Neuried:Neurieder Rosinenpickerei

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Gemeinde beauftragt Büros mit Vorentwürfen zur neuen Ortsmitte

Von Julian Raff, Neuried

Die Realisierung eines Ortsmittenensembles, bestehend aus neuem Rathaus, Wohn-, Büro- und Geschäftshäusern, hat sich mehrfach verschoben, in unbestimmte Ferne rücken soll sie aber nicht. In spätestens fünf Jahren müsse das neue Rathaus stehen, erklärte Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) im Bauausschuss, der sich zwecks Vergabe der Planung auf ein "kooperatives städtebauliches Gutachterverfahren" einigte. Dabei sollen drei bis fünf Architekturbüros ihre Ideen im Rahmen eines Kolloquiums vortragen und hierfür je 15 000 Euro Honorar erhalten. Die Gemeinde bestimmt daraufhin eine Rangfolge der Entwürfe und beauftragt wahrscheinlich, aber nicht zwangsläufig den Erstplatzierten mit dem nächsten Planungsschritt in Form eines städtebaulichen Entwurfs.

Judith Praxenthaler vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum legte der Gemeinde dieses Vorgehen nahe, da es ihr ermöglicht, Ideen aller Teilnehmerentwürfe aufzugreifen, also sich legal die Rosinen herauszupicken. Das Urheberrecht gelte für Vorentwürfe üblicherweise nicht, so die Beraterin. Das Rathaus könnte sie sich drei-, die übrigen Bauten viergeschossig vorstellen, während Zipfel je ein zusätzliches Stockwerk für vertretbar hält.

Unterschiedlich beurteilen die Verbandsexpertin und der Neurieder Bürgermeister auch die Frage, ob ein Ausbau des Fußgängertunnels in der ersten Realisierungsphase mit geplant werden sollte und ob er ohne Eingriffe in die Staatsstraße möglich ist. Praxenthaler spricht sich in der Angelegenheit für eine "barrierearme", also maximal zehn Prozent steile Zugangsrampe aus, die aber separat geplant werden sollte, um das Projekt nicht zu verzögern. Zipfel bezweifelt, dass sich die Zerschneidung der Ortsmitte ohne oberirdische Änderungen an der Münchner/Forstenrieder Straße überwinden lässt - man müsse also das Straßenbauamt möglichst bald ins Boot holen. Die präziseren Vorgaben des städtebaulichen Verfahrens und die Auswahl der Teilnehmer wollen die Gemeinderäte in einer Sondersitzung Anfang September beraten.

© SZ vom 11.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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