Olympia-Einkaufszentrum:Wie die Stadt München den Opfern des Amoklaufs helfen will

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Nach dem Amoklauf ist das Ausmaß der Folgen und Belastungen noch nicht abschätzbar. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Mit einem Hilfsfonds will die Stadt München den Opfern des Amoklaufs helfen.
  • Neben den Angehörigen sollen auch Zeugen, Ärzte und Psychologen versorgt werden.
  • Auch eine Service-Hotline wurde von der Stadt eingerichtet.

Von Dominik Hutter

Die Stadt München will für die Opfer des Amoklaufs am Olympia-Einkaufszentrum langfristig unbürokratische Hilfe zur Verfügung stellen. Eine Servicestelle soll gewährleisten, dass neben den Angehörigen der Todesopfer auch die mehr als 1000 unfreiwilligen Zeugen der Ereignisse vom 22. Juli von den Behörden, aber auch von Ärzten und Psychologen versorgt werden können.

Zudem hat das Rathaus ein Spendenkonto eingerichtet. Die Stadt selbst gründet einen Hilfsfonds, in dem zunächst 500 000 Euro für sofortige finanzielle Unterstützung oder auch für Therapien zur Verfügung stehen. Die Summe ist als Einstieg gedacht: Der Fonds ist auf Jahre angelegt, der Stadtrat bewilligt bei Bedarf zusätzliches Geld.

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Der Feriensenat des Stadtrats, der sich am Mittwoch mit dem Konzept befasste, segnete zudem nachträglich die von der Stadtspitze bereits zugesagte Übernahme der Bestattungs- und Überführungskosten für die neun Todesopfer ab. Nach Auskunft der Behörden wurden drei der jugendlichen Todesopfer inzwischen in München beerdigt.

Die Stadt bezahlt sowohl die Bestattungskosten als auch die Grabgebühren. Die sechs weiteren Opfer des Amokschützen wurden in ihre Heimat überführt. Diese Überführungs- und Bestattungskosten übernimmt größtenteils das Bayerische Rote Kreuz, bei zwei Familien hat der türkische Staat den Transport finanziert. Von den neun Todesopfern stammten sieben aus kosovo-albanischen, türkischen oder griechischen Familien mit Münchner Adresse.

Pro-aktiv auf Betroffene zugehen

"Wir können die schreckliche Tat leider nicht ungeschehen machen", so Oberbürgermeister Dieter Reiter. "Deshalb muss es unser Ziel sein, direkt und indirekt von dem Amoklauf betroffenen Menschen schnelle und umfassende Hilfe zukommen zu lassen." Was genau die Menschen benötigen, die die Ereignisse mitangesehen, Schüsse gehört sowie Verletzte betreut haben oder Opfer von Paniksituationen an anderen Stellen der Stadt geworden sind, ist noch unklar.

Die Stadt will möglichst pro-aktiv auf Betroffene zugehen. Es sei zu erwarten, dass der Hilfebedarf sehr unterschiedlich sein wird, steht in der von Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs und Sozialreferentin Dorothee Schiwy erarbeiteten Beschlussvorlage. Der Bedarf werde vermutlich in den ersten Wochen ein anderer sein als nach Monaten und Jahren. Das Ausmaß der Folgen und Belastungen sei aus heutiger Sicht noch nicht abschätzbar.

Zu den Hilfsangeboten der Stadt zählt eine Art Lotsendienst durch die Krankenhäuser, Ambulanzen, Beratungsstellen, Notdienste und Selbsthilfegruppen sowie die Erstellung ärztlicher Gutachten, die zum Einreichen bei der Krankenkasse benötigt werden. Die Gutachten sind ebenso wie medizinische Zweitmeinungen oder die Interpretation medizinischer Unterlagen für Laien kostenlos.

Soziale Beratung und Hilfe bei der Arbeitssuche

Dazu gibt es soziale Beratung, den schulpsychologischen Dienst sowie Hilfe bei der Arbeitssuche oder beim Beschaffen notwendiger Dokumente, die im Kreisverwaltungsreferat auch bevorzugt oder kostenlos ausgestellt werden können. Bei Bedarf werden die Vermittlungsstelle für Erziehungshilfe oder die Fachstelle zur häuslichen Versorgung hinzugezogen.

Die Servicestelle ist telefonisch unter 089/ 23 38 69 00 oder per E-Mail unter Hilfe-OEZ@muenchen.de erreichbar. Bürozeiten: von 9 Uhr bis 16 Uhr (Montag bis Mittwoch), 17 Uhr (Donnerstag) oder 13 Uhr (Freitag). Das Spendenkonto für die Opfer des Amoklaufs: Stadtsparkasse München, IBAN DE82701500000000424911, Verwendungszweck "Hilfe OEZ 22.07.16".

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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