Obergiesing:Am Grünspitz gedeihen Ideen

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Das Angebot, sich auf der Freifläche zu engagieren, kommt bei den Giesinger bestens an

Von Hubert Grundner, Obergiesing

"Ich hab' da hinten so ein bisschen Gemüse", sagt Nadine Forster, lacht und deutet zu den Hochbeeten. Forster ist, wenn man so sagen darf, eine typische Nutzerin des "Grünspitz Giesing": Sie wohnt ganz in der Nähe, kommt hier öfter vorbei und hat es deshalb mitbekommen, als das Gemeinschaftsprojekt von Green City und MGS, der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung, welcher das Grundstück gehört, startete. Sie hat sich im Internet noch etwas schlau gemacht, was auf der Freifläche alles geplant ist und ist dann kurzerhand vorbeigekommen. Seitdem gartelt sie hier zusammen mit anderen Giesingern, wenn sie Zeit und Lust dazu hat und sofern es das Wetter zulässt. Dabei kümmert sie sich nicht nur um das eigene Beet, sondern gießt und pflegt auch all die anderen Blumen, Sträucher und Gemüsesorten, die hier mittlerweile sprießen und blühen. "Schön, dass man überall mitmachen kann", findet Nadine Forster.

In diesem Augenblick hält eine junge Frau mit ihrem Fahrrad am Gartenzaun an und fragt: "Ist das hier der Platz, wo man gärtnern kann?" Ja, wird ihr beschieden, worauf sie sich auf dem Grünspitz neugierig umschaut. Nur wenige Augenblicke später ist sie ins Gespräch mit einer anderen Frau vertieft und lässt sich erklären, wie hier das Mitmachen funktioniert.

Besser als mit solchen Szenen lässt sich kaum erklären, was der Grünspitz ist - nämlich eine Erfolgsgeschichte. Anna Canins vom Quartiersmanagement kann vom Stadtteilladen gegenüber praktisch täglich verfolgen, was sich hier tut. "Das Projekt rockt", erklärt sie knapp und bündig. "Die Fläche interessiert die Leute wirklich." Davon sind auch Irene Nitsch und Judith Fahrentholz von Green City restlos überzeugt. Ihrer Meinung nach gehört es zu den bisher erfolgreichsten Projekten des Öko-Vereins im Stadtgebiet. Seit seiner Eröffnung im September vergangenen Jahres hat sich der Grünspitz als echte Keimzelle bürgerschaftlichen Engagements bewiesen. Männer und Frauen, Jung und Alt zieht es hierher.

Den Leuten gehe es vor allem um das Gemeinschaftserlebnis und den Austausch von Erfahrungen, sagt Irene Nitsch. Und bei diesen Begegnungen, welche die verschiedenen Angebote auf dem Areal ermöglichen, entstünden dann fast von ganz alleine wieder neue Ideen, die die Leute aus der Nachbarschaft gemeinsam anpacken wollen. Beispielsweise habe jüngst ein Künstler angeboten, gratis Workshops anzubieten, ein anderer Giesinger wollte zeigen, wie man ein Insektenhotel baut. Eine Frau hingegen habe tolle Fotografien von Bergpflanzen angeboten und ausgestellt. Manchmal stellen Leute einfach nur einen Topf mit einem Steckling ab - als Geschenk und weil sie wissen, dass er hier gut umsorgt wird. Augenblicklich, so Nitsche, sei eine Schnitzgruppe im Entstehen. Deren Mitglieder könnten passenderweise gleich Schachfiguren fertigen, denn Freunde des königlichen Spiels haben sich ebenfalls schon auf dem Grünspitz eingefunden. "Auch umliegende Schulen unterstützen uns", sagt Nitsche und ergänzt damit das Bild des bunten Treibens, das hier oft herrscht, um eine weitere Facette.

Das Schöne daran: Auf absehbare Zeit bleibt den Giesingern dieser Ort der Begegnung erhalten. Laut Anna Canins ist die Finanzierung des Projekts bis Ende des Jahres gesichert - die Regierung von Oberbayern habe aus dem Topf für Städtebauförderung Mittel bewilligt. In Kombination mit den Ideen der Bürger sowie der Green-City-Mitarbeiter heißt das, dass an der Ecke von Tegernseer Landstraße und Martin-Luther-Straße weitere Veranstaltungen und Angebote realisiert werden können. Mehrere Termine stehen bereits fest: Beispielsweise sind am 6. Juni ein Flohmarkt und gemeinsames Holz-Schnitzen, am 6. und 13. Juni ein Mosaik-Workshop , am 14. Juni ein Musik-Frühschoppen und am 27. Juni ein Barfußtag für Kinder geplant. Unter den weiteren Angeboten, über die man sich im Internet unter www.greencity.de informieren kann, ragen ansonsten zwei heraus: Am 25. Juli steigt ein großes Sommerfest und am ersten oder zweiten Advent im Dezember findet wie im Vorjahr der Adventszauber mit Weihnachtsmarkt statt.

Am Ende dieses Jahres wird sich Green City aus dem Projekt zurückziehen, die Fläche aber wird den Giesinger weiterhin zur Verfügung stehen. Zwar beabsichtige die MGS, auf ihrem Grundstück Wohnungen zu bauen - allerdings nur auf dem Teil, der heute den Garten beherbergt. Das restliche Areal mit seinen unter Schutz stehenden Bäumen solle Freifläche bleiben, erklärt Canins. Um die Zukunft des Grünspitzes ist ihr nicht bange: "Ich bin baff, wie viel Engagement da ist."

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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