Pasing:Die Mitfahrzentrale

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Ungeliebt bei Fahrgästen und auch bei den Pasinger Taxifahrern: Der Ausgang beim neuen Bahnhofsterminal wirkt zumeist verlassen. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Taxi-Situation am Pasinger Bahnhof stand als kuriose Fehlplanung lange in der Kritik. Künftig sollen von der ungenutzten Bucht am neuen Terminal aus die Busse des Schienenersatzverkehrs starten

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Es ist eine Abstimmung mit Füßen - und Reifen. Kunden verlieren sich nur höchst selten über die enge Treppe beziehungsweise den unangenehm kleinen Aufzug vom neuen Bahnhofsterminal hinauf zum Taxistandplatz an der Nordumgehung Pasing (Nup). Und tun sie es doch, dann ist oben von Taxen weit und breit nichts zu sehen. Und dass, obwohl man für die Pasinger Chauffeure dort im Jahr 2013 geräumige 15 Plätze eingerichtet hat - als Kompensation für ihren bewährten Standplatz an der Südseite des Bahnhofs, der im Zuge der Umgestaltung des Zentrums wegfallen sollte. Bekanntlich kam dann doch alles anders: Die Taxifahrer kämpften sich erfolgreich auf ihren alten Standort zurück, die lange Taxibucht an der Nup, die sie weitgehend boykottiert hatten, verwaiste vollends. Doch könnte sie künftig anderweitig genutzt werden.

Die DB Regio Bus möchte sie zu einer offiziellen Haltestelle für ihren Schienenersatzverkehr (SEV) umwandeln, mit Platz für zwei Gelenkbusse. Schon bislang fahren dort immer wieder die Ersatzbusse ab, wenn die S-Bahn-Stammstrecke mal wieder von einer kapitalen Störung betroffen ist. Von der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing kam nun der Vorschlag, einige Taxiplätze an der Nordumgehung Pasing zu erhalten, diese jedoch mit einer Schnell-Ladestation für Elektrotaxis auszustatten. Zudem sollte die Rufsäule an dieser Stelle stehen bleiben. Im ungenutzten Bereich der Bucht, beziehungsweise wenn kein Schienenersatzverkehr sei, so ein Vorschlag aus der CSU-Fraktion, könnten dort normale Kurzparkplätze eingerichtet werden.

All diese Möglichkeiten wurden jetzt im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing diskutiert. Auch Vertreter der Pasinger Taxizunft, die in der Genossenschaft der Münchner Taxiunternehmen organisiert sind, waren zur Sitzung gekommen. Von Roland Rippel, ihrem Sprecher, kam sogleich ein herber Dämpfer für die Idee mit der Ladestation. "Ein Taxi muss am Standplatz immer abfahrbereit sein", sagte er. Man könne den Wagen nicht erst umständlich abkabeln, wenn ein Fahrgast warte. Ladestationen seien deshalb überhaupt nur außerhalb von Standplätzen möglich. Was die Rufsäulen angehe, gebe es diese nur bei mindestens fünf Taxistandplätzen. Beim Stichwort SEV wurde Rippel hellhörig. "Da sind wir eh schon sehr intensiv beteiligt", sagte er. Im Störungsfall würde man in der Regel von der DB angefordert, man verfüge über eine "flexible Masse" von 30 bis 40 Taxibussen.

Die BA-Mitglieder nahmen Rippels Einwände auf. Die Idee der E-Taxi-Ladestation an der Josef-Felder-Straße wird nun erst einmal nicht weiterverfolgt. Die Mischnutzung der bisherigen Taxibucht als Standort für SEV-Busse, Kurzzeitparker und zwei Taxis können sie sich aber gut vorstellen. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) als Genehmigungsstelle soll sich nun Gedanken darüber machen, wie die künftige Beschilderung am Standort aussehen soll. Womöglich müsse eine Art Klappschild aufgestellt werden, das im Fall der Fälle den Schienenersatzverkehr anzeigt.

Ebenfalls an der Adresse des Kreisverwaltungsreferats geht die Mitteilung des Bezirksausschusses, dass man nun damit einverstanden ist, dass die Taxifahrer auf der Bahnhof-Südseite bleiben und auch künftig Richtung Westen in die Kaflerstraße passieren dürfen. Dieses Privileg haben dort eigentlich nur Busse und Radler. Die Taxler hatten nachdrücklich um ein Überfahrterlaubnis gebeten, weil dies ihnen und ihren Kunden enorme Umwege erspare. Probeweise wurde es ihnen gewährt, die Ausnahmeregelung hat sich nach Ansicht der Mehrheit im Stadtteilgremium auch bewährt. Das KVR soll nun eine dauerhafte Erlaubnis verfügen.

Doch nicht alles hat sich in Wohlgefallen aufgelöst, was die Pasinger Taxi-Situation betrifft. Der Standplatz auf der Bahnhofsüdseite, offiziell auf Probe und nur als eine sogenannte Nachrückspur für fünf Taxen eingerichtet, steht unter Beobachtung. Vor allem seitens der SPD hatte es in der Vergangenheit Kritik am Verhalten einzelner Fahrer gegeben. Vor allem in den Nachtstunden sei die Situation unhaltbar chaotisch, wenn dort bis zu 14 beige Fahrzeuge mit leuchtendem Dachschild auf Fahrgäste lauern, die von der S-Bahn kommen. Die Taxen würden sich dann zurückstauen in die Bäckerstraße, Rad- und Fußwege zuparken beziehungsweise die Landezonen besetzen. Roland Rippel hatte dem Gremium dazu schon wiederholt seine Sicht der Dinge geschildert; da sei zum einen der enorme Druck durch den Mindestlohn, unter dem das Gewerbe stünde. "Wir müssen da hin, wo die Fahrgäste sind." Zum anderen handle es sich bei den "Nachrückern", die ihre Wagen widerrechtlich parkten, nicht um Pasinger Taxi-Kollegen, sondern um Fahrer von außerhalb. An deren Vernunft zu appellieren, sagte Rippel, "da muss ich passen, da bin ich überfordert".

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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