Im Haus für Kinder an der Else-Lasker-Schüler-Straße in Oberföhring im neuen Wohngebiet Alte Ziegelei fehlt Personal. So viel Personal, dass die Stadt die Betreuungszeiten verkürzt hat und mehrere Mütter inzwischen stundenweise selbst mit den Kindern basteln und turnen. Besserung ist nicht in Sicht. "Wir sind hilflos", sagte Kathrin Kmeth vom Elternbeirat am Dienstagabend im Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen. Dessen Mitglieder stellten sich einstimmig hinter einen Dringlichkeitsantrag der CSU, der fordert, "mit höchster Priorität" Fachpersonal für die "mindestens vier unbesetzten Vollzeitstellen" zu engagieren, damit "eine Schließung aus organisatorischen Gründen verhindert wird". Außerdem verlangt der BA vernünftige Informationen für die Eltern und will wissen, nach welchen Kriterien die Stadt neue Mitarbeiter auf ihre Kindertagesstätten verteilt. Von einer funktionierenden Kinderbetreuung hingen ganze Existenzen ab, heißt es in der Begründung.
Davon weiß Kathrin Kmeth ein Lied zu singen, auch wenn sie auf die Erzieher, die im Kinderhaus arbeiten, rein gar nichts kommen lässt. 100 Kinder können dort betreut werden, 24 in der Krippe, 50 im Kindergarten und 26 im Hort. Ende 2015, als Kmeth ihre heute dreijährige Tochter in die Krippe brachte, da sei noch "alles Bombe" gewesen. "Die hatten wahnsinnige Angebote mit Fußball und Exkursionen und allem", erzählt die 35-Jährige begeistert. Seit diesem Sommer ist auch ihr 18 Monate alter Sohn im Haus für Kinder, doch das Angebot sei mangels Personal inzwischen stark ausgedünnt. Schon im Frühjahr habe sich erhöhte Fluktuation bemerkbar gemacht, vor den Sommerferien seien die Eltern dann gebeten worden, die gebuchten Stunden zu reduzieren, um den Betreuungsschlüssel zu verbessern.
Damals habe man auf das neue Kindergartenjahr gehofft, doch vergeblich. "Jetzt ist es nicht mehr tragbar", urteilt Kathrin Kmeth. Um Personal zu sparen, verkürzte die Stadt die Öffnungszeiten: 8 bis 16 Uhr statt 7.30 bis 17 Uhr. "Gerade die halbe Stunde am Morgen, die trifft viele hart", sagt die berufstätige Mutter, Lehrer etwa, von Selbständigen und Alleinerziehenden ganz zu schweigen. Noch gebe es viel Solidarität, der Elternbeirat organisiere Zusatzangebote wie Kinderturnen oder das Basteln für das Martinsfest und den Weihnachtsmarkt. Und es gäbe auch eine Seniorin, die bereit wäre, in der Kita bis zu fünf Kinder nachmittags zu betreuen, um die eine Stunde bis zu den alten Öffnungszeiten zu überbrücken. Doch das lehnt die Stadt aus Versicherungsgründen ab. Kathrin Kmeth ist schon himmelangst vor der nächsten Grippewelle. "Das Personal ist am Limit, wir sind's auch, und die Kinder trifft's am meisten. Es kann so nicht weitergehen."
Dieser Meinung ist grundsätzlich auch Petra Cockrell (CSU). Die Kinderbeauftragte des BA schreibt die Probleme in Oberföhring dem "Totalversagen des Bildungsreferats" zu. Dass Betreuungspersonal knapp sei und vorerst auch bleiben werde, sei bekannt. Gerade deswegen aber "sind professionelle Abläufe und verlässliche Informationen der Eltern dringend erforderlich".
Das Referat für Bildung und Sport (RBS) teilt mit, der Personalmangel sei bedingt "durch Schwangerschaft, Langzeiterkrankungen, Kündigung und Fluktuation". Unbesetzt seien derzeit zwei Vollzeitstellen für Erzieher, eine weitere Stelle mit 24 Wochenstunden sowie die Stelle einer Ergänzungskraft mit 37 Wochenstunden. "Wir unternehmen große Anstrengungen, das erforderliche Personal einzustellen", erklärt ein Sprecher. Kurzfristig könne auch Personal aus anderen Einrichtungen zugeschaltet werden. Der Elternbeirat werde regelmäßig und umfassend informiert, dies sei "der Kita und dem Bildungsreferat sehr wichtig".