Oberföhring:Die Wut wächst

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Große Baustelle, aber nicht alles wird pünktlich fertig: Vor allem Kinderbetreuungsplätze werden fehlen, wenn die ersten 370 Wohnungen fertig sind. (Foto: Florian Peljak)

Im Prinz-Eugen-Park sollen als Kindergarten-Notlösung Container aufgestellt werden. Anwohner und Lokalpolitiker sind empört über die Planungs- und Informationspolitik der Stadt und fordern neue Lösungen

Von Nicole Graner, Oberföhring

Legosteine. Sie werden einfach mal in die Luft geworfen und bleiben dann so liegen. Unbewegt. Das Bild, das Petra Cockrell (CSU) benutzt, um die verfahrene Situation in Sachen Kita-Pavillons im Prinz-Eugen-Park zu beschreiben, scheint für alle im Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen nur allzu stimmig zu sein. Die Steine sind die Pavillons und stehen symbolisch überhaupt für all jene Entscheidungen, die die Stadt München schnell und unbedacht fällt und nicht mehr verändern will. Weil zum einen die Zahl der Kinderbetreuungsplätze im gerade entstehenden Quartier im Prinz-Eugen-Park nicht reicht und zum anderen die Kindertagesstätten in Gebäuden der GWG oder Gewofag erst 2020 bezugsfertig werden, soll im Sommer eine temporäre Containeranlage für 150 Kinder aufgestellt werden - auf einem Grünstreifen südlich der Jörg-Hube-Straße. Allerdings ohne, wie Petra Cockrell deutlich macht, mit den Eigentümern der angrenzenden Grundstücke gesprochen, ohne mit dem BA über weitere Standorte für die Pavillons nachgedacht zu haben. "Wir sind nicht gegen die Pavillons", sagt Cockrell in der BA-Sitzung. Weil es ja in erster Linie um eine "zeitnahe und qualitative" Lösung für die Kinder gehe. Aber viele Fragen seien ungeklärt und bleiben seitens der Stadt bis heute unbeantwortet.

Vor vollendete Tatsachen gestellt zu sein, ärgert in der Sitzung am Dienstag einen Bürger massiv. Seine Familie habe sich explizit für ein Wohnen in der ökologischen Mustersiedlung entschieden. Nun würden direkt davor die Kita-Container hingestellt. Vermesser hätten bereits Pflöcke eingeschlagen. Ohne, dass die Stadt die Eigentümer jemals über das genaue Vorhaben informiert hätte. Auch er wolle, dass es eine vernünftige Lösung für die Kinder gebe, aber nicht auf diese "Art und Weise". Eine andere Bürgerin fordert, dass die Stadt nun endlich einmal klare Zahlen angebe, wie viele Kita-Plätze überhaupt gebraucht würden.

Der Widerstand gegen die Container ist groß, wie auch die Wut auf die Stadt München. Das Quartier - die ersten Grundstücke wurden 2005 verkauft, die ersten Architektenpläne im März 2010 im Stadtrat vorgestellt - wurde lange geplant, und immer wieder wurde von der Stadt, den Genossenschaften und den Investoren deutlich gemacht, dass zuerst die Infrastruktur stehe und dann die Wohnungen gebaut würden. "Im Sommer ziehen die ersten Leute ein, und nichts ist fertig", schimpft Robert Brannekämper (CSU). Man brauche die Plätze, weil man die Familien nicht hängen lassen könne, die darauf gehofft hätten, dass da Kindereinrichtungen hinkämen, mahnt er.

Auch die BA-Vorsitzende, Angelika Pilz- Strasser (Grüne), zeigt sich verärgert - vor allem über die Form der Kommunikation. Viele Fragen seien gestellt worden, keine Antworten gekommen. Man müsse die Fehlplanung benennen und mit einer "ehrlichen" Kommunikation nach Lösungen suchen - bevor die Bagger kommen. "Erst reden, dann baggern" - so lautet dann auch das Motto des CSU-Dringlichkeitsantrags, den das Gremium einstimmig unterstützt. In diesem fordert der BA Bogenhausen das Referat für Bildung und Sport sowie das Baureferat auf, keine irreversiblen Maßnahmen vor der geplanten Sitzung mit den Referaten im März für den Kita-Pavillon durchzuführen. Alle Planungsvarianten sollen außerdem vorgestellt, mit dem BA abgesprochen und die Bewohner der angrenzenden Grundstücke angehört und informiert werden. Und auf Fragen solle es endlich Antworten geben. Zum Beispiel: Ist ein nachträglicher Eingriff in den bestehenden Bebauungsplan baurechtlich und ökologisch zulässig? Ist die notwendige Erschließung mit der ökologischen Mustersiedlung vereinbar? Fest steht für Petra Cockrell, dass die Stadt nicht mehr über die Fehler drüber bügeln könne, die sie "selbst verbockt" habe. Für die Legosteine hieße das: sie miteinander zu bewegen, sie zu sortieren und vor allem miteinander neu aufzustellen.

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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