Oktoberfest 2012:Landwirtschaftsfest gefährdet Oide Wiesn

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Die Oide Wiesn war der Publikumsliebling auf dem Oktoberfest 2011, die Stadt wünscht sich deshalb im nächsten Jahr eine Wiederauflage. Doch das liegt nicht allein in ihrer Hand: 2012 feiert auf der Theresienwiese auch das Zentrale Landwirtschaftsfest Jubiläum - und das gilt als heilige Kuh des Bauernverbandes.

Katja Riedel

Gibt es im kommenden Jahr wieder eine "Oide Wiesn"? Diese Frage würde die Stadtspitze, allen voran Oberbürgermeister Christian Ude und der mögliche OB-Kandidat und jetzige Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (beide SPD), nur zu gern mit Ja beantworten. Den neuen Publikumsliebling nach zwei grandiosen Auftaktjahren bis 2013 pausieren zu lassen, hält die Stadt für keine gute Lösung.

Mehr als 500.000 zahlende Besucher hatte die Oide Wiesn 2011, im nächsten Jahr kommen sich auf der Theresienwiese allerdings das historische Oktoberfest und das Zentrale Landwirtschaftsfest ins Gehege. (Foto: Stephan Rumpf)

Um so mehr, da in diesem Jahr wieder eine halbe Million Besucher drei Euro Eintritt gezahlt haben, um eine stressfreie Traditionswiesn zu feiern. Allein, es liegt nicht in ihrer Hand. Denn der Bauernverband feiert dort, wo die Oide Wiesn auf einem abgesperrten Areal stattfindet, alle vier Jahre sein Zentrales Landwirtschaftsfest (ZLF), und das ist kaum jünger als das Oktoberfest: genau 200 Jahre alt.

Aufgrund eines Vertrages aus dem Jahr 1904 hat der Bauernverband das Recht, dort jährlich auszustellen, nutzt dieses aber nur alle vier Jahre. 2012 ist ZLF-Jahr. Und das Fest gilt als heilige Kuh des Bauernverbandes, besonders ihres scheidenden Präsidenten Gerd Sonnleitner, dessen letztes ZLFim kommenden Jahr anstehen wird. Noch dazu ein Jubiläum, das 125.. Ob sich Oide Wiesn und Landwirtschaftsfest nicht gut verbinden ließen? Dazu wollte im Bauernverband am Dienstag niemand etwas sagen.

Während die Bauern sich ausschwiegen und eine mögliche Sondierung für das Ende der Woche ankündigten, versuchte die CSU-Fraktion Druck zu machen. Nicht frei von Wahlkampfgetöse beklagte der Fraktionsvorsitzende und OB-Kandidat Josef Schmid, dass Ude und Reiter sich zu defensiv verhielten. Bereits zu Jahresbeginn habe die CSU gefordert, mit dem Bauernverband eine Lösung auszuhandeln. Dies sei ausgeblieben, die Stadtspitze nach Schmids Ansicht zu zögerlich: Es liege im ureigensten Interesse der Stadt, selbst aktiv zu werden.

"Am Telefon zu sitzen und auf einen Anruf zu warten, zeugt von zu wenig Engagement und Interesse", griff Schmid vor allem seinen möglichen OB-Kontrahenten Reiter an. Der Wirtschaftsreferent gab sich angesichts dieser Kritik gelassen. Er sei sicher, in den nächsten Tagen mit Vertretern des Bauernverbandes zusammenzukommen, um über eine Lösung zu beraten. "Wir wollen den Bauernverband nicht drängen, weil wir das ZLF in seiner Form respektieren", sagte Reiter. Eine Lösung müsse schnell her: "Es wird sicher keine drei Monate dauern".

Bis Ende des Jahres, ist aus Kreisen des Rathauses zu erfahren, müssten sich die Betriebe für die Oide Wiesn bewerben, vorher müsste der Stadtrat sich noch mit dem Thema befassen. Als "sportlich" gilt deshalb die Planung - und als logistisch schwierig. Derzeit freie Flächen auf der Theresienwiese, etwa Parkplätze, für die Oide Wiesn bereitzustellen, müsse geprüft werden, heißt es im Hintergrund. "Der politische Wille ist jedenfalls da". Einfacher wäre es, sich mit dem Bauernverband zu einigen. Möglich wäre, dass dieser, der 16 Hektar beansprucht, der Oiden Wiesn ihre benötigten drei Hektar abtritt. Im Gegenzug könnten die Bauern ihr einwöchiges Fest gemeinsam mit der Oiden Wiesn verlängern.

Auch über einen fliegenden Wechsel am Ende der ersten Wiesnwoche hat das Rathaus nachgedacht. Dieter Reiter selbst hält das aber für logistisch schwierig. Der Bauernverband nutze die Fläche zum Abbau, und der sei über Nacht kaum zu bewerkstelligen. "Wir haben ja vor der Wiesn schon mal geredet. Der Bauernverband wollte damals an seinem Konzept nichts ändern. Vielleicht gibt ja der große Erfolg Anlass zum Nachdenken", sagt Reiter.

Die historische Wiesn hatte 2010 eigentlich ein einmaliges Sahnehäubchen auf die Jubiläumswiesn sein sollen. Doch nachdem Tausende auf Listen für die historische Wiesn unterschrieben hatten, beschloss der Stadtrat binnen Wochen, sie dauerhaft zu integrieren. Die Oide Wiesn brachte der Stadt bei der Premiere einen unerwarteten Überschuss: fast 2,2 Millionen Euro, bei knapp 2,5 Millionen Spenden und Sponsoring. Bei mehr als 500.000 zahlenden Besuchern in diesem Jahr dürfte sich die verkleinerte Variante selbst getragen haben.

© SZ vom 05.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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