Thomas Müller hat kein Pokerface. Er guckt immer genau so, wie es ihm gerade geht. Und es geht ihm nicht gut nach der gestrigen 0:3-Blamage gegen Borussia Mönchengladbach. "Es ist eine Mischung aus Fehlern, Unvermögen und einem gewissen Antilauf", sagte er kurz nach dem Spiel in der Mixed Zone der Arena. Da ist dem 29-Jährigen, der in Begleitung seiner Frau Lisa ins Käferzelt kommt, nicht nach Lachen zumute.
Auch Trainer Niko Kovac dürfte kaum bessere Laune zum obligatorischen Wiesnbesuch des FC Bayern mitgebracht haben. Für das Team war die Niederlage am Samstag das vierte sieglose Spiel in Folge. Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Entlassung von Carlo Ancelotti muss der Kovac um seinen Job beim deutschen Fußball-Rekordchampion kämpfen - und das bereits kurz vor Ablauf der 100-Tage-Schonfrist.
Als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern hat Karl-Heinz Rummenigge selbstverständlich das große Ganze im Blick und scheint zu wissen: es geht bestimmt auch wieder bergauf. Zumindest schaut er bei der Ankunft am Käferzelt ein bisschen weniger unglücklich drein als die meisten Spieler. Er und seine Frau Martina - beide fesch in kurzen Lederhosen - legen offensichtlich wert auf modische Individualität selbst im Trachtenlook. Bei ihm ist das ganz klar an der Gürtelschnalle zu sehen, "KHR" steht da drauf. Sie greift zur eleganten Bluse mit Häschen-Aufdruck. Da trifft man garantiert keine Doppelgänger.
Jérôme Boateng bringt gute Laune mit - und zwar in Person von seiner Verlobten Sherin Senler und den gemeinsamen Kindern Lamia und Soley. Zumindest die Damen strahlen eine gewissen Vorfreude aus.
Ein paar Spieler versuchen es wenigstens einmal mit dem Lächeln - wie etwa Niklas Süle mit seiner Freundin Melissa Halter.
Cathy Hummels kann auf Kommando lächlen - als Moderatorin und Model muss sie das auch. Ihrem Mann Mats gelingt das nicht ganz so gut. Auch gestern auf dem Platz hatte er gegen Lars Stindl wenig zu Lachen.
Entspannter wirkt da schon Arjen Robben. Auf dem Feld streckte er gestern seinen Fans noch das Peace-Zeichen entgegen. Vorm Käferzelt posiert er mit seiner Frau Bernadien und den drei Kindern Lynn, Luka und Kai fürs Familienbild.
Auf dem Feld war für Torhüter Manuel Neuer nach zehn Minuten der Spaß vorbei. Da kassierte er das erste Tor. Zwei weitere folgten. Und heute? Vergessen? Verdrängt? Vielleicht. Womöglich hilft dabei aber auch der Wiesn-Nachmittag mit seinen Teamkollegen und seiner Frau Nina Weiss.
Eigentlich hat Edmund Stoiber derzeit in doppelter Hinsicht nichts zu Lachen: Die CSU steuert auf eine historische Niederlage bei der Landtagswahl zu. Für einen, der als Parteichef und Ministerpräsident einst die Zweidrittel-Mehrheit holte, muss dass besonders schmerzlich sein. Und dann auch noch das Tief seines FC Bayern, für den er den Vorsitzender im Verwaltungsrat inne hat. Doch als Politiker weiß Stoiber, wie man die Zähne zusammenbeißt.
Optimisten leben länger, heißt es. Zu diesen zählt vermutlich auch David Alaba, der mit erhobenen Daumen und seiner Shalimar Heppner ins Käferzelt kommt. Oder will er damit nur sagen, dass er entgegen erster Befürchtungen doch nicht ganz so lange ausfällt? Der Verteidiger musste in der 55. Minute ausgewechselt werden. Jetzt steht fest, dass er sich einen kleinen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zugezogen hat.
Frisch gezapfte Mass in die Hand, ein Lächeln für die Kameras - und dann die Treppe rauf ins Käferzelt. Verteidiger Rafinha und seine Freundin Fernanda Bellafronte bekommen das gut hin. Erst im Mai hatte der 32-Jährige seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert.
Leon Goretzka (links) und Sven Ulreich haben weder eine Mass in der Hand noch ein Lächeln im Gesicht. Vielleicht haben sie sich vor dem Besuch die Tabelle angesehen. Dort liegt der deutsche Fußball-Rekordmeister in der Bundesliga vier Punkte hinter Spitzenreiter Borussia Dortmund.
Na geht doch! Im Zelt angelangt und sich in Position gebracht, bringen Rummennigge und Kovac dann doch noch etwas gute Laune hin. Jedenfalls kann man die Gesichtsausdrücke dafür halten, wenn man selbst gute Laune und viel guten Willen hat.
Gab es vielleicht Absprachen, was den Dresscode angeht? Auffällig ist jedenfalls, wie oft die Farbe Grau auftaucht in den Trachtenjacken (oder dem, was einer Trachtenjacke ähneln soll - looking at you, Sanches!). Haben die Bayernspieler Anweisungen von Trainer Kovac bekommen, sich ihm kleidungsmäßig anzupassen? Grau passt in jedem Fall auch zu Himmel und Bavaria im Hintergrund und zur Gesamtstimmung. Roberto Sanches (links) und Robert Lewandowski versuchen nur minimal, mit ihren Gesichtsausdrücken gegenzusteuern.
Thiago hält dagegen: Er gibt alles, damit die Tracht bei den Bayern nicht endgültig zur Uniform wird und legt einfach mal einen Auftritt mit roter Weste hin. Seine Frau Julia Vigas hat sich dem angepasst. Oder war es andersherum?
James Rodriguez dagegen macht mit beim grauen Einheitslook. Bevor jetzt die Fashionistas unter Ihnen darauf hinweisen, dass die Bayern nun mal offiziell eingekleidet wurden für die Wiesn: Das macht es nicht schöner.
Falls Sie jetzt dachten, so ein FC Bayern geht halt auf die Wiesn und gut ist: Natürlich spazieren die Spieler da nicht einfach so herum. Renato Sanches etwa wird hier umringt von Fans - die ihn wohl nicht für die derzeitige Lage des FC Bayern schimpfen wollen, sondern einfach nur ein Selfie. Wobei wir da durchaus Fragen haben. Ist das Bild so greislig geworden, dass man das Gesicht so verziehen muss? Und an die Fans: Glaubt ihr echt, die Bayern-Spieler brauchen eure 20-Euro-Scheine?
Niko Kovac wird vorsoglich auch lieber abgeschirmt bei seinem Weg über die Theresienwiese - ob vor Selfiejägern oder FC-Bayern-Trainer-Trainern, ist unklar.