Obergiesing:Strahlende Schönheit

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Vier Jahre hat die Sanierung des Innenraums der Heilig-Kreuz-Kirche in Anspruch genommen. An diesem Sonntag öffnen sich die Pforten von Giesings kleinem Dom erstmals wieder für die Öffentlichkeit

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Für Pfarrer Engelbert Dirnberger ist auf dem Giesinger Berg eine "Halle des Lichts" entstanden, und am Sonntag darf sie erstmals betreten und bestaunt werden: Nach der vierjährigen Schließung aufgrund einer umfassenden Innenrenovierung wird die Heilig-Kreuz-Kirche wiedereröffnet. Dann können sich die Besucher selbst davon überzeugen, dass das Wahrzeichen des Stadtviertels tatsächlich in neuem Glanz erstrahlt.

Einen ersten Eindruck erhielt man am Freitagvormittag beim Pressegespräch, zu dem das Erzbischöfliche Ordinariat eingeladen hatte. Dabei verdeutlichte Martin Gastberger, Leiter der Abteilung Gebäude, dass die Instandsetzung des Gotteshauses schon sehr viel länger läuft. "Eine Baugeschichte von 30 Jahren nimmt am Sonntag ihr gutes Ende", sagte er.

Um das zu verstehen, muss man weiter ausholen. So prägt die von 1866 bis 1886 im Auftrag König Ludwigs I. errichtete neugotische Heilig-Kreuz-Kirche mit ihrem 95 Meter hohen Kirchturm zusammen mit den beiden ebenfalls neugotischen Pfarrkirchen St. Johann Baptist in Haidhausen und Mariahilf in der Au das Stadtbild Münchens östlich der Isar.

Die vielen Unterbrechungen in der 2o-jährigen Bauzeit sowie der Zweite Weltkrieg hinterließen substanzielle Schäden an dem Kirchenbau, die auch durch wiederholte Reparaturen nicht gänzlich behoben werden konnten. All das verlangte nach einer großen Lösung: Von 1985 bis 2000 erfolgte eine umfängliche Außensanierung - unter anderen mit Erneuerung des Dachstuhls -, um den Erhalt der Bausubstanz zu gewährleisten. Die einzelnen Arbeitsschritte summierten sich auf insgesamt 30 Millionen Euro.

Von 1999 an traten aber plötzlich vermehrt Schäden im Kircheninnenraum auf, es musste ein Schutzgerüst im Hauptschiff errichtet werden. Nach weiteren Voruntersuchungen und Schadenskartierungen erfolgte von 2012 an die Sanierung des Innenraums, die bis heute 8,6 Millionen Euro verschlang. Mehr als 20 Firmen waren im Verlauf der Jahre an den Arbeiten beteiligt.

Dabei war das Ziel der Gesamtrestaurierung, wie Norbert Jocher, Leiter der Hauptabteilung Kunst, erläuterte, eine weitgehende Annäherung an den ursprünglichen Raumeindruck der Kirche. Ein durchaus problematisches und von intensiven Diskussionen begleitetes Unterfangen. Zugleich wollte man aber eine zusätzliche Nutzung für Ausstellungen und Konzerte ermöglichen. So stand zwar an erster Stelle die Erneuerung der Raumschale, die Risse, Nässe, Versalzungen und Abplatzungen aufwies. Der Boden und das Gestühl wurden in ihrer ursprünglichen Gestalt rekonstruiert. Zugleich zog aber die Moderne ein in Form von Glasfaserkabeln, Wlan-Netz und innovativem Beleuchtungskonzept: Heilig Kreuz solle auch mit Kunst und Kultur bespielt werden, so Pfarrer Dirnberber, der hinzufügt: "Die Hauptsache bleibt der Gottesdienst."

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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