Olympiadorf:Leichter Abschwung

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Die Genossenschaft Olywelt will die Nahversorgung im Olympiadorf selbst in die Hand nehmen. Inzwischen besitzt sie zwei Immobilien und steht finanziell gut da. Doch der Mitglieder-Zustrom versiegt allmählich

Von Thomas Kronewiter, Olympiadorf

Die Genossenschaft "Olywelt" im Olympischen Dorf zieht bereits knapp fünf Jahre nach ihrer Gründung von Erfolg zu Erfolg. "Das Darlehen für unsere erste Immobilie, das Restaurant Hongkong City, werden wir in diesem Jahr abbezahlt haben", erklärt der Vorstandsvorsitzende Eberhard Schunck. Ist die Restschuld getilgt, will man sich nach einem Neuerwerb umsehen - was umso leichter fallen dürfte, als die finanzielle Lage der Olywelt nach diversen Aufstockungen bei der Einlage gut ist. Zur Generalversammlung vor kurzem meldete das Vorstandsteam 401 Mitglieder und gezeichnete Anteile von 777 000 Euro.

Die Ladenstraße wurde verschönert, das Darlehen für die erste Immobilie, ein China-Restaurant, ist fast abbezahlt. (Foto: Florian Peljak)

Im vergangenen Jahr hat die Genossenschaft das Objekt am Helene-Mayer-Ring 14 renoviert und einem Mieter übergeben. Seit dem vergangenen November gibt es dort ein italienisches Lokal - mit dem erwünschten Nebeneffekt, dass "der etwas einsame Kirchplatz auch am Abend belebt" sei, wie sich Schunck freut.

Etwas zäh gestaltet sich der weitere Zuwachs an Mitgliedern. Nach dem rasanten Aufschwung in den ersten Jahren scheint eine Sättigungsgrenze erreicht. Der Vorstand konnte in den beiden vergangenen Jahren noch etwa zehn Neuzugänge pro Jahr aufnehmen - obwohl damit gerade einmal sieben Prozent der Dorfbewohner Gesellschafter der Olywelt sind. Nachgedacht wird deshalb über eine Verjüngung des Vorstands und eine Öffnung der monatlichen Vorstandssitzungen. Zum Beispiel will man Ladenbetreiber einladen. "Vielleicht sind wir zu zaghaft in der Werbung", meint Schunck selbstkritisch. Die Verjüngung ist auch deshalb angezeigt, weil sich Eberhard Schunck als treibende Kraft der Idee, die Versorgung des Olympischen Dorfes selbst in die Hand zu nehmen, bei der Vorstandswahl letztmals für ein weiteres Jahr zur Verfügung gestellt hat.

Eigentlich können die Olywelt-Genossen zufrieden sein, doch die Suche nach neuen Mitgliedern ist schwierig. (Foto: Renate Schmidt)

In der gesamten Ladenstraße gibt es nunmehr Wlan, entsprechende Geräte wurden in zehn Läden in Betrieb genommen. Auch für den nach langem Suchen zunächst eröffneten, dann aber wieder geschlossenen Serviceladen gibt es mit dem "Olympiawerk" schon Ersatz. Das Erscheinungsbild der Ladenstraße hat sich ebenfalls verbessert: So wirken diverse Ladeneinheiten offener, wenngleich die Erneuerung von Decke und Beleuchtung in Verzug ist. Weiter auf der Wunschliste der Genossen sind ein Optiker, ein Fahrradhändler und -reparateur sowie langfristig ein Lebensmitteldiscounter.

Zu den Problemen für die Olympiadorf-Genossen, die sich die Übernahme der eigenen Nahversorgung als langfristiges Ziel auf die Fahnen geschrieben haben, zählen nach wie vor überhöhte Preisvorstellungen verkaufswilliger Eigentümer. "Vielleicht verhilft, wie in einem Fall, ein längerer Leerstand zum Nachdenken", sagt Schunck - obwohl man Leerstände generell als schädlich ansehe. Außerdem beklagen viele Olydörfler das Fehlen von Fachhändlern etwa eines Metzgers. Außerdem kann man natürlich nur sukzessive zum Ziel kommen, weil die Mittel der Olywelt bei jedem neuen Objekt zunächst für eine Reihe von Jahren gebunden sind und deshalb nur Zug um Zug eingesetzt werden können. Die Übernahme der Geschäftswelt ginge wesentlich schneller von statten, wenn die Idee im Bewohnerkreis noch stärker unterstützt würde. Doch da sieht sich die Genossenschaft derzeit an einer schwierigen Schwelle.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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