Olympiapark:"Ein gangbarer Weg"

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Nach langen, teilweise hart geführten Diskussionen, Einwänden, Workshops und Gesprächen können sich die Beteiligten auf den überarbeiteten Entwurf für den Erinnerungsort zum Olympia-Attentat einigen

Von Nicole Graner, Olympiapark

"Es ist nicht der schlechteste Entwurf", sagt Till Feilitzsch von der Einwohner-Interessengemeinschaft Olympiadorf (EIG), "und es ist ein gangbarer Weg". Nach langen, teilweise hart geführten Diskussionen, Einwänden, Workshops und Gesprächen in den vergangenen zwei Jahren eint diese Einschätzung nun alle die, denen am Mittwoch Werner Krag, Projektleiter und stellvertretender Chef der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, den zweiten, überarbeiteten Entwurf des Erinnerungsortes zum Olympia-Attentat 1972 vorgestellt hat: Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Milbertshofen-Am Hart und der EIG. Dieser Entwurf sehe sogar "richtig schön" aus, lobt CSU-Fraktionssprecher Erich Tomsche (CSU). Auch sei der Standort am Lindenhain gar nicht so schlecht. Man habe einen schönen Blick auf das Stadion und im Winter sogar - wie ja von Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) immer gewünscht - einen Blick auf die Häuser der Connollystraße, zu jenem Ort, an dem das Grauen begann. Auch der Bezirksausschuss-Vorsitzende Fredy Hummel-Haslauer (SPD) findet diese grüne "Insellösung" sehr gelungen.

Was ist nun anders als im ersten Entwurf des Architekturbüros Brückner & Brückner? Tatsächlich wurden Wünsche eingearbeitet, die bei der ersten Präsentation im Juli noch angebracht worden waren. Zum einen hat sich die versiegelte Fläche außen noch einmal verkleinert, zum anderen wurde der Kritikpunkt, der Erinnerungsraum habe durch das Hinuntergehen etwas "Höhlenartiges", aufgegriffen. Der Innenraum ist nun 2,50 Meter hoch, der Hügel insgesamt 1,50 Meter höher. Auch entspreche dieser Entwurf, so Werner Karg, mehr den Vorstellungen, den Bau sozusagen "im Grünen für sich schwimmen zu lassen". Das begrünte Dach, das diesen Eindruck noch einmal mehr forciert und das durchaus zum Verweilen einladen könnte, ist jedoch nicht begehbar. Ein Wermutstropfen vielleicht, aber eine Absturzsicherung hätte das Dach dann "bastionartig" wirken lassen - was die Jury bereits im Juli sehr kritisch gesehen hatte. Nun ist ein luftiger Zaun vorgesehen - ein Meter hohe und in Zwölf-Zentimeter-Abständen in den Boden geschlagene Stahl-Stangen. Ob diese Besucher abhalten können, die an lauen Sommerabenden auf dem Wiesendach vor sich hinträumen wollen, bleibt fraglich.

Grüne Insel: Der Erinnerungsraum wird Tag und Nacht geöffnet sein, fünf Aussparungen an der Treppe laden zum Verweilen ein. Simulation: Brückner & Brückner Architekten (Foto: N/A)

Die EIG hatte immer wieder auch nach den Themen Ausleuchtung und Präsentation gefragt. Die keilförmige und mit Glas ummantelte Dokumentationswand, die den vorderen Bereich des Raumes teilt und stützt, ist inhaltlich den zwölf Opfern des Attentats gewidmet. Er wird tagsüber von innen heraus leuchten, nachts schimmern . Das reiche, so Karg, auch als Sicherheitsbeleuchtung. Zudem sei der gesamte Innenraum videoüberwacht. Auf der großen, elf Meter breiten Medienwand, die mit einem Sicherheitsglas umgeben ist, wird tagsüber im "Zehn-Minuten-Loop" das in Bildern und Tonaufnahmen erzählt werden, "was wir", erklärt der Projektleiter, "vom Attentat wissen, was nach intensiven Recherchen zusammengetragen worden ist". Die große Herausforderung sei es nun, das Quellenmaterial dramaturgisch und inhaltlich gut anzuordnen und zu gestalten.

Wenn alles klappt, soll der Erinnerungsraum 2016 fertig sein. Ein Fazit von Till Feilitzsch: "Es hat sich gelohnt, sich als Bürger einzubringen." Auch wenn die EIG nach wie vor dafür plädiere, dass der Olympiapark keinesfalls weiter versiegelt werden dürfe. Kritisch haben die Bezirksausschuss-Mitglieder noch angemerkt, dass die Verkehrsanbindung nicht außer Acht gelassen werden dürfe. Für die sich in die Connollystraße "reinquetschenden" Reisebusse müsse es eine Parkmöglichkeit geben, es gebe ja den alten Busbahnhof. "Da sehen wir Verbindungen", so Feilitzsch, "die passen würden".

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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