunterführung an der Landshuter Allee auf Höhe der Dom-Pedro-Straße gezeigt. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Lärmschutzwand eignet sich nicht für Sprayer, findet der Bezirksausschuss

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Inoffiziell, illegalerweise gibt es sie schon, die "Wall of Fame" von Münchner Sprayern, die sich auf der Lärmschutzwand entlang der Nordumgehung Pasing (Nup) verewigen. Jeder, der mit der S-Bahn unterwegs ist, weiß, wovon die Rede ist. Viel Publikum ist diesen Graffiti-Werken also garantiert. Die FDP-Fraktion im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing kam nun auf die Idee, Teile der Wand auf der Seite zu den Gleisen als legale Sprühfläche zur Verfügung zu stellen. Ein Vorschlag, der im Gremium auf große Bedenken und schließlich auf Ablehnung stieß.

"Die Münchner Graffiti-Künstlerszene hat einen guten Namen. Leider gibt es in der Stadt nur wenige legale Sprühflächen, an denen sich die Kunst im öffentlichen Raum entfalten kann", heißt es im Antrag der Liberalen, die Pasing als "Standort der Münchner Graffiti-Kunst" neu etablieren wollen. Die Lärmschutzwand entlang der Umgehungsstraße scheint ihnen ideal für diesen Zweck, zumal der eigentliche Plan, die Wand zu begrünen, offensichtlich bislang nicht funktioniert hat. Wohl auch, weil dort Sprayer aktiv seien, die mit ihren Aktionen die Pflanzen beim Wachstum störten. Es sei deshalb sinnvoll, bestimmte Flächen zielgerichtet für Graffiti zu reservieren, schlug FDP-Fraktionssprecher Klement Bezdeka vor.

Widerspruch kam aus allen Fraktionen. Constanze Söllner-Schaar (SPD), die sich selbst durchaus als "Freundin der Graffiti-Kunst" sieht, hat zwar Sympathien für den Vorschlag, Sprayern generell Flächen zur Verfügung zu stellen. Die Lärmschutzwand entlang der Nup aber hält sie für diesen Zweck für ungeeignet. Die solle ihrer Meinung nach vielmehr begrünt werden, darauf habe man sich schon seit den ersten Planungen für die Umgehung im Jahr 2002 verständigt. Frieder Vogelsgesang (CSU), nach eigenem Bekenntnis kein uneingeschränkter Fan von Graffiti, äußerte vor allem Sicherheitsbedenken. "Sollen die Sprayer über die Bahnsteige steigen, um zur Lärmschutzwand zu gelangen?" Wie oft werde in München der Zug- und S-Bahn-Verkehr eingestellt, weil sich Menschen im Gleis befänden. Der Standort sei also viel zu gefährlich für eine legale Sprühfläche, zudem würde die Wand durch die Farbe in ihrer lärmabweisenden Funktion deutlich gemindert.

Dem Vorschlag von Klement Bezdeka, man könnte die Sprüher durch einen Zaun hin zu den Gleisen schützen, konnte das Gremium ebenfalls wenig abgewinnen. Eine "Wall of Fame", die Ruhmeswand für Graffiti-Künstler, wird es also entlang der Nordumgehung nicht geben. Allerdings will man gleichwohl seitens des Bezirksausschusses nach freien Flächen im Stadtteil fahnden.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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