Obermenzing:Leichter Abschied

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Das war's: Abschied von der Turnhalle der Grandlschule, im nächsten Jahr wird sich die Bürgerversammlung dann in einem Neubau zusammenfinden. (Foto: Czeguhn/oh)

Bei der letzten Obermenzinger Bürgerversammlung in der alten Turnhalle steht die Zukunft des Viertels im Mittelpunkt

Von Jutta Czeguhn, Obermenzing

Wehmut hat wohl niemanden in der voll besetzten Turnhalle der Schule an der Grandlstraße ergriffen bei der Aussicht, dass es nach vielen Jahren die letzte Bürgerversammlung dort gewesen sein könnte. Sollte nicht noch Gravierendes geschehen, wird man sich 2018 nicht mehr an einem überquellenden Mülleimer, durch ausgeleierte Schwingtüren und an putzblätternden Wänden vorbei in eine kleinen Halle mit Schwingboden zwischen blauen Sprungmatten drängen. Im Frühjahr werden die Obermenzinger in einer modernen Dreifachturnhalle die Lage im Viertel diskutieren.

Der Neubau des Schulzentrums an der Grandlstraße, insgesamt mit 83 Millionen Euro veranschlagt, war auch gleich eines der Themen, die in der Versammlung zur Sprache kamen. Die Leitung hatte diesmal in Vertretung für OB Dieter Reiter (SPD) der Fraktionsvorsitzende der SPD im Stadtrat, Alexander Reissl. Der Grundschulneubau kann im kommenden Herbst bezogen werden. So weit die gute Nachricht, die schlechte allerdings, so berichtete Andrea Vlad, habe den Elternbeirat im Januar erreicht: Von den insgesamt 20 Grundschulklassen dürfen nur 16 ins neue Haus ziehen, zwei dritte und zwei vierte Klassen müssen weiterhin in den Containern unterrichtet werden. Die neue Grandlschule ist nach dem Lernhauskonzept gebaut - würden alle 20 Klassen umziehen, müssten spezielle Räume für Gruppenarbeit aufgegeben werden und das schöne Konzept wäre quasi vom Start weg über Bord, lautet Vlad zufolge eines der Argumente der Schulverwaltung. Sie jedoch stellte im Namen einer Mehrheit im Elternbeirat den Antrag: Keine Trennung der Schulfamilie, alle Grundschulklassen sollen umziehen.

Da durch den stetigen Zuzug die Schülerzahlen in Obermenzing auch in absehbarer Zeit nicht sinken werden, plant das Bildungsreferat, einen Teil des Grandl-Sprengels der Grundschule im Neubaugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee zuzuschlagen. Diese wird allerdings nicht vor dem Jahr 2021 fertiggestellt.

Dieses Quartier am südöstlichen Rand von Obermenzing war ebenfalls Thema beziehungsweise Ausgangspunkt für weitere Anträge: Wie viele Menschen werden dort wohnen - 3500, 4500, 6000 oder gar 7300? Johannes Paula von der Interessengemeinschaft Offenbach-/Meyerbeerstraße verlangte per Antrag konkrete Zahlen. Aus der Ecke dieser Bürgerinitiative kam auch die explizite Forderung: Ein S-Bahnhalt im neuen Quartier - und zwar "sofort!" Im weiteren Sinn mit dem Baugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee haben auch die Anträge zu tun, in denen es um die Einführung eines Lkw-Fahrverbots und von Tempolimits in der Kolonie I ging.

Wie auch in den vergangenen Jahren war bei der Versammlung eine gewisse Pasing-Lastigkeit festzustellen. Doch gab es auch ureigene Obermenzinger Themen. Garant dafür war wie in jedem Jahr Helmut Rothballer von der Interessengemeinschaft Alte Allee/Bergsonstraße. Er berichtete von Verkehrszählungen der Stadt an fünf Knotenpunkten in diesem Bereich - und von seinem Versuch, Unterlagen zu den Ergebnisse zu bekommen. 500 Euro hätte seine Initiative für den "erhöhten Verwaltungsaufwand" an die Stadt leisten sollen. Rothballer entschied sich für einen günstigeren Weg, also einen Antrag auf Auskunft in der Bürgerversammlung. Weitere Obermenzinger Themen, zu denen es Anträge gab, waren die Verkehrsbelastung in der Verdistraße, die Gestaltung des Platzes zwischen der Kirche Leiden Christi und dem Grandl-Schulcampus, der Verlust des Gartenstadtcharakters in Obermenzing durch aggressive Verdichtung der Grundstücke sowie fehlende Fahrradabstellplätze am Obermenzinger S-Bahnhof.

Ein Antrag, der sich letztlich knapp durchsetzte, obwohl sich die Mehrheit der Obermenzinger in der Turnhalle dazu enthielt: Sämtliche Rotlicht-Etablissements im verbliebenen Gewerbegebiet an der Paul-Gerhardt-Allee sollen "umgehend geschlossen werden".

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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