Pädagogische Nutzung:Rückkehr in ein stattliches Domizil

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Das Kinderhaus an der Spervogelstraße ist nach vier Jahren Generalsanierung jetzt wieder in Betrieb gegangen

Von Ulrike Steinbacher, Oberföhring

Schon anno 1713 gab's am idyllischen Brunnbach nördlich von St. Emmeram so etwas wie Kinderbetreuung: Die Klausner der dortigen Eremitage bauten eine Schule und unterrichteten die Bauernkinder aus Oberföhring und Umgebung im Lesen, Schreiben und Kirchengesang. So rustikal wie damals geht es am nördlichen Stadtrand heutzutage natürlich nicht mehr zu, aber gesungen wird bestimmt immer noch und vorgelesen auch. Besser gesagt: wieder. Denn das Kinderhaus an der Spervogelstraße ist nach vier Jahren Generalsanierung jetzt wieder in Betrieb gegangen. Gerade sind die Kinder aus ihrem Ersatzquartier in der Kita an der Denninger Straße 189 dorthin zurückgekehrt.

Seit 1976 hat der Trägerverein, eine der ersten privaten Eltern-Kind-Initiativen der Stadt, sein Domizil an der Spervogelstraße. Domizil ist das richtige Wort, denn das Kinderhaus residiert in einer ehemaligen Villa, die heute der Stadt gehört. Stadtmaurermeister Josef Höchl hatte sie nach dem Abriss des alten Eremitoriums 1822 errichten lassen, wie der Verein Nordostkultur berichtet. Damit verweisen die Lokalhistoriker die Geschichte, dass das Gebäude ein ehemaliges Jagdschlösschen Ludwigs I. ist, ins Reich der Legenden. Gesichert ist aber laut Verein, dass das Gebäude schon wenige Jahre nach seiner Entstehung als Wirtschaft genutzt wurde, später als Kalkbrennerei und Dampfsägemühle, schließlich als Wohnhaus des Oberföhringer Bürgermeisters Carl Freiherr von Wohnlich. In die Denkmalliste fand das Haus keine Aufnahme.

Schön ist es trotzdem und inzwischen auch generalsaniert. Von der "alten, geflickten Villa Kunterbunt von einst" sei nicht mehr viel zu erkennen, stellt Emmy Galle vom Vorstand der Eltern-Kind-Initiative fest. Nach der Renovierung, die etwa drei Millionen Euro kostete, sei daraus eine "nach modernstem Standard ausgestattete Kindertagesstätte" geworden. 20 zusätzliche Betreuungsplätze sind auch noch entstanden, sodass an der Spervogelstraße jetzt zwei Kindergartengruppen mit je 25 Plätzen und eine Krippengruppe mit zwölf Plätzen angeboten werden.

Die Stadt ließ im Hauptgebäude die sanitären Anlagen modernisieren und vergrößern, den Brandschutz verbessern, Fassade, Dachstuhl und Deckentragwerk instandsetzen, die Fenster austauschen und die Heizung umrüsten. Die Arkaden, die früher offen waren, wurden verglast, sodass ein breiter umlaufender Gang entstand, in dem nun die Garderobe untergebracht ist. Das Nebengebäude mit Speisesaal und Küche wurde abgerissen, neu gebaut und über einen Verbindungsgang ans Haupthaus angeschlossen. Die Fassade des Anbaus sei jetzt zum Garten hin verglast, berichtet Emmy Galle. Überhaupt sei das Ensemble insgesamt heller und offener geworden.

Prunkstück des Hauptgebäudes ist aber ein zweigeschossiges Jagdzimmer mit Tonnengewölbe, Wandgemälden und Schnitzereien. Nach der aufwendigen Sanierung nutzen die Kinder den Raum laut Emmy Galle momentan als offenen Spielbereich. "Da wir gerade erst eingezogen sind, wird sich die pädagogische Nutzung bestimmt noch entwickeln."

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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