Pasing:Ansichtssache

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Wird bald nur noch Nachbar der Oselschule sein: Rektor Christian Marek geht nach diesem Schuljahr in den Ruhestand, noch gibt er sich kämpferisch. (Foto: Robert Haas)

Rektor Christian Marek fordert Container für die Oselschule: Bis 2018 müssten drei zusätzliche Klassen untergebracht werden. Das Referat für Bildung und Sport lehnt das ab: Die Schülerzahlen seien sogar rückläufig

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Der 31. Juli wird für Christian Marek der letzte Schultag sein. Dann tritt der Rektor der Grundschule an der Oselstraße seinen Ruhestand an und wird sich den ganzen Zirkus von außen ansehen. Sprichwörtlich, denn er wohnt nur unweit seiner Schule am Würmkanal und wird deshalb mitbekommen, was dort passiert - oder eben nicht passiert. Marek, der 22 Jahre lang den Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbands (MLLV) führte, war nie einer dieser duckmäuserischen Schulleiter. Eher ein unbequemer, der dem schwerfälligen Behördenapparat so manchen Stachel setzte. Oft ist er auch gegen Wände gelaufen, hat lernen müssen, den Frust auszuhalten. Vor allem, wenn es um sein größtes Anliegen geht: etwas gegen den Platzmangel an der Oselschule zu unternehmen. In den kommenden Jahren, so fürchtet Marek, wird sich die Situation weiter zuspitzen. Ohne Schulcontainer werde kaum noch ordentlicher Unterricht möglich sein. Diese mobilen Klassenzimmer will er noch unbedingt durchsetzen, seiner Schulfamilie quasi "als Erbe" hinterlassen.

Bei der jüngsten Bürgerversammlung in Pasing hat sich Marek zu Wort gemeldet und den Leuten, vor allem den Vertretern der Stadt, die Lage an seiner Schule geschildert. Am Mittwoch nach den Osterferien, am 15. April, sei die Anmeldung für das Schuljahr 2015/2016. Schon jetzt zeichne sich ab, wo die Entwicklung in den kommenden drei Jahren hinführen werde. Die Schülerzahlen - aktuell etwa 300 - würden kontinuierlich steigen. Statt bislang 13 Klassen müssten binnen drei Jahren 16 in den Schulbauten untergebracht werden. Ein Ding der Unmöglichkeit ohne zusätzliche Räume. "Pasing wächst, in der Kolonie I ziehen junge Familien zu, es wird über all verdichtet und gebaut", erklärt Marek die Entwicklung.

Den Hinweis den Schulreferats, dass im künftigen Wohngebiet an der Paul-Gerhardt-Allee eine neue Grundschule entstehen und Entlastung für den Osel-Sprengel bringen werde, lässt Marek nicht gelten. Vor 2020 werde dort kein Kind zum Unterricht gehen, sagt er. Weshalb die Container die einzige Lösung seien, um die Situation an seiner Schule in den nächsten vier Jahren einigermaßen erträglich zu halten.

Bereits heute wird laut Marek an der Oselschule viel improvisiert: Weil es keine Extra-Räume für die Mittagsbetreuung gibt, muss von 11.20 Uhr an damit begonnen werden, einige Klassenzimmer zu entvölkern. Die Kinder gehen entweder nach Hause oder in den Sport, in ihren Klassenzimmern wird dann gegessen, weshalb dort auch Spülmaschinen und Geschirrschränke stehen. Im kommenden Schuljahr wird laut Marek der letzte noch verbliebene Fachraum in ein Klassenzimmer umgewandelt werden. "Dann müssen die Fachlehrerinnen ihr Bastelmaterial fürs textile Arbeiten eben ständig durchs Haus schleppen", sagt Marek.

Und das Referat für Bildung und Sport sagt Folgendes: Man habe für Mareks Anliegen "großes Verständnis". Jedoch sei aufgrund der prognostizierten Schülerzahlen nicht davon auszugehen, dass sich die Raumsituation an der Pasinger Schule in den nächsten fünf Jahren verschärfen werde. "Die Prognose zeigt, dass die Schülerzahl an der Grundschule Oselstraße voraussichtlich erst ab 2020 deutlich ansteigt. Bis 2020 wird dabei zwischenzeitlich sogar von einem leichten Rückgang der Schülerzahlen von heute 310 auf 285 ausgegangen. Die Einrichtung von Pavillons ist deshalb momentan nicht angedacht", teilt Sprecherin Andrea Steiler mit. Und dann kommt noch der Hinweis: Die Doppelnutzungen der Klassenzimmer beispielsweise für die Mittagsbetreuung gebe es an vielen Münchner Schulen. Ohne dieses Miteinander könnte die Betreuung vieler Grundschüler nicht gewährleistet werden. Und dann folgt jene Bemerkung, die Christian Marek am Ende seiner Laufbahn als Schulleiter nur noch mit Kopfschütteln kommentieren wird: "Als Sachverwaltung ist die Schulleitung verantwortlich für die Bereitstellung der benötigten Räume."

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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