Nymphenburg:Viel Format, wenig Platz

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Das Käthe-Kollwitz-Gymnasium wird der Schülerzahlen nicht mehr Herr, doch vorerst gibt es nur einen Pavillon zur Entlastung. Der Direktor will nun die Klassenzahl reduzieren, sollte der geplante Ausbau nicht beschleunigt werden

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg

Direktor Luitpold Klotz wählt deutliche Worte. Wenn seine Schule, das Käthe-Kollwitz-Gymnasium (KKG), nicht in der nächsten Runde des städtischen Programms für Schulbaumaßnahmen dabei sei, "werden wir bei der Einschreibung fürs kommende Schuljahr eben auf drei Eingangsklassen reduzieren". Das wäre der Stand von 2013, ins Schuljahr 2015/2016 ist das "Käthe" mit sechs fünften Klassen gegangen, ins Schuljahr davor sogar mit sieben. Dennoch mussten bei der jüngsten Einschreibung 60 Mädchen und Buben abgewiesen werden. Wie viele eine Absage bekämen, wenn nur drei statt sechs Eingangsklassen gebildet werden, kann man sich ausrechnen.

Das städtische Gymnasium an der Nibelungenstraße, nahe dem Romanplatz, ist eines von drei Gymnasien in Neuhausen-Nymphenburg; die anderen beiden liegen genau am entgegengesetzten Ende des Viertels, fast schon in der Maxvorstadt. Es bietet seit jeher Französisch als erste Fremdsprache an und baut auch einen bilingualen Französisch-Zweig auf. In einigen Sachfächern wird in dieser Sprache unterrichtet. Zudem hat die Schule vor einigen Jahren die fremdsprachliche Ausrichtung durch einen naturwissenschaftlichen Ausbildungszweig ergänzt. Der Zulauf ist vor allem deshalb so groß, weil das Gymnasium am nächsten zu all den Neuhauser und Nymphenburger Neubaugebieten entlang der Bahn liegt, in die viele Familien mit Kindern gezogen sind.

Die Stadt hat auf die beengte Situation bereits reagiert. Im kommenden Schuljahr wird das KKG einen Pavillon mit zehn Klassenzimmern und zwei Fachräumen erhalten. Direktor Klotz reicht das nicht aus, um den Schulbetrieb mit so vielen Klassen reibungslos laufen zu lassen. An dem rund 50 Jahre alten, "sichtbar so alten" Schulgebäude "muss sich einiges ändern", erklärte er in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Neuhausen-Nymphenburg. Es fehlen nach seinen Worten nicht nur naturwissenschaftliche Fachräume. Auch die Mensa sei zu klein, ebenso die Sporthallen. Inklusion sei nicht möglich, weil es keinen Lift gebe, und eine energetische Sanierung sei ebenfalls nötig.

Weil in sehr vielen Schulen Münchens die Substanz bröckelt und der ungebrochene Zuzug die Schülerzahlen steigen und steigen lässt, hat die Stadt eine Offensive für Neubau, Ausbau und Instandsetzung von Schulen gestartet, in die nach derzeitigem Stand knapp neun Milliarden Euro gesteckt werden sollen. Mitte Februar verabschiedeten die Stadträte das erste Bauprogramm mit einem Umfang von insgesamt 1,5  Milliarden Euro für 39 verschiedene Projekte. Aus Neuhausen und Nymphenburg kam keine Schule zum Zug, was den Bezirksausschuss stark verärgerte. Direktor Klotz sagt, er sei bisher "nach entsprechenden Signalen des Referates für Bildung und Sport" davon ausgegangen, dass das Käthe-Kollwitz-Gymnasium ins zweite Bauprogramm, aufgenommen werde. Dieses soll im Februar 2017 verabschiedet werden. Jetzt aber vernimmt Klotz andere Signale: Erst in der dritten, für 2018 angekündigten Runde, soll das KKG dran sein.

Dass es in der Priorisierungsliste "immer wieder Verschiebungen gibt", bestätigt Anna Hanusch, BA-Vorsitzende und Stadträtin der Grünen. Es gebe daher eine starke Konkurrenz unter den Schulen, "wer als nächstes hineinrutscht". Kristina Frank, CSU-Fraktionssprecherin im BA, hat Klotz' Begehr in einen Antrag gekleidet: Das Referat für Bildung und Sport solle die Baumaßnahmen am Käthe-Kollwitz-Gymnasium ins zweite Bauprogramm aufnehmen und dies der Schule auch verbindlich vor der Einschreibung im Mai zusichern.

"Ein Schaufensterantrag", kommentieret Maike Brandmayer (SPD). Im Mehrjahresinvestitionsprogramm der Stadt seien bereits Mittel für die Vorhaben am KKG eingestellt, in der höchsten Dringlichkeitsstufe. "Aus meiner Sicht ist das eine abgesegnete Finanzierung, verlässlicher als die Stadtratsbeschlüsse zur Schulbauoffensive, die durch ein Veto der Kämmerei auch gekippt werden könnten." Brandmayer schlug vor, der BA solle sich in einem Gespräch mit der Behörde informieren lassen, wie es um die Planung und die Chancen fürs KKG und die anderen sanierungs- oder ausbaubedürftigen Schulen im Viertel stehe. "Da bekommen wir schneller Antworten als auf diesen Antrag." Es entspann sich eine längere, offenbar auch von parteipolitischen Unterströmungen befeuerte Auseinandersetzung: Antrag oder Gespräch? Gespräch nur im Unterausschuss Bildung, im Plenum oder an einem gesonderten Termin außerhalb der regulären Sitzungen? Schließlich beschloss das Gremium, sowohl den Antrag als auch die Bitte um ein Gespräch auf den Weg zu bringen.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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