Obermenzing:Es geht in die Verlängerung

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Seit Sommer 2016 sind die Türen zu. Der Boden der Dreifachhalle schimmelt auf der Unterseite. (Foto: Catherina Hess)

Weil die Turnhalle an der Bergsonstraße noch mindestens bis Ende des Jahres unbenutzbar ist, müssen die Handballer des ESV Neuaubing auch in der kommenden Spielsaison improvisieren

Von Ellen Draxel, Obermenzing

Bei der Handballabteilung des ESV Neuaubing liegen laut Jugendleiter Axel Hartmann "allmählich die Nerven blank". Der Grund: die seit einem Jahr andauernde Sperrung der Dreifachturnhalle des Berufsschulzentrums an der Bergsonstraße. Wegen Schimmelbildung an der Unterseite des Turnhallenbodens aufgrund von eindringender Feuchtigkeit kann die Halle seit vergangenem Sommer nicht mehr genutzt werden.

Für die Berufsschüler, von denen nach Information des Referats für Bildung und Sport ohnehin nur die Zwölftklässler zwei Stunden Sport in der Woche hätten, ist das weniger gravierend, ihre Sportzeiten wurden zu drei Tagen Sport en bloc im Jahr zusammengefasst. Statt Einzelstunden gibt es für sie jetzt einen Wintersporttag, einen Sporttag auf der Außenanlage mit Turnieren und einen Bergsporttag. Vereine wie der ESV jedoch mussten sich übergangsweise Quartiere suchen, in Eigenregie, wie Hartmann sagt: "Die Stadt hat uns von sich aus keine Ersatzhallen angeboten."

Die Suche nach Alternativen allerdings gestaltete sich schwierig. Denn Handballer benötigen, um ein komplettes Spielfeld zu haben, Dreifachhallen. Vor der Sperrung wurde an der Bergsonstraße viereinhalb Stunden am Donnerstagabend trainiert, dazu kamen Punktspiele an den Wochenenden. In der näheren Umgebung der Halle an der Bergsonstraße aber fanden sich keine Plätze mehr in großen Turnhallen. Die Abteilung behalf sich, indem sie Trainingszeiten verschiedener Erwachsenen-Mannschaften in weiter entfernten Hallen zusammenlegte. Und die Kinder trainieren seitdem nur noch in kleineren Hallen, in denen es teils aber nicht einmal Tore gibt. "In weiter entfernten Hallen nach Plätzen zu suchen, macht keinen Sinn, da die Kinder zum Teil selbständig zum Training kommen", sagt Hartmann. Der Verein musste wegen der Sperrung der Bergson-Halle auch schon Abmeldungen in der Jugendabteilung hinnehmen.

Heimspiele absolvieren die Handballer mittlerweile in der Halle des ESV Neuaubing, mussten sich diesen Austragungsort aber zuvor vom Bayerischen Handballverband genehmigen lassen. Außerdem kollidieren die Spielzeiten auch noch des Öfteren mit dem Wintertraining der Fußballer.

"Dass eine Halle wegen eines Schadens gesperrt werden muss, kann passieren", meint Hartmann. Was er nicht versteht: warum die Sanierung so lange dauert. "Nachdem der Boden der Halle zunächst teilweise und dann vollständig entfernt war, ist fünf Monate lang nichts passiert", weiß der Jugendleiter, der dort täglich auf dem Weg zur S-Bahn vorbeikommt. Auch jetzt stehe dort seit mehreren Wochen nur ein Trocknungsgerät. Handwerker seien nur an wenigen Tagen am Ort gewesen.

Ärgerlich findet Hartmann auch, dass sein Verein als Betroffener keine Informationen bekomme. Weder sei der ESV informiert worden, warum die Halle gesperrt sei, noch, wann sie wieder zur Verfügung stehe. Monatelang, sagt Hartmann, habe er telefonisch und per E-Mail versucht, beim Referat für Bildung und Sport (RBS) eine Auskunft zu erhalten. Ohne Erfolg.

Im RBS kann man die Kritik nicht nachvollziehen. "Nach Rückfrage in der Geschäftsstelle des ESV zeigte sich die dortige Kollegin sehr verwundert darüber, dass sich der Verein angeblich über mangelnde Information beklagen würde", erklärt Pressesprecherin Ursula Oberhuber. Die Geschäftsstelle des ESV fühle sich "gut informiert" und könne nicht nachvollziehen, woher diese Behauptungen kämen. Im Übrigen seien den Vereinen vom Bildungsreferat durchaus Trainingszeiten in anderen Hallen angeboten worden.

Wie lang die Halle noch gesperrt ist, kann auch Vanessa Assmann vom Baureferat nicht genau beantworten. "Nach Freilegung bis zur Bodenplatte hat man Risse in der Platte festgestellt, die gutachterlich genauer untersucht wurden", erklärt die Sprecherin. Zusätzlich habe der Gutachter empfohlen, "weitere Bauteile und Bereiche zu überprüfen und Materialproben zu nehmen, um jegliche Möglichkeit für eindringende Feuchtigkeit und Schimmelbildung auszuschließen". Voraussichtlich im Sommer sollen die Untersuchungen abgeschlossen sein, dann erst könne mit der Sanierung begonnen werden. Der Umfang hänge vom Ergebnis ab. Selbstverständlich werde das Baureferat die Planung und Durchführung der Sanierung dann aber "schnellstmöglich" abwickeln.

Über den Handballverband hat Hartmann inzwischen die Nachricht erreicht, dass die Halle an der Bergsonstraße auf jeden Fall bis Ende des Jahres gesperrt ist. "Die Planung für die Punktspiele zumindest für die Hinrunde der Spielzeit 2017/18 muss also wieder improvisiert werden", sagt er. Einige Termine, die die Abteilung bräuchte, sind in der ESV-Halle aber schon jetzt anderweitig belegt.

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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