Pasing:Die Rückkehr der Standhaften

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Wieder zurück: Seit Dienstag gibt es am Bahnhof in Pasing wieder fünf Taxi-Standplätze. (Foto: Robert Haas)

Nach zwei Jahren Dauerprotest und einer Unterschriftenaktion haben die Taxifahrer wieder einen offiziellen Platz direkt am Pasinger Bahnhof. Weiterhin Verdruss bereitet ihnen das Durchfahrtsverbot Richtung Westen

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Ein Mensch im klassischen Geschäftsmann-Outfit eilt an diesem Vormittag aus dem Pasinger Bahnhofsgebäude. Wie selbstverständlich steuert er den Taxistand gegenüber dem historischen Hauptportal an und springt in den ersten von insgesamt fünf Wagen. Jetzt möchte man meinen, dass wartende Taxis unmittelbar vor einem Bahnhof keine große Sache sind. Nicht so in Pasing. Es gibt sie dort erst seit diesem Dienstag - wieder. Vor zwei Jahren mussten die zwölf angestammten Standplätze der neuen Tramhaltestelle weichen. Die Taxler und die Kunden reagierten mit ebenso entfesselter wie ausdauernder Wut: Die einen klagten über Einnahmeverluste, die anderen über zu weite Wege, die sie nun zum Ersatz-Stand nehmen müssten. Seit dieser Woche ist nun also alles wieder gut. Beinahe.

Normalerweise konnte man als Zuhörer schon lippensynchron mitflüstern, wenn sich Roland Rippel, Sprecher der Taxler, im Bezirksausschuss erhob und in seiner sehr bedächtigen Redeweise die Problemlage der Zunft wie ein Mantra darlegte: 90 Prozent des Tagesgeschäfts seien für die Pasinger Taxler die vielen älteren Menschen, die von und zu den Ärztehäusern in den Pasinger Zentrumsstraße wollten. Für sie seien die beiden neuen Standplätze keine Alternative. Der eine am Terminal entlang der vierspurigen Nordumgehung sei nur über Treppen beziehungsweise einem winzigen Aufzug zu erreichen, dabei nicht leicht zu finden. Zudem seien die Fahrten von dort oben aus wegen des längeren Weges durchschnittlich drei Euro teurer. Als letztlich untauglich habe sich auch der Ausweichstandort am Irmonherplatz, 200 Meter westlich des Bahnhofs erwiesen, der den Taxlern nach ihrer Verbannung als Befriedungsgeste zugestanden wurde. Dort gäbe es massive Beschwerden von Anwohnern, die nachts von lärmende Fahrgästen und von laufenden Taxi-Motoren aus dem Schlafgerissen würden.

Die Taxifahrer sammelten an die 1000 Unterschriften, fanden Fürsprecher im Bezirksausschuss. Durch das Dauerfeuer ließ sich schließlich das Kreisverwaltungsreferat (KVR) erweichen. Man rang sich dort zur Lösung mit der Nachrückspur für fünf Taxis vor dem Mexiko-Haus durch - auf Probe. Ein Jahr hat die Realisierung gedauert. Zwei weitere Einstiegsplätzen auf Höhe der Haltestelle für den 56er Bus sind indes in weiter Ferne. Sie würden noch "evaluiert", sagt Daniela Schlegel vom KVR. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und die Deutsche Bahn, auf deren Grund die Haltefurt liegt, müssten sich einigen. Will heißen: ein Ewigkeitsprojekt.

Auch an diesem Dienstag hat sich Roland Rippel, dem Ritual folgend, wieder im Bezirksausschuss erhoben. Seine Ansprache eröffnete er jedoch mit einem "herzlichen Dankeschön" an die Mitglieder. Bereits am ersten Tag am neuen Stand seien er und seine Kollegen von "sehr, sehr vielen Passanten" beglückwünscht worden. Wer nun aber glaubte, die Errungenschaft hätte die Taxler ein für allemal befriedet, irrte. Denn Rippel redete weiter: Für das Tagesgeschäft seien die fünf Standplätze wohl in Ordnung. In der Nacht jedoch könne die S-Bahn schon mal 20 Fahrgäste auf einmal ausspucken. Da könne es schon sein, dass mehr Taxen am Stand parken müssten. Man werde aber niemanden behindern, schließlich seien nachts kaum Fußgänger unterwegs, bat Rippel schon mal vorsorglich um Nachsicht - auch bei der Polizei. Dass das KVR Ruhe vor den Pasinger Taxlern haben wird, ist unwahrscheinlich. Verdruss bereitet ihnen, dass sie von ihrem neuen Standplatz nicht in die Kaflerstraße fahren dürfen, sondern sich umständlich Richtung Westen durchschlagen müssen. "Wir fordern ein Durchfahrtsrecht", sagte Roland Rippel.

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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