Obergiesing:Erzdiözese soll Café betreiben

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Seit sechs Jahren plant die Stadt einen Neubau für das Krematorium im Ostfriedhof - und eine kleine Gastronomie. Nach dem Veto der Stadtkämmerei, die ein finanzielles Risiko fürchtet, springt jetzt die Kirche ein

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Dem Fortschritt der Technik kann sich nicht einmal das altehrwürdige Bestattungswesen entziehen. Schon im Juni 2012 hat deshalb der Stadtrat beschlossen beziehungsweise beschließen müssen, für das Krematorium im Ostfriedhof einen Ersatzneubau zu schaffen. Ergänzend wollte man für Besucher und Trauergesellschaften ein gastronomisches Angebot in Form eines Friedhofscafés schaffen. Sechs Jahre und einige Umplanungen später nähert sich dieses Projekt allmählich seiner Realisierung. Das geht aus einer gemeinsamen Beschlussvorlage von Kommunalreferat, Referat für Gesundheit und Umwelt sowie Baureferat hervor, die dem Bezirksausschuss (BA) Obergiesing-Fasangarten zur Stellungnahme zugeleitet worden ist.

Falls eine Mehrheit im Rathaus die Vorschläge der Referate bewilligt, soll zunächst für das Vorhaben ein Generalübernehmer gefunden werden. Mit einer Entscheidung dürfte bis Anfang 2019 zu rechnen sein. Die eigentlichen Bauarbeiten am neuen Krematorium sowie der Umbau der dortigen Aussegnungshalle könnten dann nach Vorstellung der Verwaltung voraussichtlich im Jahr 2021 abgeschlossen ein. Bei den Baukosten wird potenziellen Bietern eine verbindliche Obergrenze in Höhe von 18,45 Millionen Euro brutto vorgegeben. Zu einem späteren Zeitpunkt soll dann die Zustimmung der Stadträte zum Rückbau des bestehenden Krematoriums eingeholt werden.

Der Ersatzneubau des Krematoriums soll sich in das denkmalgeschützte Ensemble von Trauerhalle mit ehemaligem Wohnhaus und Urnenhalle integrieren. Dabei entsteht ein neuer Innenhof, der als Ort des Rückzugs entwickelt werden soll. (Foto: Catherina Hess)

Der Ostfriedhof wurde im Jahr 1900 eröffnet. Innerhalb seiner Einfriedung plante und errichtete im östlichen Bereich Hans Grässel zwischen 1927 und 1929 das erste Krematorium - derzeit der Raum für Urnen - samt Trauerhalle. Die Trauerhalle steht laut Beschlussvorlage unter Denkmalschutz. Unmittelbar angrenzend fügte zwischen 1977 und 1979 Architekt Theo Steinhauser das jetzige Krematorium hinzu, das die Einäscherungsanlage im Grässel-Bau ersetzte. Dieses Krematorium aus den Siebzigerjahren ist nicht Teil des denkmalgeschützten Bereichs. Dessen Ersatzneubau müsse sich nun in das Ensemble von Trauerhalle mit früherem Wohnhaus und Urnenhalle sowie die vorhandenen Erschließungs- und Blickachsen sowie Raumkanten innerhalb des Ostfriedhofs sensibel integrieren, lautete die Aufgabe.

Gelöst werden soll sie dadurch, dass der Ersatzneubau des Krematoriums auf einem dreieckigen Baufeld südlich des denkmalgeschützten Altbaus angeordnet wird. Dabei entsteht ein neuer Innenhof, der als Ort des Rückzugs und zur inneren Einkehr und Begegnung für die Trauernden entwickelt werden soll, heißt es in der Vorlage der Referate.

Das neue Krematorium hat laut Beschreibung mit den vier vorgesehenen Ofenlinien eine Kapazität von 11 300 Einäscherungen pro Jahr. Damit sei der Betrieb, wie es von Seiten der Verwaltung heißt, zuverlässig gewährleistet, auch wenn einmal zum Beispiel eine Ofenlinie gewartet werden müsse. Wenn es so weit ist, kann auch im Altbau das bestehende Krematorium aus dem Jahr 1979 rückgebaut werden.

Die Aussegnungshalle für Urnenbestattungen steht im hinteren Bereich des Ostfriedhofs. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Komplett neu entstehen muss hingegen erst noch das Friedhofscafé, das seit seiner Ankündigung auf viel positive Resonanz gestoßen ist. Der Weg dahin erwies sich jedoch als wesentlich komplizierter als zunächst gedacht: Nachdem zuerst das Kommunalreferat geurteilt hatte, dass unter bestimmten, günstigen Rahmenbedingungen ein rentabler Betrieb eines Friedhofscafés möglich sein könnte und der Stadt keine finanziellen Belastungen entstehen würden, legte die Stadtkämmerei ihr Veto ein: Unter weniger günstigen Annahmen sei ein finanzielles Risiko keineswegs ausgeschlossen. Die Kämmerei kam jedenfalls zu der rechtlichen Einschätzung, dass die Errichtung eines Gastronomiegebäudes durch die Stadt sowie die Vermietung/Verpachtung der Räume nicht zulässig sei.

An ihre Stelle soll nun die Erzdiözese München und Freising treten. Sie erhält an der Südostecke des Friedhofsgeländes Ecke St.-Martin-Straße/Am Giesinger Feld in Erbaurecht ein Grundstück. Darauf kann die Erzdiözese ein Gebäude errichten, in dem sie anschließend das "Friedhofscafé mit trauerpastoralem Zentrum" unterbringen und betreiben kann. Über die Vergabe des Erbbaurechts soll in den kommenden Monaten verhandelt werden, der entsprechende Stadtratsbeschluss ist für Herbst dieses Jahres vorgesehen. Wie für das neue Krematorium wird auch für das Friedhofscafé die Fertigstellung 2021 angestrebt.

Das wiederum dauert den Lokalpolitikern im Bezirksausschuss etwas zu lang. Zwar stimmten sie dem Beschlussentwurf der städtischen Referate generell zu. Nur in puncto Café wünschten sie sich, dass dieses Projekt im Interesse der Friedhofsbesucher forciert und bereits 2019 eröffnet wird.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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