Obermenzing:Beten gegen den Lärm

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Die Polizei ermittelt die Täter, die Brandanschläge auf das russisch-orthodoxe Kloster an der Blutenburg verübt haben und den Mönchen die Nachtruhe rauben. Nachbarn solidarisieren sich mit 180 Unterschriften

Von Jutta Czeguhn, Obermenzing

"Die ganze Nacht zu beten ist gut, aber wir Mönche müssen auch einmal schlafen" - In Vater Kiprians Stimme liegt kein Vorwurf, eher ein gewisses Maß an Resignation. Mit großer Geduld habe man das alles ertragen, erzählt er, aber nach den vier Brandanschlägen hätten er und seine Mitbrüder die Sache nicht länger verschweigen können, sagt der Geistliche vom russisch-orthodoxen Kloster zum Heiligen Hiob von Počaev. Er ist zusammen mit Mönch Hiob in den Pasinger Rathaussaal gekommen. Nachbarn des Obermenzinger Klosters, die sich mit den Brüdern solidarisieren, sind auch da. Sie haben Unterschriften gesammelt, 180, die sie nun übergeben wollen. Sie wollen kundtun, dass sie die lautstarken Feiern von Jugendlichen im Park um die Blutenburg, den Müll und die Glasscherben, vor allem aber die Brandanschläge auf das nahe Kloster nicht akzeptieren. Und sie fordern, dass gegen die Ruhestörung und die Zerstörungswut etwas getan wird.

Spaziergänger-Idyll: Im Winter und Herbst kehrt Ruhe ein im Park bei der Blutenburg. (Foto: Robert Haas)

Wie berichtet, wurde auf dem Klostergelände schon vier Mal Feuer gelegt, Mülltonnen brannten, ein Holzschuppen wurde in Mitleidenschaft gezogen. Anfangs dachten die Mönche, dass es sich um üble Scherze der Jugendlichen handele, die regelmäßig im Blutenburg-Park bis in den Morgen feiern und sie um ihre Nachtruhe bringen. Mittlerweile, sagt Mönch Hiob, müssten sie davon ausgehen, dass sich diese Anschläge gezielt gegen das Kloster richteten. Man sei bedrückt bei dem Gedanken, dass die Täter auch einen Großbrand auf dem Gelände hinnehmen würden. Die Feuerwehr, alarmiert durch aufmerksame Nachbarn, habe das bislang verhindern können.

Auf dem Klostergelände wurde schon vier Mal Feuer gelegt, Mülltonnen brannten, ein Holzschuppen wurde in Mitleidenschaft gezogen. (Foto: Stephan Rumpf)

Mönche wie Nachbarn hörten sich nun an, was die Mitglieder des Bezirksausschusses und vor allem die Pasinger Polizei zu den Vorfällen an der Blutenburg zu sagen hatten. Graciela de Cammerer (SPD), im Gremium für Jugend und Soziales zuständig, riet dazu, das Team von Akim, dem Allparteilichen Konfliktmanagement im öffentlichen Raum, einzuschalten. Die Mitarbeiter könnten Kontakt zu den Jugendlichen aufnehmen und vermittelnd wirken. Zudem schlug sie den Klosterbrüdern vor, doch eine Videoüberwachung auf ihrem Gelände zu installieren. Peter Löffelmann, Pasings Polizeichef, berichtete, dass die Kriminalpolizei im Fall der Brandstiftungen mittlerweile gegen einige Jugendliche ermittle.

In der warmen Jahreszeit aber wird im Park bei der Blutenburg bis spät nachts gefeiert, die Mönche des Klosters leiden unter dem Lärm, vor allem, weil der alte Bau kaum isoliert ist. (Foto: Florian Peljak)

Grundsätzlich aber ermutigte er Mönche und Nachbarn, was die Ruhestörungen angehe, konsequent die 110 zu wählen. Bislang sei die Parkanlage nämlich "völlig unauffällig" aus Sicht der Polizeistatistik. Er verglich die Situation an der Blutenburg mit der nahe der Kirche Mariä Geburt im Pasinger Stadtpark, ebenfalls ein Treffpunkt von Jugendlichen, die die Kirchenmauern wiederholt besprüht haben. Auch Stadtrat Christian Müller, SPD-Fraktionsmitglied, riet dazu, die Polizei zu rufen. "Wenn Feuer gelegt wird, hört der Spaß auf." Wenn öfter ein Streifenwagen auftauche, werde das auf Dauer ungemütlich für die Jugendlichen. Und ihren Müll im Rahmen von Sozialstunden aufzuräumen, fänden sie bestimmt auch nicht lustig.

"Wir haben bereits begonnen, die Lage vor unserem Kloster stärker zu beobachten und die Polizei unverzüglich zu verständigen, wenn es einen Anlass gibt", sagte Mönch Hiob nach der Sitzung des Bezirksausschusses. Was den Einsatz des Akim-Teams angeht, zeigen sich die Klosterbrüder zunächst abwartend. Ablehnend stehen sie dem Vorschlag mit der Kameraüberwachung gegenüber. Das Kloster solle kein "Hochsicherheitstrakt" werden, sagt Mönch Hiob. Es solle "nach wie vor offen und einladend wirken, nicht wie eine russische Botschaft". Dass sich die Mönche so vom Lärm aus dem Park beeinträchtig fühlen, führt Hiob auch auf ihre Wohnsituation im Kloster zurück: Sie lebten beengt im ausgebauten und nur unzureichend isolierten Dachboden eines Altbaus aus den 1930er Jahren. Die Mönchen hoffen schon seit Jahren auf eine Erweiterung des Klosterbaus Richtung Norden und Osten, quasi auch als "Bollwerk" nach außen hin. Dieses Vorhaben sei für die Zukunft der Bruderschaft "von grundlegender Bedeutung", sagt Hiob. Es habe bereits Vorgespräche mit den Nachbarparteien, mit der Stadt und dem Freistaat gegeben. "Leider bekommen wir derzeit noch unkonstruktive Stolpersteine, sowohl von der Stadtplanung als auch von der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung (Präsident Schreiber) in den Weg geworfen", klagt Mönch Hiob.

Einen kleinen Erfolg aber habe die Klostergemeinschaft in diesen Tagen zusammen mit dem Grundbesitzer, der ImmoBayern, erzielen können: "Vor unserer Einfahrt soll bald eine ordentliche Straßenbeleuchtung installiert werden, so dass unser Einfahrtbereich keine dunkle Ecke mehr für dunkles Treiben sein wird."

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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